Ólafur Arnalds - Re:member

Mercury / Universal
VÖ: 24.08.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Traurig glücklich
Seit einem guten Jahrzehnt gehört der Isländer Ólafur Arnalds zu den Lieblingen der europäischen Neo-Klassik, bugsierte treffsicher so manch melancholischen Seufzer in die Herzen der Musikliebhaber. Dabei war es immer eine Stärke von Arnalds, bei gleichbleibender Unverwechselbarkeit dezente Neuerungen und Änderungen in das jeweilige, aktuelle Werk einfließen zu lassen. Auf "Re:member" halten sich die klangtechnischen Updates dieses Mal jedoch in Grenzen. Da hat Arnalds lediglich eine Software entwickelt, die das simultane Bedienen und Abspielen mehrerer Klaviere ermöglicht, was jedoch nicht bedeutet, dass der Sound nun besonders üppig wäre. Die Reduktion ist weiterhin stilbildendes Merkmal der Musik. Eine entscheidendere Justierung findet an den stimmungsmäßigen Stellschrauben statt. Da bemerkt man bereits im Opener und Titeltrack, dass teilweise eine regelrecht lebensbejahende Frische Einzug gehalten hat. Klar, eine gewisse Bedrücktheit durchzieht die Stücke nach wie vor, doch wird jetzt auch mal kräftig in die Zukunft ausgeschritten.
Die Streicher zu Beginn von "Unfold" haben eine frühlingshafte Unternehmungslust, agieren fanfarenhaft dynamisch, bis das Klavier und die elegischen Bläser dann doch wieder für eine angenehme Trübsal sorgen. Das Ringen zwischen Melancholie und Ausgelassenheit um die Deutungshoheit dieser Platte ist nicht nur hier der dramaturgische Aufhänger. Da mag noch die zärtelnde Klavierminiatur "Saman" in einer zu Herzen gehenden Traurigkeit dahingleiten, doch bereits das folgende "Brot" zelebriert mit pastellfarbenem Ambient das gemächliche Wachsen und Sprießen. "Iconsist" gönnt sich dann zunächst eine voluminöse Streicherumarmung, bis ein lässig-entspannter Beat für ein ungezwungenes Wohlbefinden sorgt, das durch einige Cello-Tupfer empathisch akzentuiert wird.
Das ist alles natürlich kein musikalisches Neuland, vielmehr flirtet Arnalds heftig mit liebgewonnenen Hörgewohnheiten, "Re:member" ist ein Album, welches keine Herausforderungen bietet, sondern verwöhnen will. Wirklich alles schmiegt sich zutraulich an, keine Dissonanz, der partielle Noise aus früheren Zeiten ist eh schon längst der Vergangenheit übergeben. Doch das stellt alles in allem auch kein großes Problem dar, wenn man zum Beispiel sieht, wie meisterhaft intuitiv "They sink" mit dem tröpfelnden Klavier seine Fährten auslegt, die von weichen, vollmundigen Streichern flankiert werden. Auch das meditative Dahingleiten der verschachtelten Beats in "Undir" wird für keine überlebensgroßen Gefühlsaufwallungen sorgen, "Re:member" ist immer wieder so etwas wie die Easy-Listening-Platte von Arnalds und gibt als solche eine vortreffliche Figur ab. Da kommt erst zum Schluss, bei "Nyepi", mal so richtiger Schwermut auf, das Klavier hangelt sich erschöpft von Ton zu Ton, die Pausen dazwischen sind raumgreifend, letzten Endes gibt es aber auch hier wieder ein versöhnliches Plingern und Tändeln, das dafür sorgt, dass die Last auf "Re:member" niemals zu schwer wird.
Highlights
- Saman
- Brot
- Undir
Tracklist
- Re:member
- Unfold ft Sohn
- Saman
- Brot
- Iconsist
- They sink
- Ypsilon
- Partial
- Momentary
- Undir
- Ekki hugsa
- Nyepi
Gesamtspielzeit: 47:01 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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gib_zwei Postings: 6 Registriert seit 15.02.2014 |
2019-02-22 11:50:16 Uhr
Ólafur Arnalds - Tonhalle Düsseldorf - 2 Tickets nebeneinander für 65€ (2x 32,50€)Dienstag 26.2.2019 - 20 Uhr Rang A - günstigste Kategorie Unsere Bekannten-Begleitung ist kurzfristig verhindert. Wir besuchen das Konzert, die Tickets sind zur Abholung hinterlegt. Für die Echtheit schicke ich ein Screenshot der Ticketbestätigung. Wir hätten gerne eine Anzahlung von mindestens 35€ per Überweisung, damit wir nicht auf den Tickets sitzen bleiben und diese verfallen, was sehr schade wäre. hebo ÄT posteo.de |
MasterOfDisaster69 Postings: 1003 Registriert seit 19.05.2014 |
2018-09-18 13:49:19 Uhr
well done, Ólafur.https://www.youtube.com/watch?v=oAhO5eegMfY |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27940 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-09-12 21:01:30 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Gomes21 Postings: 5319 Registriert seit 20.06.2013 |
2018-09-09 21:52:00 Uhr
Und mit hören des gesamten albums muss ich das revidieren. Gefällt mir wesentlich besser als der vorgänger. Räumlicher und wärmer. Schönes album |
Gomes21 Postings: 5319 Registriert seit 20.06.2013 |
2018-06-12 13:38:50 Uhr
leider eher enttäuschend sein Trend. Das ist glaube ich nichts mehr für mich |
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Referenzen
Nils Frahm; Peter Broderick; Arnór Dan; Kiasmos; Alice Sara Ott; Max Richter; Yann Tiersen; Janus Rassmussen; Sigur Rós; Jóhann Jóhannsson; Ólöf Arnalds; Dustin J. O’Halloran; Atli Örvarsson; Enrico Einaudi; Iskra String Quartet; Mari Silje Samuelsen; Balmorhea; Eluvium; Kjetil Bjørnstad; Frakkur; Brad Mehldau; Bugge Wesseltoft; Under Byen; Simeon Ten Holt; Joanna Newsom
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