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Pari San - R.I.P. identification

Pari San- R.I.P. identification

FlyingCarpet / Believe / Soulfood
VÖ: 07.09.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Alle Schubladen offen

"I am of the desert / I am of the ocean." Wo man herkommt, weiß man in der Regel, aber sagt das schon aus? "R.I.P. identification" haben Paul Brenning und Parissa Eskandari, die zusammen das Duo Pari San bilden, ihr Debütalbum nicht umsonst genannt. Er stammt aus Deutschland, steht als Tüftler im Hintergrund, sie hat persische Wurzeln, floh mit vier Jahren aus dem Iran und lässt ihrer multifacettierten Persönlichkeit am Mikrofon freien Lauf. Die Band der offenen Seite des Zeitgeists, quasi. In Freiburg 2012 zusammengefunden, mittlerweile in Berlin lebend, haben sich Pari San bereits 2014 respektive 2016 mit den EPs "Thalamus" und "Frozen time" eine stetig wachsendes Publikum geschaffen. "R.I.P. identification" dürfte den Kennerkreis nur noch vergrößern – zu Recht, versteht sich. Mal erinnert das Duo an den leicht schiefliegenden Pop von Lykke Li, auch der elektronische Ansatz von Banks & Co. schimmert des Öfteren durch und in ihren exaltiertesten Momenten gemahnt Eskandari durchaus an Björk.

Leicht machen es Pari San einem derweil nicht immer. Klare Songstrukturen werden zugunsten von Abfahrten in diverse schwarze Löcher erst verworfen, dann wieder aufgegriffen, die Stimme morpht sich durch alle erdenklichen Filter, von denen Autotune nur die Spitze des Eisbergs ist – das Arsenal kann sich vielmehr mit den geschlechtsneutralisierenden Werkzeugen von The Knife messen. So leichtfüßig der poppige Refrain von "Lalaland" durch die Boxen tänzelt – der lallende Gesangsvortrag und die mysteriös gewundenen Strophen verhindern allzu viel Zucker auf einem Fleck. Wenn das ebenfalls gut flutschende "Lie" Peaches' berüchtigte Textzeile "Sucking on my titties like you wanted me" zitiert, irritiert das nur kurz, die Hook wischt alle Bedenken mit einem Schlag weg. Absolutes Highlight ist das herrlich schwebende "In my dreams", das immer wieder für ein paar Sekunden den freien Fall antäuscht – "down below my flying carpet". Die kulturellen Klischees sind bewusst und werden ironisch gebrochen.

Wenn man "R.I.P. identification" etwas vorwerfen mag, dann nur, dass es sein stärktes Pulver gleich mit den ersten vier Tracks verschießt. Für diese Zeit ist es eines der Alben des Jahres, im Anschluss kühlt die glühende Euphorie etwas ab, werden die Stücke zurückhaltender und zugleich fordernder. Die Beats werden dreimal um die Ecke gewarpt, allerhand Spezialeffekte knabbern sich ins Ohr. Spaß macht das aber immer noch. "See the dark side of yours / Together we open the doors" singt Eskandari nicht umsonst in "Change is what" zu Brennings cinematischen Soundspuren. Und dass dem Closer "Iranian mausoleum" – ein Gruß an die Heimat der Frontfrau – nach geheimnisvollem Stimmengewirr sein pathetisch anmutendes Ende von Noise-Breaks zerhauen wird, ist nur die Fortführung des Dekonstruktionsprinzips, an das sich Pari San hier halten. Das ist bei aller Verweigerung gegenüber klarer Linien immerhin ein Aspekt, mit dem sie sich identifizieren lassen.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Bubble
  • Lie
  • Lalaland
  • In my dreams

Tracklist

  1. Bubble
  2. Lie
  3. Lalaland
  4. In my dreams
  5. Elevator
  6. Like I do
  7. Ego
  8. Witch
  9. Change is what
  10. Iranian mausoleum

Gesamtspielzeit: 35:44 min.

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Armin

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Registriert seit 08.01.2012

2018-09-19 20:50:24 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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