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Pur - Zwischen den Welten

Pur- Zwischen den Welten

Polydor / Universal
VÖ: 07.09.2018

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Mit hartem Mute

Längst hängen sie wieder an den Frischlings-Betten in den Krankenhäusern, die guten alten Retro-Namenschildchen: Paul, Fritz, Josef oder Hugo heißen die Kleinen, die anno 2018 in die Welt geschickt wurden. In politisch wie gesellschaftlich labilen Zeiten ist es fast tragisch, dass der Traditionskompass der Deutschen das Feld zwar aus der Vergangenheit aufrollt, aber noch nicht wieder bei solchen Schmuckstücken wie Hermann, Friedbert oder Helmut angekommen ist. Besser noch, man stelle sich vor, da liegt ein kleiner Mensch namens Hartmut im Bett. In Deutschland ist dieser Vorname gefühlt schon immer mit drei weiteren unsterblichen Buchstaben gefüllt: Pur. Eine bandgewordene Konstante, ein warmer Mantel aus ruhigeren und verlässlicheren Tagen. Und Hartmut Engler. Eine Stimme für Ost und West, zwischen den Welten der sozial nicht wirklich vollzogenen deutschen Einheit.

"Zwischen den Welten" – so heißt auch die neue, nunmehr 16. Pur-Platte. Das vergisst man garantiert nicht, weil Hartmut Engler mit seinen Bandfreunden wohl eine Wette laufen hatte, dass er den Albumtitel in jedem Song verstecken könne: Manchmal in den Strophen. Manchmal im Refrain. Und ja, manchmal einfach als lyrische Allmächtigkeit, wie im Titelsong. Der heißt ja nicht umsonst Titelsong. Pur schenken ihren Fans brandneue 53 Minuten Schlager-Pop-Pathos und versuchen über 13 Songs einmal mehr hartnäckig und tapfer, den treuen Zuhörern Mut zu machen und die Arme weit zu öffnen – ein selbstredend wohlwollender Ansatz verglichen etwa mit dem weinerlich-spirituellen Verschwörungs-Kryptonit selbsternannter Sorgenbürger-Sprecher wie Xavier Naidoo. Dass es ebenso Mut braucht, dieses Album am Stück anzuhören, liegt zumindest im Auge des Rezensenten. Und natürlich an vertontem Fremdschäm-Material wie "Fixstern". Lauscht man dem Stück und stellt sich all die freudig im Foxtrott tanzenden Ü50-Pärchen dazu vor, ahnt man schnell: Die Pur-Rezeptur hat sich seit dem grauen Haar und dem wieder und wieder gehenden Jahr kaum gewandelt. Warum auch, wenn regelmäßig 67.000 Kehlen in der Schalker Arena dazu mitträllern?

Müsste "Zwischen den Welten" die seinigen wirklich definieren, trüge die Analyse bewährte Landschaften hervor, die funktionieren: Vom gräuslichen Opener, der leider nicht nur "Beinah" in lauwarmem Schmonz-Pop badet, über die romantisch-schaurigen Akustik-Piano-Balladen "Verboten schön" und "Weißt du nicht", oder bewährte Schlagerrock-Haudegen wie "Affen im Kopf" mit foxtrottaffinen Malle-Beats, ist wohl alles dabei, was das Pur-Herz begehrt. Nuancen indes zeigen, dass Engler und Co. den musikalischen Zeitgeist wenigstens mit halbem Ohr eingefangen haben. Ein Pur-Song mit Hartmut-Vocoder-Effekt? Muss noch erfunden werden, aber dafür gibt es Chöre und Handclaps fürs harmonische Wohlgefühl. Und die ohrwurmige Hit-Single "Zu Ende träumen" gar als Bonus noch im "Pur & Friends"-Mix. Hier kopiert man eindeutig das neuere Coldplay-Stadion-Feeling. Pompöse Pop-Rock-Balladen wie "Energie" sind währenddessen sicher nicht peinlicher als der Radio-Kram, mit dem die neuen deutschen Pop-Poeten die Thermomix-Geräte im Land beschallen und das Menschen-Leben-Tanzen-Welt-Gefühl am Leben halten.

Ob wir auch wirklich richtig hingehört haben? Na ... ähm, klar! "Das Leben ist ein Gasthaus", singt Engler in versöhnlichem Ton zu leicht verirrten Synthies und vollkommen überladenem Streicherteppich abschließend, und angesichts der lyrischen Untiefen über weite Strecken einer Pur-Platte wünscht man sich am liebsten ein solches mit einem Tresen, der länger ist als diese Platte. Dort wartet seit cirka fünf Songs schon das limbische System, seine rote Not-Lampe aber blinkt unaufhörlich: "Error 404". Sollte "Hartmut" als Bubenname nicht mehr in Mode kommen, wird Zusammenhalts-Poesie wie "Wir haben uns immer etwas vorzuwerfen / Doch am allerliebsten werf ich mich vor Dich" immer(hin) mit Ihnen in Verbindung stehen, Herr Engler. Wohl mehr als es die Mäkelei in dieser Rezension tun wird.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Zu Ende träumen

Tracklist

  1. Beinah
  2. Zwischen den Welten
  3. Zu Ende träumen
  4. Licht ins Dunkel
  5. Verboten schön
  6. Energie
  7. Alles was noch kommt
  8. Weißt du nicht
  9. Affen im Kopf
  10. Freund und Bruder
  11. Planet der Affen
  12. Fixstern
  13. Gasthaus
  14. Zu Ende träumen (Pur & Friends Version)

Gesamtspielzeit: 52:57 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Ronny
2018-09-17 14:01:46 Uhr
Ich möchte gerne glauben, dass die ganzen Empörten in diesem Thread wahre PUR-Fans sind. Dann wäre das wirklich witzig. Aber wie sollten die sich hierhin verirren? Ich gehe deshalb davon aus, dass das nur Fakes sind, wie in diversen Bon Jovi Threads auch. Passt ja auch musikalisch.
Ulku Lele
2018-09-17 13:56:50 Uhr
NEIN! SETZTN SECHS.

Hat das dein Lehrer gerade dazwischengerufen? Ihr Beitrag ist nämlich schmerzhaft zu lesen. Voll der Deutsch.
Rico Mielke
2018-09-17 13:54:23 Uhr
Frischlinge im Übrigen sind in der Natur zu finden und gehören der Gattung der Wildschweine ab.

Ein Geprüll hior!

https://www.youtube.com/watch?v=-D2mjbrcN3A
Muse
2018-09-17 13:52:15 Uhr
Rooooooaaaaaaaaarrrrrr
Sid Dafuqdaun
Rooaaaaarrrr
Rudi Aschlmeier, Vampirjäger
2018-09-17 10:20:25 Uhr
Halt, halt, halt! Bezüglich der Frisur-Geschichte hat sich Hartmut Engler schon vor Jahren erheblich rehabilitiert. Dieser Punkt steht somit überhaupt nicht mehr zur Debatte. Genauso wie Purs Musik.
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