Miles Kane - Coup de grace

Virgin EMI / Universal
VÖ: 10.08.2018
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Weiterhin im Schatten
Mit jedem neuen Album, an dem Miles Kane beteiligt ist, kommt wieder die gleiche Kritik: Er sei nicht dank seiner überzeugenden Musik, sondern viel eher durch die Aufmerksamkeit durch den Arctic-Monkeys-Kumpel Alex Turner und die gemeinsame Band The Last Shadow Puppets sowie ein paar lustige Interviews bekannt geworden. Nichtsdestotrotz hat sich der 32-Jährige seit mittlerweile rund zehn Jahren in der britischen Indiewelt etabliert, und auch sein neues Soloalbum "Coup de grace" hat es immerhin in die Top Ten der UK-Albumcharts geschafft. Zwischen einem Co-Songwriting mit Jamie T und einem Sound voller Referenzen an die großen Bands der letzten rund fünfzig Jahre britischer Poptradition ist die Suche nach eigenständiger Anerkennung aber auch dieses Mal nicht wirklich erfolgreich.
Der große Fehler von "Coup de grace" ist seine Durchschnittlichkeit und Vorausschaubarkeit. Hier passiert nichts, was einen dazu treibt, die CD aus dem Fenster zu schmeißen, aber auch nichts, das nicht irgendjemand schon mal besser und origineller gemacht hätte. Schon der Aufbau des Albums: Erst kommt der energiereiche Opener "Too little too late", danach der große Partysong fürs Radio "Cry on my guitar", als drittes dann die Sommerballade "Loaded" und danach fast nur noch ein Haufen Füller. Anstelle von Kritik an mangelnder Experimentierfreudigkeit, kann aber natürlich auch zugestanden werden, dass Kane mittlerweile einer ist, der weiß, wie man professionell ein Album schreibt und weiterhin eine gewisse Gabe für große Melodien hat. Fans der früheren Alben werden sich mit Sicherheit auch über diese Lieder nicht beschweren, und die kompakte Spielzeit von 30 Minuten sorgt dafür, dass das Album nicht langatmig wird oder mit richtigen Totalausfällen gezeichnet ist – wobei der Titeltrack "Coup de grace" mit seinem Disco-Refrain schon sehr grenzwertig ist und wohl besser auf dem Miami-Vice-Soundtrack der 80er gelandet wäre.
Am gelungensten zeigt sich das Album, wenn der Einfluss von Mitschreiber Jamie T am deutlichsten wird. Wie auf dem ersten Song "Too little too late", dessen kampfeslustige Parolen und punkige Gitarren für einen Spaß machenden Beginn sorgen. Wer danach auf ein paar weitere laute Indierock-Kracher hofft, wird größtenteils enttäuscht. Einzig "Something to rely on", mit seiner hymnischen Gitarren- und Gesangsmelodie, sorgt dafür, dass das Album ab der zweiten Hälfte nicht in die völlige Egalität abdriftet. Textlich ist "Coup de grace" die erwartbare Füllware. Wie Kanes in einem NME-Interview getätigte Aussage "Lyrically it's very personal" mit Zeilen wie "Everybody tells me that it‘s shalalala, oh yeah" vereinbart werden kann, bleibt unklar.
Auch kann man sich fragen, wer im Jahr 2018 eigentlich noch die unbedingte Notwendigkeit eines neuen Miles-Kane-Albums verspürt. Längst gibt es eine neue Generation von UK-Gitarrenbands, die mit ihrem politischen Ansatz sehr viel besser ins Brexit-England passen, und, wie auf Idles' "Joy as an act of resistance", gerade den Sound der Stunde abliefern. Und wer sich immer noch nach den alten Klassikern sehnt, der wird wohl eher aufs Liam-Gallagher-Konzert gehen, um sich bei den Neuauflagen der Oasis-Hits wie in 1995 zu fühlen. Miles Kane singt mit der gleichen selbstverliebten Coolness, was ihm fehlt, sind die Songs, die dieses Auftreten rechtfertigen können. Denn viel mehr kann "Coup de grace" am Ende nicht bieten. Eine mal mehr, meistens weniger, gelungene Zusammenwürfelung des Britpop-Sounds aus Glam, Punk und Indie, vorgetragen mit einer Rockstar-Attitüde, die weder dem eigenen Anspruch noch den Originalen gerecht wird.
Highlights
- Too little too late
- Loaded
- Something to rely on
Tracklist
- Too little too late
- Cry on my guitar
- Loaded
- Cold light of the day
- Killing the joke
- Coup de grace
- Silverscreen
- Wrong side of life
- Something to rely on
- Shavambacu
Gesamtspielzeit: 31:53 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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nörtz User und News-Scout Postings: 15671 Registriert seit 13.06.2013 |
2018-09-05 23:13:47 Uhr
Rascalize war ganz gut. |
Dennisolllllllolol |
2018-09-05 22:16:29 Uhr
Gute Besprechung, teile ich alles. Bei jedem Lied hat man das Gefühl, er orientiert sich an einer anderen Band. Mal ist es T-Rex, mal die Artic Monkeys, ganz schön enttäuschend, gerade weil seine Stimme echt gut ist. |
Miles Kane |
2018-09-05 21:51:59 Uhr
Ein One-Hit-Wonder mit Come Closer.Zum Aussehen: 1. Wie schafft man es, in dem Alter so alt auszusehen? 2. Wie schafft man es, in dem Alter noch weniger attraktiv zu sein als Johnny Depp in seinem jetzigen Alter. Warum sehen Männer, die singen, allgemein so gruselig aus? Schade. |
Titel |
2018-09-05 21:44:06 Uhr
Geklaut von Willy DeVille. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28278 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-09-05 21:24:53 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
The Last Shadow Puppets; Alex Turner; Arctic Monkeys; Jamie T; Lana del Rey; Oasis; Liam Gallagher; Beady Eye; Noel Gallaghers High Flying Birds; Peter Doherty; The Libertines; Babyshambles; Franz Ferdinand; Mando Diao; The Kooks; Paul Weller; David Bowie; T. Rex; The Kinks; The Who; The Jam; The DamnedThe 1975; Catfish And The Bottlemen; Kasabian; Jake Bugg; Supergrass; Pulp; Jarvis Cocker; Shed Seven; Elastica; Ennio Morricone
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