Dilly Dally - Heaven
Partisan / PIAS / Rough Trade
VÖ: 14.09.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Gestärkt zurückgekehrt
Große Probleme führen zu großer Kunst. Eine Formel, die sich auch ohne wissenschaftliche Beweise immer wieder bestätigt, vor allem in der Musikwelt. Oder wie sonst kann es sein, dass die besten Alben häufig aus Problembezirken, der Drogenhöhle oder depressiven Abgründen der menschlichen Seele kommen? Dilly Dallys Beitrag zu dieser Tradition ist die Geschichte einer Gruppe von besten Freunden – die zwei Gitarristinnen und treibenden Kräfte Katie Monks und Lizz Ball kennen sich schon seit Highschool-Zeiten. Nachdem die Band im Jahr 2015 ihr wütendes Alternative-Rock-Debütalbum "Sore" herausbrachte und damit direkt auf einigen Jahresbestenlisten landete, folgte jedoch die typische Sinnkrise. Monks verkroch sich lieber mit noisigen Klangexperimenten im Schlafzimmer, als mit dem gefeierten Album durch die Gegend zu touren. Was schließlich damit endete, dass sie bei einem Konzert in England, mitten im Song "Get to you" weinend die Bühne verließ.
Nach all dem Hin und Her trägt das doch noch fertiggestellte zweite Album den Namen "Heaven" und beginnt mit dem Song "I feel free". Das ergibt Sinn, schließlich hört sich Monks' leicht verträumte Stimme tatsächlich nach Reinigung und Neuanfang an. Und das mit dem Himmel erklärt sich durch den Gesang von Freiheit, dem langgezogen "try to stay" und den Shoegaze-Gitarren auch schlüssig. Vor allem zeigt es dem Hörer direkt mit dem Opener, dass Dilly Dally sich nicht nur irgendwie zu dieser neuen Platte durchgerungen haben, sondern aus der schwierigen Phase tatsächlich mehr als hörenswerte Musik entstanden ist.
Was bei dieser Band wohl am spannendsten ist – bei dieser Platte ganz besonders – ist die Kombination verschiedener Stile zu einem ganz eigenen Sound. Monks' langgezogenen schreienden Gesang mag gewöhnungsbedürftig sein, aber er verleiht der Gruppe eine Punk-Attitüde wie schon den Riot-Grrrls der Neunziger. Am besten funktioniert das, wenn die zerstörten Vocals in eine große poppige Gitarrenmelodie münden und man nicht mehr weiß, ob das jetzt sehr lauter Grunge oder super melancholischer Dream Pop ist. Das beste Beispiel dafür ist definitiv "Sober motel". Apropos nüchtern: Hier singt Monks: "My soul comes screeching when I'm sober", was wohl eine Anspielung auf die Alkoholprobleme ist, welche die Band auf der Tour laut eigener Aussage ebenfalls beschäftigten. Das folgende "Marijuana" zeigt, dass Dilly Dally was dieses Thema angeht, mittlerweile jedoch umgestiegen sind.
Ganz in einer Liga mit "I feel free" und "Sober motel" spielt weder "Marijuana", noch einer der restlichen Songs auf "Heaven". Auf mindestens hohem Niveau sind die Lieder aber alle, wozu wohl auch die Entscheidung, die Albumlänge auf knapp über eine halben Stunde zu begrenzen, beigetragen hat. Kritisieren könnte man höchstens noch das leicht befremdliche Coverartwork. Vor allem der silbern schimmernde Band-Schriftzug lässt eher an eine Metalband denken und kann mal so gar nicht mit der fortschreitenden Zerstörung einer Eiswaffel mithalten, die auf den Singles zu "Sore" praktiziert wurde. Die Songs dahinter können es allemal.
Highlights
- I feel free
- Sober motel
- Heaven
Tracklist
- I feel free
- Doom
- Believe
- Sober motel
- Sorry ur mad
- Marijuana
- Pretty cold
- Bad biology
- Heaven
Gesamtspielzeit: 34:18 min.
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saihttam Postings: 2459 Registriert seit 15.06.2013 |
2018-10-05 20:32:26 Uhr
Macht Spaß, auch wenn die Stimme teilweise etwas anstrengend ist. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27184 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-10-04 21:24:18 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Pixies; Sonic Youth; Dinosaur Jr.; Sleater-Kinney; Beach House; Nirvana; Oasis; Weezer; Chastity Belt; Gurr; Aye Nako; Muncie Girls; Savages; Cloud Nothings; Fidlar; Japandroids; Pup; Iceage; Snail Mail; Simple Life; Bully; Charly Bliss; Wolf Alice; Great Grandpa; Cherry Glazerr
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- Dilly Dally - Heaven (2 Beiträge / Letzter am 05.10.2018 - 20:32 Uhr)