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The Lemon Twigs - Go to school

The Lemon Twigs- Go to school

4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 24.08.2018

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Von der Skyline zum Broadway zurück

Gerade mal zwei Jahre ist es her, dass die Ex-Kinderschauspieler Michael und Brian D'Addario alias The Lemon Twigs mit ihrem 2016er-Studiodebüt "Do Hollywood" das Retro-Rock-Feld von hinten aufräumten. Gänzlich überraschend war der Anspruch des blutjungen Bruderpaares, nicht einfach nur ein paar Songs rauszuhauen, die so klangen wie aus Papas Plattenkiste, sondern eine durchaus authentische Sound-Ästhetik an den Tag legten, die den Ohren von Jung und Alt schmeichelte. Ein einmaliger Achtungserfolg? Unwahrscheinlich: Mit ihrem neuen Album "Go to school" legen The Lemon Twigs noch eine ordentliche Schippe Kitsch und Glamour drauf und kehren zurück auf die von allen Seiten bestens ausgeleuchteten Bretter, die die Welt bedeuten.

"Go to school" ist wahrlich nicht einfach nur das zweite Album von zweien, die sich trotz ihres jungen Alters längst bewiesen haben, sondern ein waschechtes Musical. Es erzählt die geradezu tierische Coming-of-Age-Geschichte des adoptierten Schimpansen Shane, der von seinen (Menschen-)Eltern als normaler Junge großgezogen wird. Vater und Mutter werden dabei gespielt von Sechzigerjahre-Psychedelic-Pop-Legende Todd Rundgren, dessen Meisterwerk "Something/Anything?" schon "Do Hollywood" inspirierte, und Susan Hall, die tatsächliche Mama der D'Addarios. Beide sind als Gäste auf "Go to school" zu hören, ebenso wie die Nebendarsteller Natalie Mering alias Weyes Blood und Big Stars Jody Stephens.

Wer allein beim Lesen dieses Konzepts schon das Gefühl hat, hier vom wilden Affen gebissen worden zu sein, der möge sich doch bitte zunächst zurücklehnen und "Go to school" auf sich wirken lassen. Dann nämlich kommt man in den Genuss einer so scheinbar einfach gestrickten wie clever arrangierten Pop-Nummer wie "Small victories", die sich rein klanglich irgendwo zwischen "Rubber soul" von 1965 und dem zwei Jahre später veröffentlichten "Magical mystery tour" der Beatles einordnen lässt. Dann kann man auch voll und ganz im so euphorischen wie erschütternden Glam-Rock des Openers "Never in my arms, always in my heart" aufgehen, dessen sehnsüchtiger Refrain mit der Zeile "All I wanna do / Is stand next to you" sicher auch bei all jenen das Herz aufgehen lässt, deren letzte Mittelstufen-Romanze schon etwas länger zurückliegt.

Auch die Geschichte von Shanes Eltern wird auf "Go to school" durchleuchtet: das anfängliche Verknalltsein, der Wunsch nach eigenen Kindern, der durch das Erleiden einer Fehlgeburt grausam durchkreuzt wird, die unerschütterliche Liebe, mit der sie ihren Adoptivsohn vor den Schrecken der Welt verteidigen und auch die Schwierigkeiten, die diese neue, andere Lebenssituation mit sich bringt. So bekommt eine zunächst wahnsinnig anmutende Rahmenhandlung auch eine ziemliche Tiefe. Wenn The Lemon Twigs im zuckrig-süßen "The lesson" predigen, das Beste aus einem nicht immer besseren Leben zu machen, kommt das ebenso ehrlich daher wie das Aufklärungsgespräch von Todd Rundgren in "Never know", in dem Shane von seiner wahren Herkunft erfährt.

Natürlich kann man über all das schmunzeln und ungläubig den Kopf schütteln. Es ist leicht, die D'Addarios mit ihren mittlerweile 19 und 21 Jahren weiterhin als Kinder abzustempeln, die eine Art Bilderbuch auf Platte gepresst haben und sich nun über alle amüsieren, die mit einem Schimpansen in der Schule mitfiebern. Und doch: Der an einen jungen Elton John erinnernde brutal-ehrliche Tagebuch-Eintrag "Lonely" oder das von Streichern getragene "Wonderin' ways" sind sicher kein lustiges Affentheater. Schließlich sorgen die beiden wirklich dramatischen Highlights "Home of a heart (The woods)" und "If you give enough" im Schlusssprint auch auf der imaginären Bühne im Kopf für ein opulentes, knallbuntes und, ja, wunderschönes Feuerwerk. Wenn man dann noch ein wenig ehrlich ist, merkt man schnell: Manchmal sind wir doch alle ein bisschen wie Shane.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Never in my arms, always in my heart
  • Small victories
  • Home of a heart (The woods)
  • If you give enough

Tracklist

  1. Never in my arms, always in my heart
  2. The student becomes the teacher
  3. Rock dreams
  4. The lesson
  5. Small victories
  6. Wonderin' ways
  7. The bully
  8. Lonely
  9. Queen of my school
  10. Never know
  11. Born wrong / Heart song
  12. The fire
  13. Home of a heart (The woods)
  14. This is my tree
  15. If you give enough
  16. Go to school

Gesamtspielzeit: 59:05 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-08-29 18:04:46 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-08-13 12:02:04 Uhr - Newsbeitrag
THE LEMON TWIGS

GO TO SCHOOL

VÖ: 24.08.2018

LABEL: 4AD

LC: 05807

Schon das Debüt-Album der beiden jungen Brüder Brian und Michael D’Addorio klang wie aus der Zeit gefallen…oder wie ein wilder Mix, quer durch die Plattensammlung ihrer Eltern. Doch die Lemon Twigs, die innerhalb kürzester Zeit mit ihren Songs Elton John, Questlove oder Jack Antonoff neben vielen anderen zu ihren Fans zählen konnten, wären nicht die Lemon Twigs, wenn sie nicht noch abwegigere Pfade beschreiten würden. So gestalten sie das ohnehin schon als schwierige Hürde geltende zweite Bandalbum als ein ambitioniertes 15-Song starkes Konzeptalbum, eine Art Musical, komplett geschrieben, aufgenommen, produziert und gemixt in Eigenregie der Brüder in ihrem Elternhaus in Long Island!



„Go To School“ erzählt dabei die herzzerreißende Coming-of-Age Geschichte von Shane, einem gutherzigen Schimpansen, der als menschlicher Junge aufgezogen wird und sich mit dem Leben auseinandersetzen muss. Die Rollen sind dabei prominent besetzt: Todd Rundgren und die Mutter der Brüder – Susan Hall – spielen Shanes Eltern, während auch ihr Vater, Natalie Mering (Weyes Blood) und Jody Stephans (Big Star) darauf zu hören sind.



Die erste Single daraus, der Album-Closer „If You Give Enough“, hält mit der Zeile “Your life’s only good as love, if you give enough,” auch die Moral der Geschichte bereit: Wenn du so viel Liebe wie möglich gibst, ohne etwas im Gegenzug zurück zu erwarten, wirst du auch nicht vom Hass um dich herum verdorben.
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