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Paul Weller - True meanings

Paul Weller- True meanings

Parlophone / Warner
VÖ: 14.09.2018

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Mild wood

Die Geschichte von "True meanings", Paul Wellers insgesamt 14. Solo-Album, ist die eines Paradoxons. Wie jeglicher Output zuvor, egal, ob mit The Jam, The Style Council oder alleine, liefert es ein eindrückliches Zeugnis der Rastlosigkeit dieser britischen Legende, die sich auch im gehobenen Alter nicht stilistisch festnageln lässt. Doch die Musik selbst könnte kaum weniger Aufbruchsstimmung und Tatendrang vermitteln. "True meanings" streckt Wellers 1993er-Song "Wild wood" auf Albumlänge, präsentiert sich als fast vollständig akustisches Singer-Songwriter-Werk, das auf orchestrale Arrangements statt E-Gitarren und Bläser-Rock setzt und sich referenztechnisch zwischen Bob Dylan, Nick Drake und den ruhigsten Momenten eines Bill Withers bewegt. Mit Überschreiten seines sechsten Lebensjahrzehnts gibt sich der Modfather plötzlich als nachdenklicher Melancholiker aus, doch auch dieser Anzug sitzt so perfekt, als wäre er maßgeschneidert.

Interessanterweise stammen die ersten Worte hier trotz dieses introspektiven Ansatzes aus einer fremden Feder: "The soul searchers" wurde von Villagers' Conor O'Brien geschrieben, der am Ende auch selbst zu hören ist, und gerät direkt zum besten und virtuosesten Song der Platte. Ein Shuffle-Rhythmus und zitternde Streicher bilden das Fundament, bis E-Piano und Hammond-Orgel die Freiräume füllen und eine aufwändig inszenierte Jazz-Folk-Nummer aus dem Boden heben. "I wouldn't have it any other way", singt Weller da, offenbar mit Schalk im Nacken, denn keines der nachfolgenden Stücke bewegt sich in vergleichbaren Gefilden. "Glide" und "Gravity" perlen mit feingliedriger Gitarre und subtilem Cello ganz zerbrechlich aus den Boxen. Dazwischen beginnt "Mayfly" als Akustik-Cover-Band von T-Rex und endet als Retro-Soul-Verbeugung mit dezenten Bläsern.

So viel Ambition steckt leider nicht in jedem Moment von "True meanings", weswegen vereinzelt auch etwas Langeweile aufkommt – zwischen dem selbstzufriedenen Schlurf-Walzer "Aspects" und der berührenden Country-Schwelgerei von "What would he say?" liegt eben nicht nur auf der Tracklist ein schmaler Grat. Zum Glück zeigt sich Weller aber die meiste Zeit über nicht so genügsam. "Old castles" erinnert in seiner Jazzigkeit am stärksten an den Opener, dürfte mit Blues-Gitarren und Streichern vor allem The-Style-Council-Fans gefallen und ist sogar ein bisschen vom Geist Gil Scott-Herons beseelt. "Books" borgt sich die Sitar aus George Harrisons Instrumenten-Keller sowie die bezaubernde Stimme von Lucy Rose, "Wishing well" verbindet Vibraphon mit Neil-Young-Dringlichkeit, während "May love travel with you" die Ausdifferenzierung der pastoralen Arrangements dieses Albums auf die Spitze treibt.

Die eigene Vergänglichkeit ist eines der zentralen Themen von "True meanings" und so beschert es mehr als nur eine Gänsehaut, wenn in einem "Bowie" betitelten Song die Zeile "You were mortal just like me", erklingt. Doch zumindest der Unterton bleibt immer hoffnungsvoll, egal, ob sich der 60-Jährige in "Come along" so liebestrunken wie selten gibt, oder der grandiose Abschlusstrack "White horses" nach sanftem Orgel-Beginn am Ende mit voller Band-Besetzung in den Sonnenuntergang galoppiert. Ja, das Album hat seine Durchhänger, in denen Songwriting und Inszenierung nicht ganz auf dem sonst hohen Niveau agieren, und die sich bei der erschöpfenden Länge einer knappen Stunde sowie dem durchweg gedrosselten Tempo nicht allzu leicht unter den Teppich kehren lassen. Doch nach Jahrzehnten der Unruhe scheint Weller so sehr bei sich angekommen wie noch nie: Sein neues, zurückgezogenes Ich scheint mehr als nur ein weiterer Maßanzug zu sein. Spätestens, wenn das fantastische "Movin' on" zu einer so simplen wie erfüllenden und zufriedenen Erkenntnis gelangt, besteht daran eigentlich kein Zweifel mehr: "I got love all around / I don't need nothing else."

