Adam Angst - Neintology

Grand Hotel Van Cleef / Indigo
VÖ: 28.09.2018
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Unversohlt
Als Adam Angst 2015 mit ihrem selbstbetitelen Erstlingswerk antraten, gab es einige Ärsche zu versohlen. Und Adam Angst versohlten unverhohlen: Da bekamen Imbissbuden-"Professoren" ihr Fett weg, die Konsumgesellschaft ebenfalls, bigotte Politiker und Nazis sowieso. Das Ganze aufbereitet zwischen geachtelten Gitarren und dicken Riffs, irgendwo zwischen Schweinerock und Punk, in der lyrischen Ausgestaltung manchen vielleicht sogar ein wenig zu plakativ, aber schon geil, weil schön direkt aufs Maul. Leider scheint der Fünfer um Frontmann Felix Schönfuss auf seiner zweiten Platte "Neintology" das Pulver des großartigen Debüts aber bereits verschossen zu haben.
Vielleicht auch, weil die Themen etwas abstrakter werden, oder neudeutsch ausgedrückt mehr ins Storytelling driften, was ganz offenbar nicht die große Stärke des Songschreibers Schönfuss ist. So schien schon die erste Vorab-Single "Alexa" ein wenig überformuliert zu sein: Wer sich für Dystopien im Technologie-Umfeld interessiert, sollte sich besser eine Folge "Black mirror" ansehen, denn die hier erzählte Geschichte von der böse gewordenen Sprachassistentin will ihre Dramatik einfach nicht entfalten. Genauso wenig gelingt das in "Immer noch", das einen Erstkontakt mit Außerirdischen im Wuppertaler Umland schildert, wobei sich die Einheimischen schließlich – mal wieder – gegen die diesmal extraterrestrischen Einwanderer wenden. Das ist dann vielleicht doch arg weit hergeholt, um einen Song daraus zu stricken. Auch in der zweiten Auskopplung "Alle sprechen Deutsch" wird arg detailliert ausstaffiert, und bei aller berechtigten Kritik erweist sich der Urlaubshabitus des Otto-Normal-Teutonen leider doch als allzu ausgelutschtes Thema.
In "Blase aus Beton" gefallen vor allem die Gitarren. Gleichzeitig wird der Refrain wohl auf Festivals gut zünden, der Inhalt ist aber für ein ganzes Stück im Grunde zu dünn, weshalb die Textwiederholungen wohl so zahlreich ausfallen. Anderswo verwandeln Adam Angst die Fußgängerzone in ein "Kriegsgebiet", während sich Schönfuss zu tobenden Riffs und drückenden Drums an allerlei Erste-Welt-Problemen abarbeitet – vom zu kleinen Parkhaus für den SUV bis zum Laugenstangengerangel beim Bäcker. "D.I.N.N." fungiert als Abkürzung für "Dich immer Nazi nennen" und setzt alles auf ultimative Entlarvung, während die Leads fast ein wenig zu abgedreht durch den Äther rotieren. Wie schon das Intro "Der Beginn von etwas Großem" setzt "Alphatier" auf sakrale Orgeltöne. Es ist der einzige Track der Platte, der auch auf dem Debüt funktioniert hätte, weil die Musik ähnlich ohne Umschweife daherkommt, aber auch weil der Text hier seine tatsächliche Stärke entfalten kann. Dieser beschäftigt sich in der Ich-Perspektive mit dem Coming Of Age einer Transperson und ermuntert diese schlussendlich zum Coming Out.
Dabei kann man Adam Angst thematisch eigentlich gar nichts vorwerfen: Moralisch ist alles einwandfrei, was auf "Neintology" stattfindet, jedoch fehlt es an lyrischer Durchschlagskraft. Auf der musikalischen Seite steht ein maximal ordentliches Punk-Rock-Album, das deutlich verspielter wirkt als sein Vorgänger und vielleicht sogar die eine oder andere Ebene zu viel zu erobern zu versucht. Offenbar hat sich das Quinitett die Kritik, die es in "Punk" ironisch formuliert, am Ende tatsächlich zu Herzen genommen: Zu smart, musikalisch zu unkomplex, hört man da raus. Dabei war es doch gerade das, was Adam Angst groß gemacht hat: mit klugen Ausführungen auf die Zwölf und Ärsche versohlen. Und darum tut "Neintology" niemandem weh. Höchstens dem Fan, der auf ein zweites Debüt gehofft hatte.
Highlights
- Alphatier
Tracklist
- Der Beginn von etwas ganz Großem
- Punk
- Alexa
- Blase aus Beton
- Alle sprechen Deutsch
- Damit ich schlafen kann
- Kriegsgebiet
- Immer noch
- Alphatier
- D.I.N.N.
