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Static Diary - Static Diary

Static Diary- Static Diary

Goliad
VÖ: 27.07.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Der Schattenmann

Und auf einmal gebiert der diffuse Schatten eine Figur von verletzlicher Schönheit ... Selbst gut informierte Plattentests.de-Leser werden mit dem Namen Scott Danbom kaum etwas anfangen können, deshalb nur kurz zur Info: Bei den Bands Centro-Matic und South San Gabriel, beide jeweils sträflich unbeachtet, war Danbom der Mann im Hintergrund, der neben dem Bass auch mal die Geige oder das Klavier bediente und die Studiokaffeemaschine wieder zum Laufen brachte. Jahre nach dem Ende besagter Bands sorgt nun das kleine texanische Label "Goliad" dafür, dass Danbom aus der blinden Zone hervor ins Rampenlicht tritt. Dass dieses wahrscheinlich von der Decke eines Hinterhof-Clubs in der amerikanischen Provinz strahlt, ist nun mal das bescheidene Schicksal dieses Mannes. Unter dem Projektnamen Static Diary versammelt Danbom zwölf neue Songs und jeder Moment dieser Platte zeigt dabei, was für ein geschmacksicheres Talent in dem Texaner über die Jahre herangereift ist.

Dabei sprechen die Songs ohne den Umweg irgendwelcher hippen Studiotricks direkt das Sentiment des Hörers an. Danbom weiß zum Beispiel, wie man ein Massiv aus bedrohlich tönenden Gitarren errichtet, Dramatik pur, aber auch, wie man einen Song entspannt-verträumt dahintändeln lässt, ohne dass er langweilig wird. Das größte Faustpfand ist dabei die fragile, zarte Stimme Danboms, die sich schüchtern den unterschiedlichsten Umgebungen aussetzt. Im eröffnenden "One song" tastet sie sich gemeinsam mit einer sanftmütigen Klaviermelodie durch die Dunkelheit, "Phrase from businnes" zeigt den Texaner hingegen, wie er, von einem unschuldigen Glockenspiel begleitet, versonnen mit sich selbst tanzt, bis robuste Gitarren diesem Moment der beseelten Balance ein Ende setzen.

Dies sind übrigens generell die Pole dieser Musik: Auf der einen Seite eine unwirkliche Traumwelt, die auch mal einen Refrain in die Stratosphäre schickt, wie in "UFOs", andererseits ein gewisser Hang zu unpeinlicher Opulenz, die den Verstärkern ordentlich was zu tun gibt, siehe "Cone". Und wie gesagt, mittendrin dieser fast verlegene Gesangsvortrag, der sich seiner Außenseiterrolle schmerzlich bewusst ist, "out of bounds I feel." Man möchte diese Stimme mitunter beschützen, wenn sie in einen Abgrund aus Orchesterbombast blickt, andernorts, gerade auf den hinteren Rängen des Albums, befindet sie sich dagegen in perfekter Harmonie mit der nun sanft und elegant ausgestatteten Instrumentierung.

Und wenn es auch ein wenig pathetisch klingen mag, "Static Diary" ist nichts anderes als ein Geschenk von einem Mann, der ganz bescheiden zeigt, welche Fähigkeiten er über lange Jahre im Verborgenen erworben hat. Mit diesen Songs bringt er diese jetzt in Vollendung zum Tragen. Große Momente der Dramatik verbinden sich dabei mit fragilen Augenblicken, die nur so dahigehaucht wirken. Immer jedoch fühlt man sich emotional angesprochen von einem Adult Rock, der solch unterschiedliche Künstler wie Neil Young, George Harrison oder auch Sparklehorse in seiner DNA verankert hat. Deren Bekanntheitsgrad wäre Scott Danbom sicher zu wünschen, aber es reicht ja schon, wenn er immer mal wieder Lebenszeichen aus dem Schatten heraus sendet.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • One song
  • Phrase from business
  • UFOs

Tracklist

  1. One song
  2. Phrase from business
  3. Cone
  4. fORTRAN
  5. UFOs
  6. Snippet
  7. Remember
  8. Pump
  9. Grace
  10. Carefully poisoned
  11. N5IWN
  12. Open close letter

Gesamtspielzeit: 43:29 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

kapomuk

Postings: 73

Registriert seit 25.08.2014

2018-08-24 22:12:23 Uhr
Definitiv nachvollziehbare Rezension.

Tatsächlich würde ich dem Ganzen auch eine präsentere Gesangsstimme wünschen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-08-21 21:21:49 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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