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Orions Belte - Mint

Orions Belte- Mint

Jansen / Membran
VÖ: 14.09.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

How I met your mother

Was ist eigentlich aus dem guten, alten Familiensinn geworden? Früher hatten sogar Kettensägen einen Sticker, auf dem "ein Spaß für die ganze Familie" stand. Und jetzt? Individualismus und Alleingänge. Ein norwegisches Trio bietet nun aber die Gelegenheit, die Verwandtschaft mal wieder an einem Tisch zu versammeln, die Eltern, Oma und Opa, aber auch die Kiddies. Denn "Mint" von Orions Belte ist ein musikalisches Mehrgenerationenhaus mit gehörigem Nostalgiefaktor. Da muss nur die Leadgitarre in "New years eve # 2" leitmotivisch losschmachten, und schon wird bei den älteren Semestern ein Funkeln in den Augen aufleuchten: Kleinstadtdisko 1976, der Klammerblues als Rausschmeißer. Noch sehnsüchtiger geht das in "Papillon", welches sacht von einer stotternden Orgel angeschoben wird, sich aber schnell in einem innigen Engtanz mit dem Sechssaiter wiederfindet. Das Tempo bleibt dabei immer im niedrigen Bereich, sodass man sich bei dieser romantischen Erkundungstour fest in die Augen sehen kann.

Man fantasiert sich bei einer solchen Musik die irrsten Kennenlerngeschichten der Band zusammen, vielleicht beim Tanztee auf einem Ausflugsdampfer? Doch die Wahrheit liegt dann wieder in herkömmlichen Bereichen, in der lokalen Bergener Musikszene waren sich Øyvind Blomstrøm, Chris Holm und Kim Åge Furuhaug immer mal wieder begegnet und fanden einen gemeinsamen Nenner in instrumentaler Blues-Musik und französischem Riviera-Pop der 70er. Dass dabei modernere Spielarten zeitgenössischer Musik nicht ganz ausgeklammert werden, zeigt "Delmonte", welches in knappen eineinhalb Minuten die Hüften rhythmisch ähnlich kreisen lässt, wie man das auf einem Seeed-Konzert erleben darf. Viel zu kurz, schreien da die jüngeren Familienmitglieder, doch der mit der Familie befreundete Physiklehrer im Ruhestand raunzt schon seinen ehemaligen Schüler an: "Spiel man nen Blues!" "Joe Frazier" kommt diesem Befehl mit körniger, aber feingliedriger Gitarrenarbeit nach, und es darf sogar mal gesungen werden. Die countryfizierten Licks von "Moving back again" sorgen dann für einen dezenten Stimmungswechsel, obwohl man aufgrund der erneuten Einsamkeit der Gitarre ständig darüber nachdenkt, eine Partnerbörse für Musikinstrumente ins Leben zu rufen.

Deutlich dynamischer geht es bei der ausufernden Schussfahrt "Atlantic surfing" mit ihrem treibenden Beat voran. Das Stück hängt an das "retro" noch ein "futuristisch", holt sich die verschwurbelten Riffs direkt aus der Atmosphäre und beweist eine stoische Ausdauer mit seiner Rhythmik. Den schönsten Moment gibt es aber im Schlusstrack "Alnitak", der mit verlorenem Hall eine Vermählung von "Twin Peaks" und Cote-d'Azur-Kitsch in East-Man-Color feiert. Dies sind dann auch nicht völlig ernst zu nehmende, sondern durchaus humorvolle und kenntnisreiche Musikstatements, die einen distinktiven Stil erschaffen, welcher aus Nostalgie etwas Einzigartiges erschafft, als hätten Khruangbin eine Binge-watching-Session "Eis Am Stiel" durchgezogen. Auf sowas stehen dann auch alle an der Familientafel.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • New years eve # 2
  • Papillon
  • Alnitak

Tracklist

  1. New years eve # 2
  2. Papillon
  3. Delmonte
  4. Joe Frazier
  5. Moving back again
  6. Le Mans
  7. Picturephone blues
  8. Atlantic surfing
  9. Alnitak

Gesamtspielzeit: 35:28 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

kapomuk

Postings: 73

Registriert seit 25.08.2014

2018-09-19 08:13:30 Uhr
Alles ein bisschen ZU: zu verspielt, zu nostalgisch, zu instrumental, zu … beliebig

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27219

Registriert seit 08.01.2012

2018-09-05 21:25:34 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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