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Jonathan Jeremiah - Good day

Jonathan Jeremiah- Good day

PIAS / Rough Trade
VÖ: 31.08.2018

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

It's the hard knock life

Ein Mann wird in Chemnitz Opfer einer Messer-Attacke, eine Demonstration nutzen Rechtsradikale als Vorwand für offene und gewaltsame Ausländer-Hetze. Thilo Sarrazin veröffentlicht ein neues Buch, dessen wohl unzählige Fehler und Widersprüche zwar von Sachkundigen moniert werden, welches aber dennoch die Debatte um "den" Islam negativ befeuern wird. Und das sind nur ein paar der öffentlichkeitswirksamsten Übel direkt vor unserer Haustür. Von weit weniger medienpräsenten, dadurch aber in keinem Fall harmloseren Missständen wie dem Hunger in der Dritten Welt ist dabei noch nicht einmal die Rede. Kein Wunder, dass das Bedürfnis, die tatsächlich noch existenten guten Seiten des Lebens zu betonen, nicht nur hierzulande noch recht groß ist. Der neueste Versuch stammt von Jonathan Jeremiah, der auf "Good day" nicht nur größeren Abstand als zuvor von "seinen Folk-Wurzeln" nimmt, sondern mit jeder Menge Retro-Soul eine wohlklingende Ablenkung zur tristen Alltagslage bieten will.

Ein durchaus lohnenswertes Unterfangen, das der Brite recht unverhohlen gleich zu Beginn mit dem Titeltrack sowie der Vorab-Single "Mountain" zwar nicht sonderlich spannend, aber sehr gefällig einläutet. Konsequent setzt er zur simplen Botschaft von "Good day", das Schlechte mal auszublenden und dafür an die guten Momente zu denken, auch auf simple Lyrik und nette Alltags-Beobachtungen: "That girl in the summer dress with the sunshine smile / Hear the birds whistling in the trees / It's like they know how I feel." Bei der feinen souligen Oberfläche von "Good day" fällt die fehlende Tiefe gar nicht schlimm ins Gewicht, sind doch selbst die einfacheren Nummern wie "Long night", "Hurt no more" oder "Foot track magic" noch hörenswert, während das in anderen Händen peinliche "U-Bahn (It's not too late for us)" nicht zuletzt wegen der gut gesetzten Streicher und Jeremiahs warmer Stimme dem Kitsch im besseren Sinne frönt.

Gut, die Streicher meinen es im eigentlich reduzierten "Yes in a heartbeat" vielleicht doch einen Tick zu dramatisch, und die pianogetriebene Ballade "No-one" ist auch eher Durchschnitt, dafür punkten aber das angenehm lässige "Shimmerlove" und vor allem das wirklich starke "Deadweight", das zum Glück nicht unter der Last der siebenminütigen Dauer zusammenbricht, sondern immer wieder neue, aufregende Wendungen (mitsamt eines Mittelteils in bester James-Bond-Manier) nimmt, ohne dabei zu Stückwerk zu verkommen. Davor kann man schon einmal mit Recht den Hut ziehen. Ob "Good day" nun die beste Antwort auf die Flut schlechter Nachrichten ist, die tagtäglich über uns hereinbricht, mag dagegen mit ebenso viel Recht bezweifelt werden, zumal die Songs, deren Geschichten und Figuren sich bei aller musikalischer Qualität und Professionalität einfach nicht so sehr in Ohr und Herz festsetzen wollen. Aber Jonathan Jeremiah ist nie mit dem Anspruch ins Studio gegangen, die Welt zu retten oder ein Album für die Ewigkeit aufzunehmen. Er wollte das Leben zumindest ein wenig versüßen, was ihm etwa 38 Minuten lang, mit Option auf die eine oder andere Wiederholung, auch tadellos gelingt.

(Marcel Menne)

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Highlights

  • Deadweight

Tracklist

  1. Good day
  2. Mountain
  3. The stars are out
  4. Long night
  5. Deadweight
  6. Hurt no more
  7. Foot track magic
  8. No-one
  9. U-Bahn (it's not too late for us)
  10. Shimmerlove
  11. Yes in a heartbeat

Gesamtspielzeit: 38:47 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
68
2018-09-12 13:21:54 Uhr
Wenn die anderen Songs alle gleichmäßig ok sind und nur dieser eine heraussticht, warum nicht?

MasterOfDisaster69

Postings: 941

Registriert seit 19.05.2014

2018-09-12 13:08:29 Uhr
Ein "gute" Scheibe mit EINEM einzigem Highlight, so so, alles klar...

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2018-09-06 19:34:05 Uhr
6/10 heißt "gut" bei uns, übrigens.

kapomuk

Postings: 73

Registriert seit 25.08.2014

2018-09-05 22:13:17 Uhr
Finde die Rezension sehr treffend. „Durchschnitt“ habe ich beim Durchhören auch gedacht. Und dass nichts wirklich auffällt oder hängenbleibt.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2018-09-05 21:24:32 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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