Tom Morello - The atlas underground
BMG / Warner
VÖ: 12.10.2018
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Verzockt
Natürlich muss man kaum jemanden noch etwas über Tom Morello erzählen. Aber fassen wir an dieser Stelle trotzdem noch einmal kurz zusammen. Klar, Rage Against The Machine sind nun einmal Allgemeinwissen der Musikgeschichte, waren die vier doch nicht nur Soundtrack-Lieferant für eine ganze Generation, sondern auch eine der erfolgreichsten Kooperationen zwischen Metal und HipHop. Über Audioslave als vor allem kommerziell gelungenes Projekt gibt es erst recht nichts hinzuzufügen; viel entscheidender ist jedoch, dass Harvard-Absolvent Morello über die Jahre mehr und mehr zum politischen Aktivisten wurde, bis er als The Nightwatchman mal mehr, mal weniger gelungen dylaneske Protestsongs schrieb. Was aber allen Projekten gemeinsam war, und damit schließt sich der Bogen zu "The atlas underground", Morellos erster Soloplatte unter eigenem Namen: Der 54-Jährige gebürtige New Yorker hat sich über all die Jahre Neugier und Experimentierfreude bewahrt.
Unter diesem Gesichtspunkt muss dann auch der Opener "Battle sirens" einsortiert werden. Beziehungsweise das, was Morello und das australische Duo Knife Party aus einem Eröffnungsriff aus Morellos Standard-Baukasten machen. Gut, man hätte es ahnen können, ist die Single doch schon im Jahr 2016 veröffentlicht worden, aber die politische Aussage, die der Gitarrist nach eigenem Bekunden verstärken wollte, bleibt hinter dem EDM-Massaker irgendwie unklar. Interessanter ist da schon das folgende "Rabbit's revenge", für das unter anderem Big Boi, ehemals ein Teil von OutKast, seine Reime beisteuerte. Zwar fehlt die irgendwie gerade noch kanalisierbare Wut eines Zack de la Rocha, aber die Kooperation zeigt, dass Rock und Rap doch noch wie in seligen "Judgment Day"-Zeiten zusammen funktionieren können.
Danach funktioniert allerdings nicht mehr viel. Insbesondere bleibt die Gitarre über weite Strecken im Koffer, scheint sich Morello eher als moralische Instanz und als Produzent denn als Musiker zu sehen. Nur spärlich tauchen Riff-Fragmente auf, die im Anschluss direkt wieder elektronisch dekonstruiert werden. Das gelingt hin und wieder durchaus wie bei "Find another way", gerät aber zum Beispiel bei "How long" zum Fiasko, wenn Rise-Against-Frontmann Tim McIlrath über ein beginnendes Thrash-Riff brüllt, das jedoch rüde von House-Beats von Steve Aoki abgewürgt wird. Klingt seltsam? Genau das ist es auch. Fast schon ist es eine Wohltat, wenn wie in "Lucky one" ganz zart der Lieblings-Effekt aus Morellos Gitarre auftaucht.
Jetzt könnte man natürlich sagen, das alles habe Methode. Dazu müssten jedoch diese elektronischen Ausflüge von mehr begleitet sein als von Gitarreneffekten aus der Resterampe des so hochbegabten Musikers. Zwischendurch taugt das Geplucker und Gestampfe bestenfalls zur Hintergrund, auch wenn hier zugegebenermaßen weiß Gott nicht eben Laufkundschaft die Gästeliste bevölkert. Erst das abschließende "Lead poisoning", eine Kooperation mit den alten Kumpels GZA und RZA vom Wu-Tang Clan, reißt noch einmal aus der Lethargie und zeigt, wie stark diese Platte hätte werden können, wenn sich Morello nicht in den Spielereien um der Spielereien Willen verloren hätte. Viel schlimmer noch: Dadurch, dass er seine musikalische Zielgruppe komplett aus den Augen verliert, sie zu einer diffusen Menge werden lässt, verliert Tom Morello den Fokus für seine eigentlichen Botschaften, die heute eigentlich so wichtig wie lange nicht sind.
Highlights
- Battle sirens (feat. Knife Party)
- Lead poisoning (feat. GZA, RTA & Herobust)
Tracklist
- Battle sirens (feat. Knife Party)
- Rabbit's revenge (feat. Bassnectar, Big Boi & Killer Mike)
- Every step that I take (feat. Portugal. The Man & Whethan)
- We don't need you (feat. Vic Mensa)
- Find another way (feat. Marcus Mumford)
- How long (feat. Steve Aoki & Tim McIlrath)
- Lucky one (feat. K.Flay)
- One nation (feat. Pretty Lights)
- Vigilante nocturno (feat. Carl Restivo)
- Where it's at ain't what it is (feat. Gary Clark Jr. & Nico Stadi)
- Roadrunner (feat. Leikeli47)
- Lead poisoning (feat. GZA, RZA & Herobust)
Gesamtspielzeit: 44:42 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Jaggy Snake Postings: 890 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-10-16 20:54:59 Uhr
Weils eher kacke ist? |
nörtz User und News-Scout Postings: 14763 Registriert seit 13.06.2013 |
2018-10-16 17:51:49 Uhr
Warum ist das hier so untergegangen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27355 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-10-05 20:43:18 Uhr - Newsbeitrag
Eine Woche vor VÖ von "The Atlas Underground" veröffentlicht Tom Morello noch mal einen neuen Song. Dieses mal die Kollaboration mit der Band Portugal. The Man und Whethan. Morello kommentiert den Song wie folgt: “‘Every Step That I Take’ deals with the haunting voices of fear and love on the steps of the emotional gallows. We are honoured to be partnering with SAVE, a suicide prevention organisation, with this track. You are not alone and there is always help available.” |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27355 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-10-04 21:28:56 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27355 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-08-13 19:00:03 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Rage Against The Machine; Prophets Of Rage; Street Sweeper Social Club; Body Count; WZRD; System Of A Down; Zack De La Rocha; Faith No More; Scars On Broadway; Orbital; The Orb; Faithless; The Prodigy; Steve Aoki; Skrillex; Baauer; Moby; Massive Attack; Nightmares On Wax; Stereolab; Death In Vegas; The Chemical Brothers; Fatboy Slim; Pitchshifter; Atari Teenage Riot; Wu-Tang Clan; Run The Jewels; OutKast; Public Enemy; Cypress Hill; Method Man; A Tribe Called Quest
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