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Peter Heppner - Confessions & doubts

Peter Heppner- Confessions & doubts

RCA / Sony
VÖ: 28.09.2018

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Immer die anderen

Peter Heppner denkt an alles. Tat er sich doch mal wieder mit Plattentests.de-Dauergast Joachim Witt zusammen, um 20 Jahre später den gemeinsamen Hit "Die Flut" zu performen. Und zwar auf einem Festival, wo er mit dem selbsternannten Rübezahl der nicht mehr ganz so Neuen Deutschen Härte auch ein neues Duett vorstellte, wobei sich vermutlich kaum ein Leser auf die Veranstaltung verirrt haben dürfte. Und so ließ es sich der ehemalige Wolfsheim-Sänger nicht nehmen, "Was bleibt?" auf seinen dritten Longplayer mit dem bleischweren Titel zu packen. Das ist Ihnen nun zu gravitätisch, bedeutungshubernd und, wie einige behaupten werden, zu sehr Schlager? Keine Sorge: Zeitgleich hält Heppner auch ein ausgewiesenes Dance-Album bereit. Aber der Reihe nach. Denn wer wartet bei diesem Feature nicht schon auf den Verriss?

Pech oder vielmehr Glück gehabt, dass der "Die Flut"-Nachfolger weit von einer derart zu ahndenden Gräueltat entfernt ist. Zwar erreicht "Was bleibt?" nie den einnehmenden Hymnencharakter des 1998er Hits, gibt aber einen aufgeräumten, leicht angedüsterten Elektro-Klopfer mit weit ausholendem Refrain ab, in dem sich Heppner als gewohnt großer Sänger inszeniert. Witt verzichtet seinerseits demonstrativ auf ein Übermaß an stimmlichem Pathos und bemüht auch sein randvolles Metaphern-Köfferchen bestenfalls moderat. Ein passabler Einstieg also samt dem gelungenen Opener "Unloveable", der sich neben Downbeat-Ballade und tränenreichem Popsong einsortiert. Mit tief gekränktem Herzen, woran natürlich immer die anderen schuld sind. Und im Grunde erwartet man nichts anderes von einem Album namens "Confessions & doubts".

Nämlich ausgiebiges Hadern mit der eigenen emotionalen Unzulänglichkeit und mit der Überzeugung, dass einem nicht die Liebe wehtut, sondern die Menschen, die nicht wissen, wie selbige funktioniert. Zumindest so will es das lang und breit klagende "You don't love me", in dem sich Heppner und Kim Sanders die Vorwürfe immerhin gleichberechtigt um die Ohren hauen, während das ungut Ragga-karibisch angetüterte "Gib mir doch'n Grund" sämtliche Schuld am zwischenmenschlichen Scheitern beleidigt von sich weist. Ein allumfassender Schmerz, dem Heppner in den allzu rührseligen Seufzern "Viele schöne Stunden" und "Good things break" nicht viel mehr entgegenzusetzen hat als wehmütige Erinnerungen und die Idee, Gefühle am besten erst gar nicht zuzulassen. Und schon wird eine musikalisch konservative zu einer präservativen Platte.

Doch der Hamburger hat mehr zu bieten als am TripHop orientierte Rhythmen und Popmusik, die auch beim Fernsehen im Garten nicht ganz fehl am Platze wäre. Die unruhig schiebenden Synthies von "Nothing ends" etwa harren stets einer erlösenden Eruption, die wunschgemäß ausbleibt, und rotiert "Chance" desillusioniert, aber dynamisch um eine fidele Bass-Sequenz, klopfen sogar kurz Wolfsheim an. Erst zum Schluss bleibt kein Platz für Selbstmitleid: Zu bitter und eindringlich verhandelt das vom Musikdrama "Die Kinder der toten Stadt" inspirierte "Theresienstadt: Hinter der Mauer" das Schicksal der Jüngsten im NS-Durchgangslager, als dass sich beim bang pochenden Massive-Attack-Beat sämtlicher Liebeskummer der Welt nicht blitzschnell relativieren würde. So gesehen das passende Ende für ein relativ mittelprächtiges Album. Getanzt? Wird woanders.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Unloveable
  • Chance
  • Theresienstadt: Hinter der Mauer

Tracklist

  1. Unloveable
  2. Was bleibt? (feat. Joachim Witt)
  3. Nothing ends
  4. Viele schöne Stunden
  5. Good things break
  6. Gib mir doch'n Grund
  7. You don't love me (feat. Kim Sanders)
  8. Herz (Metropolis)
  9. Chance
  10. Theresienstadt: Hinter der Mauer

Gesamtspielzeit: 37:52 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
glotz
2018-11-07 16:58:25 Uhr
der song mit witt is hammer
Atze
2018-11-06 18:37:49 Uhr
Nun ja, NTV hat den krächzenden Heppner gegen Andrea Bocelli eingetauscht. Guter Deal! :)
D.-Th. Heck
2018-10-25 18:30:22 Uhr
Heppner sollte lieber rappen, da braucht man keine gute Stimme, sondern nur Taktgefühl. Das könnte er vll hinbekommen. :))
Amazong
2018-10-22 16:09:02 Uhr
Das geht ja noch, wenigstens kein Minuswert.
anton
2018-10-22 16:03:21 Uhr
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