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Me + Marie - Double purpose

Me + Marie- Double purpose

Capriola / Sony
VÖ: 17.08.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Zweimal im Leben

Sie sprechen Schwyzerdütsch? Und bilden sich womöglich etwas darauf ein, dass Ihre O-Töne mit Untertiteln versehen werden, falls man Sie mal auf der Straße interviewt? So weit, so gut. Aber warten Sie mal ab, bis Me + Marie reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Nicht genug damit, dass Schlagzeugerin Maria Moling, die zu Ehren ihrer Heimatgemeinde das Pseudonym Maria La Val führt, mit dem Alpendialekt Ladinisch aufwuchs und Gitarrist Roland Scandella aus der Schweiz, der eigentlich Vögtli heißt, mit dem bündnerromanischen Vallader: Beide spielten zudem in Bands – Moling bei Ganes, Vögtli bei Nau –, die ihre Texte jeweils in ebendiesen räumlich äußerst begrenzten Sprachen verfassen. Warum sich Me + Marie nun auf "Double purpose" am Mikro in handelsüblichem Englisch abwechseln?

Weil das bereits auf dem 2016er Debüt "One eyed love" vorzüglich geklappt hat, obwohl Vögtli "Romanisch ist die einzige Sprache, die ich spüre" zu bedenken gibt? Oder weil man über Sex nur auf Englisch singen kann, wie Tocotronic schon vor 23 Jahren mahnten? Zumindest Letzteres wäre insofern nachvollziehbar, als dass Me + Marie die toxische Liebe als zentrales Motiv ihres minimalistischen Indie-Rocks ausgemacht haben, den sie mit zackigen Eierschneider-Gitarren und der düsteren Seite melancholischen Singer-Songwritertums anreichern. Eine treffliche musikalische Illustration des höchsten aller Gefühle, das einen aber genauso in tiefste Tiefen ziehen und für ordentlich Stunk sorgen kann – und der Hörer will sich schon vor den Tassen und Tellern ducken, die ihm auch beim notorischen Krawallpärchen The Kills um die Ohren zu fliegen drohen.

Ganz so weit kommt es hier zwar nicht, aber "Sad song to dance" weiß trotzdem samt sensendem Riff im Geiste von Blood Red Shoes sofort, wohin die Reise geht: weg von der gar nicht mal so viel besseren Hälfte und dahin, wo man höchstens von der Lautstärke einen übergebraten gekommt, sobald der formidable Opener zwischen diszipliniertem Tanzlärm und dynamischem Gesangsduett richtig Fahrt aufnimmt. Schwing den Hintern, wenn es zum Weinen nicht reicht – und hör nicht auf die "Children of money" aus dem Finanzdistrikt, die auf frühes Zubettgehen pochen und bei der Frage "Geld oder Liebe?" stets die erstgenannte Option wählen. Selbst wenn saftiges, von Kurt Ebelhäuser höchstpersönlich heruntergestimmtes Gitarrenfeuer ihnen den Allerwertesten so weit aufreißt, dass sie ihn zur Not als Immobilie abschreiben könnten.

Was sich rabiater liest, als "Double purpose" letztendlich ist: Moling und Vögtli wissen, wann sie Gas geben müssen und wann es sich empfiehlt, das diskrete Donnerwetter, das auch die Vorabsingle "Another place to go" durchzieht, mit Swamp-Ansätzen oder kleinlauten Seufzern zu konterkarieren. Das gekippte "Bon voyage" etwa hangelt sich an einsamem Pling und einer körperlosen Rhythmusmaschine entlang, "Nothing at all" verarztet das kranke Herz notdürftig mit Blues-Licks und setzt die emotionalen Scherben mit Alleskleber zusammen. "I'm all alone / Nothing's gonna hurt me" konstatiert passend das brillante Titelstück, das sich auch dank Molings Drums von flüsterndem Akustik-Folk zu leicht krautigem Gerumpel aufschwingt – man hört sich immer zweimal im Leben. Und dieses Album noch viel öfter. Was heißt eigentlich "Unfucktheworld" auf Ladinisch?

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Sad song to dance
  • Children of money
  • Double purpose
  • Another place to go

Tracklist

  1. Sad song to dance
  2. Children of money
  3. Still water
  4. Shine out loud
  5. Double purpose
  6. Bon voyage
  7. Nothing at all
  8. Another place to go
  9. Miles of lies
  10. The only ones
  11. Forever here

Gesamtspielzeit: 43:45 min.

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User Beitrag

Robert G. Blume

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Registriert seit 07.06.2015

2018-08-17 15:48:37 Uhr
Heute draußen!

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2018-08-12 21:44:26 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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