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St. Thomas - Hey harmony

St. Thomas- Hey harmony

Racing Junior / City Slang / Labels / Virgin / EMI
VÖ: 12.05.2003

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Heimatmelodien

Gestern abend hatten wir alle schon ziemlich viel Rotwein getrunken. Und deshalb dann wieder dieses Bandgründungs-Ding, mit dem juvenile Mitzwanziger ihren allzu tristen Alltag kompensieren müssen. "Hey, wir müssen unbedingt mal was machen, so musikmäßig!" Kai will mir seine Telefonnummer geben, sucht in meiner Umhängetasche nach Beschreibbarem und findet nur die neue CD von St. Thomas. Er schaut in die Runde, wir nicken, er legt sie ein, und wir erzählen weiter.

Thomas Hansen kommt aus Norwegen: Da machen ja scheinbar alle Menschen aufgrund der häufigen Dunkelheit Popmusik. Die Kausalität dieser vielzitierten Vermutung mag mir noch immer noch nicht einleuchten. Doch das soll auch nicht weiter stören. Denn Popmusik machen, das können sie ja, diese Skandinavier. Die endgültige Seligsprechung wird der Nordmann mit dem Heiligenschein auch mit diesem Album nicht erreichen. Vielleicht wird er auch bis zum St. Nimmerleinstag warten müssen. Ein ziemlich nettes Album ist "Hey harmony" dennoch. Country, das ist ja immer die Ambivalenz von Heim- und Fernweh: Truckerromantik versus süße Heimat. Und so präsentiert sich das Zweitwerk des Ex-Briefträgers als eine homogene Sammlung feiner Popsongs mit Sehnsuchtsappeal.

"A long long time" als Opener gibt die Richtung vor: Gitarre und Gesang, die Konstanten sind gesetzt. "I've been walking a long long way." Wer dem netten Thomas beim Interview mal in die Augen geschaut hat, mag ihm diese Odyssee sogar abnehmen. Doch Hansen ist angekommen, hat seinen Seelenfrieden gefunden. "Mit dem Alter fängt man an, sich für Countrymusik zu interessieren", sangen einst die Aeronauten. Herr Hansen ist der singende Gegenbeweis. Seine Stimme läßt vermuten, daß Neil Young auf einem seiner wahrscheinlich raren Konzerte in Norwegen noch einen unehelichen Sohn zeugte. Die Parallelität der Sangesorgane ist nun wirklich verblüffend. Auch musikalisch erinnert vieles an Neil Youngs 2000er Album "Silver and gold". Gesetzte Melodien wie "Like a big time", hübsch in Szene gesetzt auch von zwei Lambchop-Musikanten. Damit stürmte er in den norwegischen Charts auf den zweiten Platz.

Der Abend neigt sich dem Ende zu. Ich packe meine Sachen, nehme auch die CD aus dem Player und stecke sie in die Promo-Papphülle. Kai hat mit Edding seine Nummer auf den Karton geschrieben. "Ruf mal an, da könnte was gehen", schreibt er. Recht hat er. Auch Thomas Hansen begann erst 1997 mit dem Gitarrenspiel. Nach viel Rotwein sind juvenile Mitzwanziger manchmal unverbesserlich.

(Sebastian Peters)

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Highlights

  • A long long time
  • Everything was up for a romance
  • Waiting for Dave Cloud

Tracklist

  1. A long long time
  2. 45 seconds
  3. Everything was up for a romance
  4. Hero's making dinner
  5. Be cool be nice
  6. Like a big time
  7. Strengthen your bow
  8. Falling down
  9. New Apartment
  10. People in the forest
  11. Cowboy/Cowgirl Moviestar, Moviestar
  12. Institution
  13. Waiting for Dave Cloud (Hidden track)

Gesamtspielzeit: 43:06 min.

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