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Den-Mate - Loceke

Den-Mate- Loceke

Babe City
VÖ: 28.09.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Heiligenschein und Scheinheiligkeit

Heute will der Rezensent von einer zart aufkeimenden Liebe berichten, welche ihren Anfang nahm in den Tagen der großen Dürre anno 2018. Flankiert von zwei Standventilatoren brütete der Schreiber vor seinem Heimcomputer dahin und wurde nur durch das Signal einer eingehenden Mail aus dem Dämmerschlaf gerissen. Das Album einer recht unbekannten Künstlerin mit Namen Jules Hale und ihrem Projekt Den-Mate wartete darauf heruntergeladen zu werden. Einige Stunden später, das Mineralwasser ging zur Neige, packte er sich besagtes Album "Loceke" auf sein Handy, um den Einkaufsspaziergang mit etwas hoffentlich angenehm Tönendem zu untermalen.

Es benötigte nur einige Schritte in die gleißende Hitze hinaus, um festzustellen, dass diese Dame aus Washington D. C. ein unheimlich feines Gespür für die Art von Melodien hat, die sich festsetzen, ohne zu nerven. Jeder einzelne der zehn Songs hat ein unverwechselbares Momentum, einen speziellen melodischen Gehalt. Die grundsätzliche Bedrückung mit fluffiger Leichtigkeit kurierend, findet Hale immer wieder einen Sound, der zwar nicht endlos komplex, dafür aber sehr ausgefuchst ist. Die bereits diagnostizierte Ambivalenz spielt dabei immer eine gehörige Rolle, da schwebt das klanglich äußerst runde und anschmiegsame "Charlotte" elegant an irgendeinem Riviera-Strand des Nachmittags entlang, nur um der titelgebenden Freundin textlich ordentlich auf die Finger zu hauen: "You're telling strangers you know me / What the fuck is there to know?"

Und auch die aufgedeckte Scheinheiligkeit unterm Heiligenschein lässt kein versöhnliches Auskommen der beiden für die Zukunft erwarten. Die Synthies im folgenden "Paradise" harmonieren dann erstaunlich gut mit den schroffen Riffwerk, das der weichen Fortbewegung ein kantiges Geleit gibt und damit gar nicht weit weg ist von den frühen Garbage. "Light" treibt dagegen ein feines Versteckspiel mit seinen wahren Absichten, es marschieren durchaus kräftige Drums mutig voran, man erwartet bereits einen griffigen Dance-Track. Doch Hale hat andere Pläne, löst das Stück in leichtem Gitarren-Pling in Richtung umwölkte Psychedelik auf. Eine himmelstürmende Katharsis mit entfernter Verwandschaft zum Post-Rock weist "Sick" auf, "Country" dagegen räkelt sich in nachtschwarzen, lasziven Beats, die vollmundig schwingen.

Abwechslung bleibt Trumpf bei diesem Album, das aber dennoch eine unverkennbare Handschrift aufweist. Ob "Loceke" sich wie bei "XOSO" sexy in den Hüften wiegt oder "Regine" ein "Twin Peaks"-Liebeslied anstimmt – Hales Musik bleibt immer angenhm diszipliniert. Kein Übermaß und keine Völlerei, einige mitunter verquere Beats, markante Synthie-Figuren und vielseitig gespielte Gitarren – das reicht für Den-Mate locker aus, um Eindruck zu hinterlassen. Wenn dann gegen Ende der Titelsong in die Weite hinausdriftet und den Horizont mit einem mächtigen Crescendo in die Knie zwingt, ist man sich dann bereits bewusst, dass das hier etwas für länger ist und nicht nur ein kleiner Pop-Flirt.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Paradise
  • Sick
  • XOSO

Tracklist

  1. Charlotte
  2. Paradise
  3. Light
  4. Sick
  5. Country
  6. D C junke
  7. XOSO
  8. Regine
  9. Loceke
  10. Still life

Gesamtspielzeit: 36:12 min.

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Armin

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2018-10-04 21:24:07 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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