- Physik
Gesamtspielzeit: 32:04 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Eurodance Commando |
2019-06-12 15:41:18 Uhr
Grotesk schlechte Band. Keiner bietet so viel Fremdscham wie Schönfuss . |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28498 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-06-12 14:12:14 Uhr - Newsbeitrag
Nach grandiosen Auftritten bei Rock Am Ring und Rock Im Park am Wochenende kündigen ADAM ANGST heute neue Tourdaten für den Herbst 2019 an. Der Vorverkauf startet am Freitag, dem 14.06., um 12:00 Uhr. Die Welt ist verrückt geworden - das steht außer Frage. Alle gegen Alle. Immer sind alles nur gegen etwas, nie dafür. Man kann sich über diese Zustände lustig machen, man kann Petitionen unterschreiben oder mit Facebook-Posts nach Komplimenten fischen. Man kann sich dem Zeitgeist ergeben und einfach mitmachen. Oder man macht es wie ADAM ANGST: den inneren Bullshit-Detektor sorgfältig eichen, mit beiden Augen zwinkern und "Nein" sagen. Zu Allem. Mit ihrem zweiten Album "Neintology" stiegen ADAM ANGST auf Platz #29 in die Albumcharts ein und unterstrichen ihren Status als eine der wichtigsten Stimmen in der deutschsprachigen Gitarrenlandschaft. Das Album ist eine zeitgemäße Rundum-Bestandsaufnahme, in der Sänger und Texter Felix Schönfuss uns Wahrheiten um die Ohren haut, denen wir lieber noch etwas länger aus dem Weg gegangen wären. Adam Angst - "Blase aus Beton" (Musikvideo) Adam Angst - "Alexa" (Musikvideo) Nach zahlreichen ausverkauften Konzerten auf den ersten beiden Tourteilen spielen ADAM ANGST im Herbst 2019 eine abschließende, dritte Tour zum "Neintology" Album. Die Tour endet mit dem bisher größten eigenen Konzert der Band in der Kölner Live Music Hall am 14.12.2019. Der Vorverkauf für alle Termine startet am Freitag, dem 14.06.2019, um 12:00 Uhr. Hardtickets sind über den Shop von Grand Hotel van Cleef erhältlich, herkömmliche Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen. ADAM ANGST - Neintology Tour, Teil III präsentiert von VISIONS 27.11. Nürnberg, Z-Bau 28.11. Karlsruhe, Substage 29.11. Jena, Kassablanca 30.11. Chemnitz, Atomino 01.12. Braunschweig, Westand 03.12. Rostock, Peter-Weiss-Haus 04.12. Kiel, Die Pumpe 05.12. Essen, Zeche Carl 06.12. Mainz, Kulturzentrum 07.12. Saarbrücken, JuZ Försterstraße 14.12. Köln, Live Music Hall Wie es ungefähr bei ADAM ANGST auf Tour zugeht, verrät die knapp 40-minütige Dokumentation "DIE DOKU", die im Frühjahr 2019 erschien. Vor den Clubshows im Herbst stehen noch einige Festivals im Kalender der Band: ADAM ANGST - Festivals 2019 14.06. Merkers, Rock Am Berg 15.06. Rottershausen, Ab geht die Lutzi! 29.06. Münster, Vainstream Rockfest 05.07. Cottbus, Laut gegen Nazis 12.07. Talge, Talge Open Air 20.07. Cuxhaven, Deichbrand Festival 27.07. Vechta, Afdreiht un Buten 28.07. Trebur, Trebur Open Air 10.08. Lingen, Lautfeuer Festival 11.08. Eschwege, Open Flair 31.08. Wolfshagen, Rock am Beckenrand |
Die MACADAMIA Satans |
2019-02-14 17:21:24 Uhr
Klar, alles rein, was irgendwie linke Texte hat. Dann sieht man wenigstens gleich, dass du dich für die Musik nicht im geringsten interessierst. |
The SACHSENPAULE of God |
2019-02-14 16:12:26 Uhr
Feine Sahne Fischfilet gehören da natürlich auch noch rein. |
The SACHSENPAULE of God |
2019-02-14 16:11:47 Uhr
Frau Potz war auch schon der letzte Müll. Plakativste Lyrics und grottigste Lyrics. Der Typ konnte noch nie was am Mikro außer heißer rumquäken. Mit Love A und Pascow bilden Adam Angst die Speerspitze der beschissensten und overhypetesten Punkbands Deutschlands. Böhse Onkelz für Pseudointellektuelle. Lel |
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Referenzen
Terrorgruppe; Pascow; WIZO; The Wohlstandskinder; Radio Havanna; Kraftklub; Die Ärzte; Schrottgrenze; Frau Potz; Turbostaat; Adolar; Love A; Koeter; Deichkind; Egotronic; Bratze; Escapado; ...But Alive; Boxhamsters; Abwärts; Die Kassierer; Jupiter Jones; Herrenmagazin; ClickClickDecker; Rantanplan; EA80; Slime; Matula; Captain Planet; Duesenjaeger; Fehlfarben; Kommando Sonne-Nmilch; Kafkas; Findus; Oma Hans; Blumen Am Arsch Der Hölle; Kazimir; Muff Potter; Jingo De Lunch; Katzenstreik; Dackelblut; EA80; Hüsker Dü; Kettcar; Spaceman Spiff; Beatsteaks; Donots; Itchy Poopzkid; The Busters; NOFX; Strung Out; Snuff; Descendents; The Clash; Trümmer; Messer; Black Flag; Sex Pistols
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