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Slaves - Acts of fear and love

Slaves- Acts of fear and love

EMI / Universal
VÖ: 17.08.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nah am Asphalt

Ein Februarmorgen in England. Grauer Himmel, steife Brise und Nieselregen. Der Blick richtet sich auf große, rostende Industriehallen aus kupferrotem Blech. Eine Kleinstadt, einst Arbeiterhochburg, kämpft mit Arbeitslosigkeit und dem infrastrukturellen Verfall. In den Facebook-Kommentarspalten sprießt die Wortgrütze schneller als das Unkraut in den Gassen, die Enttäuschten finden ihr Ventil. Für das britische Garage-Punk-Duo Slaves ist die Sache klar – im Land läuft seit Jahren einiges schief, vor allem im sozialen Bereich. Bloß wie den Scherbenhaufen aus enttäuschten Leben und wachsendem Neid aufkehren? Isaac Holman und Laurie Vincent versuchen es gleich zu Beginn ihres dritten Albums "Acts of fear and love" mit einem Fleischmesser-scharfen Riff: "The lives they wish they had" raunt der Opener in zigfacher Ausführung dem Hörer entgegen, bevor ein finaler Punk-Sturm den Track förmlich aus der Garage fegt.

Nicht ungewöhnlich für das Genre klingt ein Slaves-Song auf die erste Rille zunächst recht simpel gestrickt. Ein hartes, kratziges Gitarren- oder Bassriff, blechern aber kraftvoll polternde Drums, repetitive Refrains und jede Menge mitgröhlkompatible Shoutings: Man höre "Chokehold" und hat ein Paradebeispiel – Babyshambles-Gedächtnis-Riff inklusive. Oder das tolle, wuchtige "Bugs", das sich in Extase dampft, auf tiefgepolter Oktave daherkommt und mit Metal-Riffings ein düsteres Szenario zeichnet: "Another let-down generation / That's what I got." Doch eine Band, die ihre kommende Tournee "I would drive 500 Miles and I would drive 500 more and then drive 126 more"-Tour nennt, geizt nicht mit trocken geschwärztem Humor und hat eine Menge mehr in petto.

"Magnolia" bezeichnet nicht nur eine beliebte Pflanze britischer Kleingärtner, deren Blüten im Frühjahr ein wenig Farbe ins triste Grau der Insel bringen, sondern ist vor allem ein schweinerockender Hit, von dem man so schnell nicht genug bekommt. In penetranter Art und Weise umgarnt wird man auch von der tollen Single "Cut and run", die mit ihren The-White-Stripes-Light-Riffs und der Kombination aus tanzwütigen, ekstatischen Drums und den beiden sprechsingenden Slaves womöglich das beste Stück der bis dato abwechslungsreichsten Platte des lärmenden Duos ist.

Ja, werter Leser, Sie haben eingangs richtig gelesen: Nicht etwa der Hass sei das Problem unserer Zeit, meinen Holman und Vincent. Emotional-überzogene Reaktionen entsprüngen vielmehr extremen Gefühlslagen wie Liebe oder Angst. Angst, die zum Beispiel aus persönlichen Rückschlägen ihre Kraft schöpft, und durch Neid aufgrund von Existenzängsten und der nicht zuletzt durch die wachsende Schere zwischen Arm und Reich beschleunigt wird, wie der intensive Titelsong exemplarisch zu Protokoll gibt. Immerhin: "Transcent your fear / Let love in", appelliert Holman halbwegs hoffnungsvoll. "Acts of fear and love" hat die Ohren eben nah am Asphalt und lässt durch teils überzeichnete Bilder den Putz der Kleinstadt weiter bröckeln. Noch allerdings hat sich dort eher wenig getan. In der Glotze flimmert eine Glamour-Show mit Szenen aus anderen, vermeintlich besseren Leben. Und auf der Kommode die "Sun" von gestern. Titelthema: irgendwas über Ausländer.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • The lives they wish they had
  • Cut and run
  • Magnolia
  • Acts of fear and love

Tracklist

  1. The lives they wish they had
  2. Cut and run
  3. Bugs
  4. Magnolia
  5. Daddy
  6. Chokehold
  7. Photo opportunity
  8. Artificial intelligence
  9. Acts of fear and love

Gesamtspielzeit: 29:55 min.

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