Everlast - Whitey Ford's house of pain

Long Branch / SPV
VÖ: 07.09.2018
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Nostalgie ist eine Strategie
Erik Schrody hat es nicht so mit Fortschritt. Sein Künstlername Everlast deutet es bereits an, sein musikalischer Output bestätigt es. Dass er sein siebtes Soloalbum "Whitey Ford's house of pain" nennt, ist da nur konsequent – vereint der Name doch seinen zweiten Alias sowie House Of Pain, die Truppe, mit der er ursprünglich zum Ruhm gelangte. Und es wird wahrlich schwer, ein rückwärtsgewandteres Album in 2018 zu finden als dieses. Country, Blues, HipHop, jede Menge Redneck-Flair und Everlasts unverkennbar rauher Rap-Singsang bilden nach wie vor die Melange, aus der tragische bis makabere Stories gehauen werden. Die Musik rollt wie eine schwerfällige Dampflok über die meist schleppenden Beats, die Vocals tragen Gravitas mit sich, lediglich die E-Gitarre erhebt sich dann und wann mit leichtfüßigen Soli über die träge Masse. "Smokin' and drinkin' / Just wasting my time / No worrying, no thinking / More women, more wine." Alles wie gehabt beim Veteranen, der bald drei Jahrzehnte Musikbusiness auf dem Buckel hat.
Fast wie immer zumindest. Denn auch die Produktion soll mit Vinyl-Knistern altmodischen Charme versprühen, verfährt sich aber komplett in einem grobkörnigen, misslungenen Klangbild, gegen welches selbst schwachbrüstig kodierte MP3-Dateien wie HiFi-Schmuckstücke klingen. Es zischt, es matscht, es dröhnt. Schade um die gelungenen Songs, die sich vor allem an Anfang und Ende der Platte befinden. Denn wenn Schrody eines immer noch kann, ist es, eine düster-dramatische Stimmung zu erzeugen. "One of us" wehklagt mit sehnsuchtsvollen Streichern "It's a goddamn mess / It's a crying shame", "The culling" überrascht mit einem energischen Rap und bringt gefühlte zwei Tonnen Gewicht auf den Plattenteller. Das um die akustische Gitarre gestrickte "HeartBeat" beobachtet von der Parkbank aus all die gescheiterten Seelen, "Dream state" klingt mit seinen Bar-Jazz-Schnipseln gar ein klein wenig zeitgemäß. Dann und wann hätte man sich auch mehr ausformulierte Experimente gewünscht, etwa das kurz gehaltene Interlude vor "Summer rain", das deutlich spannender ist als der eigentliche Song oder ein tieferes Eintauchen in die abseitige Atmosphäre von "Oooohh (I don't need you)".
Gebraucht hat das natürlich niemand und neben dem grottigen Klang verderben auch ein paar Kröten mittendrin den Spaß. Wann immer die Stimmung aufgehellter werden soll, driftet "Whitey Ford's house of pain" in Belanglosigkeit ab. "It ain't easy" spult eine bereits tausendfach gehörte Melodie ab, "Break it down" murmelt sich kantenlos in alte Zeiten zurück, "back when everything still mattered". Auch Aloe Blacc bleibt als Gast gesichtslos und kann die schwache Hook von "Slow your roll" nicht retten. Da wird es generisch, da geht das Konzept nicht mehr auf. Dazu können die geballten Erzählungen vom harten Daily Struggle, von den gescheiterten Existenzen und das recht gleichförmige Template, mit dem Everlast seine Stücke zusammenstellt, schnell ermüden. Vielleicht auch, weil sein ursprünglicher Stil in letzter Zeit über Abwandlung von Epigonen wie Post Malone mehr Exposition genießt, abgesehen davon, dass Kid Rock seit einigen Jahren das Gleiche in dümmer macht. Gelebte Nostalgie mag einen solide durchs Leben tragen, Wunder vollbringt sie indes nicht.
Highlights
- One of us
- HeartBeat
- Dream state
Tracklist
- One of us
- The culling
- It ain't easy
- The climb (Interlude)
- The climb
- Slow your roll (feat. Aloe Blacc)
- Smokin & drinkin
- Oooohh (I don't need you) (feat. Slug)
- Summer rain (Interlude)
- Summer rain
- Don't complain
- Break it down
- Break it down (Interlude)
- HeartBeat
- Dream state
Gesamtspielzeit: 44:43 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Frank |
2018-09-17 22:36:45 Uhr
Lange gewartet aber das Ergebnis überzeugt wieder.Wer Experimente oder gar neue Wege erwartet ist hier falsch. Everlast überzeugt einmal mehr mit gewohnt bekannten Klängen. Für mich immer wieder ein Kleinod künstlerischer Begabung. Wer sich über Jahrzehnte treu bleibt hat meinen vollsten Respekt. Es gibt genug andere Projekteinndenen Everlast andere Wege geht. Ich bin nach wie vor begeisterter Anhänger und bewundere die Bodenständigkeit. |
malte |
2018-08-31 13:47:04 Uhr
hoffe es ist nicht so mies wie sich die rezension liest... |
Ends |
2018-08-30 19:42:47 Uhr
Everlast - Don't Complain (Official Audio):https://www.youtube.com/watch?v=IfnX5dY3iuU |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27973 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-08-29 18:04:05 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27973 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-08-17 17:20:08 Uhr - Newsbeitrag
Hallo zusammen,nachdem er vor wenigen Tagen das Video zu seiner Comeback-Single „The Culling“ veröffentlichte, legt Everlast heute mit dem zweiten Vorboten zu seinem ersten Album nach acht Jahren nach: Auf „Don’t Complain“ umreist er mit Augenzwinkern die Aufs und Abs seiner bisherigen Karriere und thematisiert seinen Sonderstatus in der Szene. Ein Trademark-Track, auf dem der Sänger, der morgen 49 Jahre alt wird, seine Songwriting-Stärken und sein Crossover-Talent herausstellt. |
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Referenzen
House Of Pain; Kid Rock; Uncle Kracker; Cypress Hill; Wyclef Jean; Jason Downs; Elwood; Outkast; André 3000; Fun Lovin' Criminals; Delinquent Habits; Molotov; Me Phi Me; DC Baseman; Tony Guerrero; Spearhead; Dr. Oop; Bubba Sparxxx; Stereo MCs; G. Love & Special Sauce; The Fugees; Shifty; Crazy Town; N.E.R.D.; K-OS; Transplants; Blues Explosion; Uncle Kracker; Bruce Springsteen; Bob Seger; Creedence Clearwater Revival; Garth Brooks; Keith Urban; Kazzer; Beck; Jerobeam; The Broken Beats; Giant Robot; Isaac Hayes; Johnny Cash; T-Bone Burnett; Hank Williams, Jr.; Tom Waits
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