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Phosphorescent - C'est la vie

Phosphorescent- C'est la vie

Dead Oceans / Cargo
VÖ: 05.10.2018

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

A matter of life and death

In den letzten fünf Jahren wurde Matthew Houck zweifacher Vater, zog in Nashville ein eigenes Studio hoch und starb fast an einer Meningitis. So schmal ist der Grat zwischen Neuanfang und Nahtoderfahrung, so ist nun mal das Leben – der auf den ersten Blick recht inhaltsleere Titel des siebten Phosphorescent-Albums erhält durch die ganz eigenen Erlebnisse seines Erschaffers sein Fleisch. Und doch setzt Houck damit nur einen Trend fort. Mit "Muchacho" öffnete sich der einst so introvertierte Folk-Poet plötzlich, die Kritik nahm dies überschwänglich an, doch ein mit der neuen Beschwingtheit einhergehender Hang zum Kitsch und zur Substanzlosigkeit ließ sich ebenso wenig leugnen. Je weiter der New Yorker seinen Mund aufmachte, desto mehr Leute hingen an seinen Lippen, auch wenn er musikalisch bedeutend weniger zu sagen hatte. Der fortschreitenden Banalisierung Phosphorescents hat auch "C'est la vie" nicht allzu viel entgegenzusetzen.

Zugegebenermaßen klingt das aber alles schlimmer, als es tatsächlich ist beziehungsweise krankt Houcks Schaffen in erster Linie einfach an der Messlatte, die er sich mit dem kaputten Spiritual-Folk-Meisterwerk "Pride" selbst sehr hoch gelegt hat. Auch in den fröhlich-poppigsten Momenten schwingen auf "C'est la vie" noch immer eine Traurigkeit und Lebensverdrossenheit mit, die ein völliges Abkippen in egalen Midtempo-Country glücklicherweise verhindern. Dennoch ist es ärgerlich, dass die Grenze zwischen bewegender Melancholie und schläfriger Schunkelei leider zu oft zugunsten von letzterer überschritten wird – namentlich sind es "There from here" und "My beautiful boy", die am konsequentesten ohne irgendein griffiges Merkmal durch die Gehörgänge ziehen. Ein Jammer, dass Houck seinem textlich wohl persönlichsten Album bisher nicht die musikalische Zugkraft geben konnte, die es verdient hätte.

Vielleicht funkeln die beiden Highlights von "C'est la vie" aber auch gerade deshalb umso heller, weil der Rest um sie herum etwas blass daherkommt. "New birth in New England" lässt sich als kleine Schwester von "Song for Zula" begreifen, erreicht dessen Klasse nicht ganz, nutzt aber eine ähnlich farbenfrohe Palette von Stimmungen und Genres. Mit einem heiteren Jangle-Riff, ganz dezenter Elektronik und Slide-Gitarre tanzt das Stück entschlossen nach vorne, bis es in einen Ambient-Gospel-Teil kippt und schließlich in ein euphorisches, chorales Finale übergeht. Houcks Stimme leidet und bröckelt hier mehr, als dass sie sich die lockere Souveränität des Tracks zu eigen macht, dabei ist sein Vortrag über die Geburt eines seiner Kinder nicht weniger als herzergreifend: "It was the very first time you laid eyes on me / Your momma burst into tears." Zu einer achtminütigen Fingerübung in Sachen The-War-On-Drugs-Epik gerät indes "Around the horn", über einen stoischen Beat stapeln sich Schichten von Gitarren, Klavier und sphärischen Gesangslinien, bis der auch rhythmisch ausufernde Schlussakt alle Dämme bricht.

Der Daumen zeigt auch sonst noch oft genug zumindest halb nach oben. Der Quasi-Titeltrack "C'est la vie No. 2" klingt wie ein Outtake der letzten Beirut-Alben und überzeugt als liebliche, kleine Pop-Nummer, in der Gospel-Ballade "Christmas down under" setzt ein knorriges Gitarren-Solo einen unerwarteten Reizpunkt. Auch das finale Instrumental "Black waves / Silver moon" schiebt und zittert spannungsgeladen, erzeugt eine Form von Dringlichkeit, die sich sonst über weite Strecken rar macht. So wie Houck zuletzt privat zwischen Leben und Tod wandelte, gibt sich auch seine Musik grenzgängerisch, doch hängt sie damit eher in der Luft, als trittfest zwischen zwei Welten zu stehen. Um auf einer oberflächlichen Ebene durchweg Spaß zu machen, fehlen Dynamik und das ganz große Pop-Songwriting, für mehr hat sie einfach nicht die Tiefe und Intensität früherer Großtaten. Die konstante Verflachung eines einst so tollen Künstlers sorgt für Stirnrunzeln, doch da Houck selbst als einziger etwas daran ändern kann, wird man sich wohl oder übel damit arrangieren müssen. C'est la vie.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • New birth in New England
  • Around the horn

Tracklist

  1. Black moon / Silver waves
  2. C'est la vie No. 2
  3. New birth in New England
  4. There from here
  5. Around the horn
  6. Christmas down under
  7. My beautiful boy
  8. These rocks
  9. Black waves / Silver moon

Gesamtspielzeit: 46:00 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33288

Registriert seit 07.06.2013

2018-10-02 22:12:19 Uhr
Ich mag den Opener ja sehr. Mal reinhören.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27355

Registriert seit 08.01.2012

2018-10-02 15:05:15 Uhr - Newsbeitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27355

Registriert seit 08.01.2012

2018-09-26 20:25:24 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?
Prophet
2018-09-26 20:04:13 Uhr
Rezi ist bestimmt von MopedTobias

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2018-09-06 19:14:31 Uhr - Newsbeitrag
PHOSPHORESCENTS Matthew Houck hat einen zweiten Track von seinem kommenden Album "C'est La Vie", das am 5. Oktober auf Dead Oceans veröffentlicht wird, geteilt. Das surrealistisch angehauchte "Christmas Down Under" steht ab heute als Stream und Download zur Verfügung:

Phosphorescent „Christmas Down Under” (Official Audio)
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