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • The soul searchers
  • Old castles
  • Movin' on
  • White horses

Tracklist

  1. The soul searchers
  2. Glide
  3. Mayfly
  4. Gravity
  5. Old castles
  6. What would he say?
  7. Aspects
  8. Bowie
  9. Wishing well
  10. Come along
  11. Books
  12. Movin' on
  13. May love travel with you
  14. White horses

Gesamtspielzeit: 54:48 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
quasinebenbei
2018-09-17 20:38:29 Uhr
Kommt anfänglich recht unaufgeregt daher. Schon nach dem 3. Durchgang ist für mich fast jeder Song ein Ohrwurm.
Eines dieser Alben, das vielleicht nicht zum Besten des Jahres gehört, aber oft gespielt werden wird. Die für mich schönste Platte von Paul. Vermutlich deshalb, weil "Wild Wood" für mich der beste Song von ihm ist.

Marvin

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 67

Registriert seit 27.04.2018

2018-09-13 19:30:36 Uhr
Der "alte weiße Mann" hätte gerne ein besseres Album machen dürfen :)
SJW Tobias
2018-09-13 18:32:53 Uhr
Für einen alten weißen Mann gibts von mir nur 6/10.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-09-12 21:06:31 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-07-11 19:45:00 Uhr - Newsbeitrag





PAUL WELLER

"The Modfather" ist zurück!
Neues Studio-Album "True Meanings" erscheint am 14.9.




Sowohl solo als auch mit seinen ehemaligen Bands The Jam und The Style Council schrieb Paul „The Modfather“ Weller in den letzten 40 Jahren Musikgeschichte. Seine sechs Alben mit der Punkrock- / Mod-Revival-/ Motown-Band The Jam definierten eine ganze Ära – die Zeit der großen britischen Musik gleich nach der Etablierung des Punk –, die fünf darauffolgenden Alben mit The Style Council erkundeten die Welt des Blue-Eyes-Soul, Jazz, Funk und New Wave, gefolgt von 13 Soloalben, die der vielfach ausgezeichnete Sänger, Songwriter und Musiker seit 1990 veröffentlichte.

Am 14. September, folgt das neue Studioalbum „True Meanings“. Und um es gleich vorweg zu sagen: Das 14. Soloalbum von Paul Weller – zugleich das 26. Studioalbum seiner gesamten Karriere – ist anders als alle, die er zuvor gemacht hat. Es ist keine „Abkehr“ in dem Sinne, dass seelenentblößende, melancholische Songs seit jeher ein wichtiger Bestandteil seines Schaffens waren, von „English Rose“ über „Brand New Start“ bis hin zu „The Ballad Of Jimmy McCabe“ vom letztjährigen „Jawbone“-Soundtrack. Nie zuvor jedoch hat er sich gestattet, diese Seite seines Songwritings auf einem gesamten Album auszustellen oder auf diese Weise zu präsentieren.

„True Meanings“ ist ein Album, das geprägt ist von einer satten, prachtvollen und zugleich zartgliedrigen Instrumentierung: eine Ästhetik, die perfekt zu Pauls Stimme passt, die besser denn je ist und ihn einige seiner unverhüllt ehrlichsten Worte singen lässt. Mit seiner träumerischen, friedlichen, pastoralen Sammlung von Songs ist es ein Album, auf das viele seiner treuen Fans seit Langem warten, zugleich spricht es neue Menschen außerhalb seiner angestammten Zielgruppe an.

Am 25. Mai dieses Jahres feierte Paul Weller seinen 60. Geburtstag – ein Meilenstein, der zweifellos einen Einfluss auf das Grundgefühl von „True Meanings“ hatte, sowohl textlich als auch musikalisch. Es ist ein besinnliches Album, wie er einräumt („Angesichts meines bevorstehenden Sechszigsten gestattete ich mir, besinnlich zu sein“, sagt er, „obwohl ich mich damit nicht allzu lang aufhalten werde!“). Durch das Album ziehen sich Zeilen über das Leben, Sterblichkeit, Religion („Books“ wäre hier definitiv als Highlight zu nennen), das Vaterdasein, Freundschaft, Liebe und Glück: es ist der Sound eines Mannes, der rundum glücklich und zufrieden mit dem Punkt ist, an dem er sich nach sechs Jahrzehnten seiner Reise befindet.

„Ich bin in den letzten zehn Jahren wirklich im Einklang mit mir selbst gewesen, würde ich sagen“, so Weller. „Im Leben und einfach mit der Art, wie ich Musik mache. Ich weiß all das wirklich viel mehr zu schätzen. Früher habe ich mir Sorgen um das Altern gemacht, dass man seine Kreativität oder seinen Plan verliert, doch so hat es sich nicht bewahrheitet. Ganz im Gegenteil.“



TRACKLISTING "True Meanings"

1. The Soul Searchers, 2. Glide, 3. Mayfly, 4. Gravity, 5. Old Castles, 6. What Would He Say?, 7. Aspects, 8. Bowie, 9. Wishing Well, 10. Come Along, 11. Books, 12. Movin On

13. May Love Travel With You, 14. White Horses
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