The Blaze - Dancehall
Believe Digital / Soulfood
VÖ: 07.09.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Film fahren
Wer sein Debütalbum "Dancehall" nennt, möchte damit sicher auf etwas Bestimmtes anspielen. The Blaze, das französische Duo bestehend aus den Cousins Guillaume und Jonathan Alric, haben gleich mehrere Gründe dafür. Der offensichtliche: Die zehn im Elektropop beheimateten Stücke sind zum Großteil sehr gut tanzbar, wie geschaffen für eine sonnengetränkte Festivalwiese, auf der die euphorischen Besucher sich zum Takt wiegen. Die konstant heruntergepitchten Vocals in Kombination mit dem leichten Akzent vermitteln auf der anderen Seite eine Ahnung des Genres Dancehall, weil sie öfters an Patois-Phrasierung erinnern. Dabei sind The Blaze ursprünglich gar nicht für ihre Musik bekannt, sondern haben sich mit diversen Kurzfilmen einen Namen gemacht. Die Bewegtbilder können sie mittlerweile mit Eigenkreationen unterlegen.
Vielfalt und Tiefgang sind indes nicht die Faktoren, welche die Alric-Cousins im Fokus haben. "Dancehall" rauscht viel lieber als ein großer, einnehmender Vibe durch die Boxen. Was genau gesungen wird, ist zum einen durch die Stimmeffekte häufig unverständlich, zum anderen für den akustischen Genuss auch vollkommen nebensächlich. Die Stücke transportieren stattdessen in einen überaus angenehmen, leicht dösigen und öfters mit Euphorieschüben verwöhnten Zustand. Das überaus hübsche "She" wirft immer wieder mit ein paar Vocal-Fetzen um sich, zitiert beinahe schon "Star guitar" von The Chemical Brothers, bevor es ganz unbemerkt eine dichte Klimax erreicht. Fast ohne Vocals kommen die meisterlich aufgebauten "Rise" und "Faces" aus. Ersteres könnte als technoide Version eines DJ-Koze-Stücks durchgehen und verbreitet als zentrales Stück den meisten Schmiss. "Faces" steigert sich in einen faszinierenden Loop, der immer mehr von Störgeräuschen nach vorne gedrängt wird.
Das dynamische Auf und Ab, welches "Dancehall" wie einen roten Faden konsequent verfolgt, ist zugleich der Schlüssel zur Reise. Mal rhythmusbetonter wie das schleppende "Places", mal melodiefokussierter wie im wundervollen "Runaway", in dem sich die verpeilten Vocals mit dem unterliegenden, brutzelnden Bass paaren. The Blaze sind damit vielen anderen EDM-Nasen ein paar Schritte voraus, weil sie verstanden haben, dass ein Album eine Grundstimmung verlangt und kein zusammengewürfelter Haufen von Einzelstücken sein soll. Weniger Alle Farben, mehr John Talabot, sozusagen – trotz der klaren und deutlichen Massentauglichkeit. Um einen Film zu fahren, braucht man von The Blaze in Zukunft nicht mehr zwingend etwas Visuelles.
Highlights
- Rise
- Runaway
- Faces
Tracklist
- Opening
- Heaven
- She
- Places
- Rise
- Runaway
- Breath
- Queens
- Faces
- Mount
Gesamtspielzeit: 38:09 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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musie Postings: 3914 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-12-07 12:56:55 Uhr
The Blaze höre ich sehr oft. Auch das Set für Cercle (gibts auf applemusic) ist toll. The Blaze - Dancehall 9/10 Enfant Sauvage - Petrichor 8/10 Das Visuelle zum Sound ist bei beiden grossartig. |
Klaus Postings: 9595 Registriert seit 22.08.2019 |
2021-12-06 23:09:59 Uhr
Läuft gerade mal wieder, wo eben die Enfant Sauvage rauskam. Immernoch eine große Platte! 8/10. |
tjsifi Postings: 844 Registriert seit 22.09.2015 |
2018-10-04 14:18:01 Uhr
Gefällt mir immer besser! Genau das was Pitchfork an der Platte kritisiert gefällt mir an ihr. :-) "On their debut album, Guillaume and Jonathan Alric make big, staid dance music tailored for main stages at music festivals where subtlety falls victim to the pursuit of big moments." |
tjsifi Postings: 844 Registriert seit 22.09.2015 |
2018-09-27 11:01:39 Uhr
Gutes Album aber die Territory EP fand ich irgendwie noch einen Tick in sich geschlossener. Das Album „biedert“ sich eher fürs Radio an. |
musie Postings: 3914 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-09-27 08:47:32 Uhr
Schöne Rezi, danke dafür, dass die nicht untergegangen ist. Bei mir schleicht sich das Album zu einem Jahreshighlight. Selten so ein ausbalanciertes Album zwischen Euphorie und Melancholie gehört. Unbedingt in die Referenzen gehört M83. |
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Referenzen
Moonbootica; Moderat; Paul Van Dyk; Armand Van Helden; LCD Soundsystem; John Talabot; Modeselektor; Digitalism; Daft Punk; Simian Mobile Disco; DJ Koze; The Field; Fritz Kalkbrenner; Paul Kalkbrenner; Pantha Du Prince; Die Vögel; Architecture In Helsinki; Nightmares On Wax; Dizzy; Haevn; Robin Schulz; Felix Jaehn; Alle Farben
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