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Beta Radio - Ancient transition

Beta Radio- Ancient transition

Nettwerk / Soulfood
VÖ: 14.09.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Erst mal zur Ruhe kommen

Es gibt ja diese bestimmten Tage – wieder nur gearbeitet, aber trotzdem nichts erreicht. Immer wieder an den anonymen U-Bahn-Gesichtern der Großstadt entlang laufen, anstatt wildfremden Leuten bei irgendeinem Punkkonzert in die Arme zu fallen. Abends im Bett liegen und nicht einschlafen können aus Angst über die nächste Monatsmiete. Nur so als Beispiel. Denn was auch immer gerade das existentielle Problem ist, ein jeder hat seine Taktik damit umzugehen. Für den einen ist es die alte Drei-Fragezeichen-Kassette, und für die meisten Leser wahrscheinlich ein paar ins Herz geschlossene Platten. Und wenn dann Ben Mabry in den ersten Sekunden dieses neuen Beta-Radio-Albums die erste Zeile "Tongue tied, I can feel the shadows, your eyes, I don’t know them now" singt, die Instrumente sich zu einem Moment der friedlichen Schönheit erheben, da weiß man, dass auch "Ancient transition" zu dieser Art von Album gehört. Oder zumindest, dass für die nächsten knapp 40 Minuten die Welt wieder in Ordnung ist.

Mit seiner wunderschönen Klaviermelodie, dem beruhigenden Schlagzeug im Hintergrund, den hymnischen Streichern, und vor allem dem perfekt darauf abgestimmten Gesang ist "Tongue tied" der bestmögliche Opener eines Albums, den eine Band wie Beta Radio machen kann. Die Musik von Ben Mabry und Brent Holloman lässt sich seit dem im Wohnzimmer aufgenommenen Debüt "Seven sisters" von 2010 als Kombination von Indie, Folk und Americana beschreiben. Und während das Duo damals noch ganz überrascht war, dass sich auch außerhalb von Freundes- und Familienkreis einige Leute für jenes Album zu interessieren begannen, haben Soundtrack-Features, Spotify-Playlisten und nicht zuletzt viel Mundpropaganda mittlerweile dazu geführt, dass die aktuelle Platte nun schon als Vollzeit-Job angegangen werden konnte. Aufgenommen wurde nach wie vor zu Hause, jedoch haben sich die beiden im Laufe der Zeit einiges an Heimstudio-Equipment besorgt.

Wer sich das Coverfoto anschaut, bekommt schon eine ziemlich gute Vorstellung vom Aufnahmeprozess und dem dort erschaffenden Sound. Ein gemütliches, einstöckiges Terrassenhaus, wahrscheinlich einsam im US-amerikanischen Hinterland gelegen. Ein warmer, leicht verregneter Sommerabend, die Sonne ist grade im Begriff unterzugehen. Diese Stimmung ist neben dem oben beschriebenen Opener auch auf den restlichen neun Songs zu finden. Daher ist es auch überflüssig, einzelne andere Lieder herauszustellen, und deshalb ist "Ancient transition" am Ende wohl doch kein richtig großes Album und Beta Radio weiterhin nicht ganz in der ersten Klasse der aktuellen Indiefolk-Generation. Wobei das von Akustikgitarre und versöhnlichen Gesang bestimmte "Bees and swans" noch einen zweiten Höhepunkt darstellt und dabei stark an Sufjan Stevens‘ "Illinois"-Phase erinnert.

Es ist also gar nicht tragisch, dass die magischen Momente gegen Ende des Albums etwas nachlassen beziehungsweise einem als Hörer nichts wirklich Neues mehr geboten wird. Denn der seelische Zustand, den Mabry und Holloman mit ihrer Musik transportieren wollen, ist da schon längst erreicht. "When people listen to this, I’d love for them to walk away feeling known" beschreibt es Mabry im Pressetext treffend. Ein Album, das vielen kommenden Herbstabenden ein inneres Lagerfeuer verleihen wird.

(Theo Flint)

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Highlights

  • Tongue tied
  • Bees and swans
  • Our remains

Tracklist

  1. Tongue tied
  2. Bees and swans
  3. Sans land
  4. Our remains
  5. Realistic city living
  6. Gone for a while
  7. Everyone around
  8. All at once I saw it all
  9. On your horizon
  10. Wasted

Gesamtspielzeit: 38:22 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Brismor

Postings: 2

Registriert seit 20.02.2021

2021-02-20 16:50:15 Uhr
Hi
von Beta Radio gibt es was Neues. Afraid of Love von 2021 ist ein super gutes Album, frische nach Folk und Americana klingende Songs, empfehlen kann ich "Hope You Change Your Mind", aber alle anderen Songs des Albums auch. Die Jungs sind großartig!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28240

Registriert seit 08.01.2012

2018-10-04 21:23:45 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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