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Nicki Minaj - Queen

Nicki Minaj- Queen

Young Money / Republic / Universal
VÖ: 10.08.2018

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Krone der Schröpfung

Nicki Minaj hat sich Zeit gelassen, doch das aus gutem Grund. Die Gefahr, sich nach dem phänomenalen Erfolg von "The pinkprint" mit einem Schnellschuss der eigenen Existenzgrundlage zu berauben, war groß. Zu distinktiv waren Stil und Auftreten der Rapperin, zu groß der kulturelle Krater, den Tracks wie "Anaconda" hinterließen. Über den bewussten Stumpfsinn mancher Songs kann diskutiert werden, über die in Hülle und Fülle vorhandenden Fähigkeiten der Dame aus Trinidad jedoch nicht. Egal, ob Nicki rappt, toastet oder singt: Sie ragt heraus. Es ist also nachvollziehbar, dass nach der Ankündigung von "Queen" die Hype-Maschine angeworfen wurde. Lange Pausen nach gigantischen Erfolgen lassen Erwartungshaltungen entstehen. Nach einigem Hin und Her ist "Queen" nun draußen. Und der Thron wieder standesgemäß besetzt – auch wenn er leicht kippelt.

Denn Minaj begeht den Fehler, den praktisch alle Mainstream-HipHopper vor ihr begingen: "Queen" ist bei aller Qualität schlicht viel zu lang. Besonders in der zweiten Hälfte geht dem Album merklich die Puste aus. Davor jagt jedoch ein Highlight das nächste. So gerät bereits der angenehm unaufgeregte Opener "Ganja burns" zum Statement: Schaut mich an, hört mir zu, ich muss nicht mehr auf die Kacke hauen, um klarzumachen, wer hier der Boss ist. Was aber nicht bedeutet, dass Minaj das Prollen verlernt hat. Die überragende Vorabsingle "Chun-Li" ist HipHop in Reinkultur. Ein Beat, viele Flows, eine Message: Es kann nur eine geben. Dass viele der Instrumentals auf "Queen" aufs absolut Nötigste reduziert wurden, rückt Minajs Darbietung in den Mittelpunkt. Und sie liefert.

Die Leichtigkeit, mit der die Rapperin auf Hochgeschwindigkeits-Passagen entspannten Singsang folgen lässt, ohne dabei auch nur im Geringsten angestrengt zu wirken, beeindruckt. Tracks wie "Barbie dreams" lassen Fragen wie "Cardi B oder Nicki Minaj?" lächerlich wirken. Bei der Wahl der Features beweist die US-Amerikanerin überwiegend ein gutes Händchen. Sowohl The Weeknd als auch Ariana Grande fügen "Thought I knew you" bzw. "Bed" das gewisse Etwas hinzu. Selbst Lil Waynes Gelalle in "Rich sex" ist dank des cleveren Beats auszuhalten. Den Vogel schießt jedoch die fast in Vergessenheit geratene Foxy Brown ab: Ihre Strophe in "Coco Chanel" schickt die Kinnlade auf Brusthöhe. Der großspurig angekündigte Eminem-Gastauftritt in "Majesty" gerät hingegen zum Rohrkrepierer. Auch im Jahr 2018 wirkt Marshall Mathers orientierungslos und uninspiriert. Daran kann auch eine an der Selbstpersiflage entlangschrammende Doubletime-Einlage nichts ändern.

Im Kern ist "Queen" bis ins letzte Detail durchdesigntes Entertainment. Es ist davon auszugehen, dass das Album zwar erfolgreich sein wird, jedoch nicht mehr einschlagen wird wie eine Bombe. Vielmehr zementiert Nicki Minaj ihren Status als Ausnahmeerscheinung, deren Zeit also radikale Innovatorin jedoch vorbei ist. Songs wie "LLC" beweisen, dass selbst ein abgeschmackter Glockenbeat durch den Vortrag der Künstlerin aus dem Mittelmaß gehoben werden kann. Nur das mit dem Füllmaterial à la "Hard white" oder "Nip tuck" sollte die Dame ernsthaft überdenken. Die an sich netten Tracks verblassen im Angesicht der albuminternen Konkurrenz zu stark, als dass man sie mehr als zwei bis drei Mal hören möchte. Zwar ist die Strategie der Klickmaximierung in Zeiten des Streamings wirtschaftlich nachvollziehbar, bessere Alben entstehen auf diese Weise jedoch nicht. Gebt der Königin eine Schere.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Barbie dreams
  • Chun-Li
  • Coco Chanel (feat. Foxy Brown)

Tracklist

  1. Ganja burns
  2. Majesty (feat. Eminem & Labrinth)
  3. Barbie dreams
  4. Rich sex (feat. Lil Wayne)
  5. Hard White
  6. Bed (feat. Ariana Grande)
  7. Thought I knew you (feat. The Weeknd)
  8. Run & hide
  9. Chun Swae (feat. Swae Lee)
  10. Chun-Li
  11. LLC
  12. Good form
  13. Nip tuck
  14. 2 lit 2 late interlude
  15. Come see about me
  16. Sir (feat. Future)
  17. Miami
  18. Coco Chanel (feat. Foxy Brown)
  19. Inspirations outro

Gesamtspielzeit: 66:19 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

edegeiler

Postings: 2914

Registriert seit 02.04.2014

2018-09-11 23:05:13 Uhr
Warum fällt in einem Nicki Minaj Thread der Name Mark dingsda?

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2018-09-11 19:35:41 Uhr
Ein Mark Kozelek ist dahingegen natürlich komplett fehlerfrei, dem hier Präsenz einzuräumen, ist völlig unproblematisch!

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2018-08-22 19:53:11 Uhr
Wo hab ich gesagt, dass ich das gut finde? Ich hab übrigens in diesem Thread noch überhaupt nichts positives zu ihr oder ihrer Musik geschrieben, wenn du mal genau guckst. Ich hab nur den Typus von moderner Pop-Künstlerin, den sie verkörpert, vor den immer gleichen, absurden Vorwürfen verteidigt.

yanqui

Postings: 185

Registriert seit 13.07.2018

2018-08-22 13:34:38 Uhr
@MopedTobias: und du findest sie nach diesen Ausfällen (immer noch) töte? Ich meine: Wie beschränkt muss man sein, jemanden persönlich anzugreifen, nur weil er in den Charts vor einem steht?

In other news; https://pitchfork.com/news/nicki-minaj-and-future-cancel-north-american-leg-of-tour/

Klingt nach zu wenigen verkauften Tickets. Das würde mich sehr freuen.
@MopedTobias
2018-08-22 12:34:01 Uhr
Ach Marvin, lass es doch einfach!
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