Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


William Fitzsimmons - Mission bell

William Fitzsimmons- Mission bell

Grönland / Rough Trade
VÖ: 21.09.2018

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Ein Trauerspiel

Dass William Fitzsimmons so seine Erfahrungen mit einer gescheiterten Ehe hat, wird dem einen oder anderen Plattentests.de-Leser bekannt sein. Doch diesmal hat es das Schicksal mit ihm besonders böse gemeint und sich mal so einen richtig billigen Daily-Soap-Plot ausgedacht. Da nistet sich der beste Freund in den eigenen vier Wänden ein, gemeinsam will man im gemütlichen Heimstudio am neuen Album werkeln, und zwei Monate später hat man den Salat: Die Ehefrau eröffnet einem, dass sie mit dem Musikerfreund einen potenten Bettgefährten gefunden hat und obendrein: Die Ehe ist im Eimer, aus, vorbei, Scherbenhaufen. Da will man die entstandene Musik natürlich, analog zur eigenen Existenz, erst mal in die Tonne kloppen. Dass nun dennoch mit "Mission bell" das Album zur Tragödie vorliegt, hat vor allem mit zwei guten Seelen zu tun.

Da wäre zum einen der Multiinstrumentalist und Produzent Adam Landry, der den desillusionierten Fitzsimmons in seine Obhut nahm, das Material sichtete und den guten William überzeugte, weiterzumachen. Landry sorgte dafür, dass die Songs auf "Mission bell" eine angemessene Ausstattung bekamen, sicherlich keine überladene, aber doch deutlich eine üppigere als zum Beispiel auf "Lions". Vor allem Polysynth und diverse Gitarren sorgen für ein rundes Klangbild, das oftmals von einem durchaus mitteilsamen Schlagzeug ergänzt wird. Der andere heilsame Geist dieser Platte ist Abby Gundersen, die im Duett oder aus dem Background heraus den weiblichen Gegenpart zu Fitzsimmons' tieftraurigen Vocals beisteuert, ohne sie würde der Mann aus Illinois wahrscheinlich nur eine karge Wand ansingen. Wenn Gundersen stellvertretend für Ehefrau, besten Freund und Fitzsimmons selbst aus dem Off die Frage "And where did we go so wrong?" einwirft, schwappt die erste Gänsehautwelle über den empfindsamen Hörer hinweg, und es werden noch weitere kommen.

Denn "Mission bell" ist eine tiefgreifende Meditation über erlittene oder bevorstehende Verluste, ein Trennungsalbum par exellence. Da wird das Erlebte in "Angela" noch mal ganz gegenwärtig: "Sometimes at night / I can still see you laying beside him / Whispering about all the hurt / That you're leaving behind." Die Musik ist dabei, wie von Fitzsimmons gewohnt, frei von Zorn. Akustikgitarre, Synthies und Violine bereiten einen weichen, fluiden Untergrund, auf dem sich der Gesang von Fitzsimmons entrollt. Von Refrains im engeren Sinne kann bei den zehn Songs keine Rede sein, außer man versteht diese als dezente Steigerung oder Variation der Strophe. Dadurch entsteht eine Geschlossenheit, die nur von Gundersens geisterhaften Backgroundvocals durchdrungen wird, so im besonders nuancierten "In the light". Dort legt ein stoisches Piano seine Spuren, um die Gundersen und Fitzsimmons versonnen tänzeln, eine resignative Leichtigkeit macht sich breit, "you will never find me anymore / not while I'm hiding in the light". Doch es besteht kein Zweifel, dieses Album steckt tief in der Trauerphase, an dem Punkt, der nur noch ein Beobachten, aber keine Handlung mehr zulässt, "I'm not coming back for you / you were never really mine." Dass dabei die Instrumente lieblich und zart das folkige Geleit geben, ist da nur ein schwacher Trost, die behutsam hingesetzten Melodien sind nur ein unzureichendes Pflaster und können nicht verhindern, dass der Schmerz immer wieder zusticht: "You found another one to love / but you broke my heart." Da kann man nur gute Besserung wünschen, die Fertigstellung dieses Albums war da vielleicht der erste Schritt.

(Martin Makolies)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Second hand smoke
  • Angela
  • In the light
  • Afterlife

Tracklist

  1. Second hand smoke
  2. Distant lovers
  3. 17 + forever
  4. Angela
  5. In the light
  6. Lovely
  7. Never really mine
  8. Leave her
  9. Wait for me
  10. Afterlife

Gesamtspielzeit: 40:01 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Mimiau
2018-09-21 15:30:50 Uhr
ziemlich gesäuselig und faad.
Das wär vllt in den 90ern interessant gewesen, aber nicht 30 Jahre später.

Die Songs wirken zudem sehr belanglos und zu konstruiert. Könnte auch aus irgendeinem Kleinstadt-Studio aus der Region stammen
...
2018-09-20 05:34:52 Uhr
William Fitzsimmons = Die Definition von öde

Immer die gleiche Schmusesäuselstimme, kann weg.
Der rockt Passenger gnadenlos weg.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-09-19 20:47:15 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?
Loelchen²
2018-09-13 17:58:40 Uhr
Ein Song über unsere Mutti? Fitzi traut sich aber was!

Könnte gut und gerne das Wutzalbum des Jahres werden.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-08-31 18:34:10 Uhr - Newsbeitrag
Am 21.09. veröffentlicht WILLIAM FITZSIMMONS sein siebtes - und gleichzeitig auch erstes analoges - Studioalbum.



Mission Bell ist eine musikalische Chronik des turbulentesten Jahres im bisherigen Leben des US-Songwriters & Musikproduzenten.

Eine erste Version entstand ursprünglich im Sommer 2017, wurde aber im Zuge der Trennung von seiner Ehefrau wieder verworfen.

2018 reiste WILLIAM nach Nashville, um Mission Bell mit der Unterstützung von Freunden noch einmal komplett neu aufzunehmen.



Auch der Clip zur Single Angela (VÖ 31.08.) setzt die Herausforderungen und das etwaige Scheitern einer problematischen Beziehung

perfekt in Szene (Regie: Ben Phillippo), und kann wie immer gerne geteilt werden à LINK/EMBED:



***



Mission Bell Tracklist:

01.Second Hand Smoke

02.Distant Lovers

03.17 + Forever

04.Angela

05.In The Light

06.Lovely

07.Never Really Mine

08.Leave Her

09.Wait for Me

10.Afterlife



Tourdaten 2018:

02.10. Dresden - Beatpol

04.10. München - Technikum

08.10. Stuttgart - Im Wizemann

17.10. Hamburg - Grünspan

24.10. Berlin - Heimathafen



Weitere Infos:

www.williamfitzsimmons.com

www.facebook.com/williamfitzsimmons

www.groenland.com/artist/william-fitzsimmons


Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify