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Clutch - Book of bad decisions

Clutch- Book of bad decisions

Weathermaker / Rough Trade
VÖ: 07.09.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Große Frauen, coole Säue

Unpopulärer Irrtum: Nicht nur Die Angefahrenen Schulkinder haben es mit absolut großen Frauen. Auch Clutch, die Stoner-Veteranen mit Aktien in Southern Rock und ranzigem Blues, zollten 2015 auf der Compilation "La curandera" anlässlich einer US-Kampagne gegen Brustkrebs weiblichen Figuren aus ihrer Diskografie Respekt. Das zwölfte Album des Vierers aus Maryland macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme: Ein bläsergetriebenes, Cathedrals "Midnight mountain" nacheiferndes Prachtstück von funky Las-Vegas-Metal wie "In walks Barbarella" oder das mit dem Monster Magnet hantierende "Lorelei" sind gerade gut genug für die Damen der Schöpfung, während Neil Fallon von Schönheiten aus der Astralwelt fabuliert. Und für "Emily Dickinson" sitzt immerhin eine Schmatz-Hymne mit Schweinesolo drin. Willkommen zum planetarischen Mosh-In mit Happy End.

Schließlich muss so ein "Book of bad decisions" auch ein paar erfreuliche Seiten haben. Vor allem, wenn es mit einer der ärgerlichsten Anekdoten der Bandgeschichte losgeht: "Gimme the keys" rekapituliert eine frühe Clutch-Show unter dubiosen Begleitumständen, in deren Zuge der Auftritt um schlanke acht Stunden nach hinten verlegt wurde und Fallon und Kollegen am Ende nicht nur in die Röhre, sondern auch in den Gewehrlauf des Veranstalters guckten. Kein Applaus für Scheiße – wohl aber für diesen immer noch angemessen wutentbrannten Stop-and-go-Brecher, in dem sich Gitarren wie Handkantenschläge und Jean-Paul Gasters tumultöses Schlagzeug so lange die allfälligen Nettigkeiten um die Ohren hauen, bis auch der Adler vom Cover ganz gerupft aussehen dürfte. Wenn das nur der Anfang war, kann Harry in der Tat schon mal den Wagen holen.

Weitaus freundlicher präsentiert sich da schon "How to shake hands", Clutchs Antwort auf den omnipräsenten Spott über das derzeit populärste Ziel der amerikanischen Politik. Trotz Zeilen wie "Take the boy out his crib / And put him in the Executive Office" handelt es sich statt um eine Brandrede gegen Donald Trump nämlich um eine angespitzte Umdeutung von Ry Cooders "John Lee Hooker for president", in welcher der POTUS Jimi Hendrix auf Dollarnoten verewigt, statt Raketen zu zünden und Mauern hochzuziehen – und sich auch sonst als ziemlich coole Sau erweist. Mal was anderes als der "Opossum minister" aus "From Beale Street to oblivion". Und auch beim "Sonic counselor", der seine Beratung zu fetten Riffs aus der verschwitzten Hähnchenbraterei und mitten zwischen die Ohren treffenden Leads abhält, ist der Hörer hervorragend aufgehoben.

Mit anderen Worten: die nächste Clutch-Platte voller Prog-Kapriolen, HipHop-Subversionen und waghalsiger elektronischer Experimente. Nicht. Doch worüber soll man sich bei so viel Souveränität aufregen? Über das heruntergestimmte Groove-Monster "Spirit of '76"? Den speckigen Hardrocker "Weird times"? Oder das im Uptempo mit Wolfmother Brüderschaft qualmende "A good fire"? Allenfalls hätte das Quartett die Spielzeit von fast einer Stunde zugunsten noch größerer Schlüssigkeit etwas eindampfen können, da dieses Album nicht ganz an Meisterwerke wie "Earth rocker" heranreicht – eine meist fulminante Dreckschleuder bleibt "Book of bad decisions" dennoch. Und sollte es auch unter kosmischsten Umständen mit den Frauen mal nicht klappen, hat Fallon es natürlich vorher gewusst: "If the X-rays don't get ya / Then the heartbreak surely will." Aluhut ab.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Gimme the keys
  • How to shake hands
  • In walks Barbarella
  • Lorelei

Tracklist

  1. Gimme the keys
  2. Spirit of '76
  3. Book of bad decisions
  4. How to shake hands
  5. In walks Barbarella
  6. Vision quest
  7. Weird times
  8. Emily Dickinson
  9. Sonic counselor
  10. A good fire
  11. Ghoul wrangler
  12. HB is in control
  13. Hot bottom feeder
  14. Paper & strife
  15. Lorelei

Gesamtspielzeit: 56:54 min.

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User Beitrag

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2018-11-14 19:25:13 Uhr
Hatte vorher nichts mit der Band am Hut, aber die hier macht echt Spaß, wenn auch etwas zu abwechslungsarm für die Länge. Barbarella ist aber wirklich ein Übersong.
Castor
2018-10-22 19:22:29 Uhr
In Walks Barbarella ist nicht nur der beste Clutch-Song der Geschichte, es wohl der größte Song unserer Zeit.
PeWa
2018-09-20 08:23:03 Uhr
Das ist ein bockstarkes Album!!
Mr. Pilgrim
2018-09-19 21:36:44 Uhr
Well done

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-09-19 20:46:44 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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