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Alias Caylon - Where there be no land

Alias Caylon- Where there be no land

Gunner / Broken Silence
VÖ: 17.08.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das Selfmade-Dilemma

Es ist schon eine kleine Schande mit vielen DIY-Bands. Während sich der Erfolg akustischer Müllabfuhren wie Fall Out Boy irgendwann verselbstständig hat und gar keiner interessanter Musik mehr bedarf, schlummern irgendwo in den dunkelsten Kammern der autonomen Zentren immens talentierte Künstler, die noch nicht einmal Zeit oder Budget für die regelmäßige Veröffentlichung neuer Musik haben. Darüber kann man nicht erst seit gestern lamentieren, Alias Caylon aus Flensburg geben aktuell aber mal wieder besonders viel Anlass, um besonders schwermütige Seufzer auszustoßen. Sage und schreibe neuneinhalb Jahre liegt der Vorgänger von "Where there be no land" zurück, und trotzdem klingt die neue Platte des Quartetts so, als hätte sie auch direkt nach zwei Jahren stringenten Tourens erscheinen können – und das ist hier im allerbesten Sinne gemeint.

"Where there be no land" ist nämlich längst keine neu verpackte Abschrift des besagten Vorgängers "Follow the feeder", obwohl die Anleihen unverkennbar sind. Noch immer drücken Alias Caylon ihre Wut durch schnelle Post-Hardcore-Brocken aus, die kurioserweise immer wieder die Skatepunk-Vergangenheit zweier Bandmitglieder durchschimmern lassen. Das Ergebnis dieser merkwürdigen Hochzeit erinnert nur am Rande an die aktuell sehr schwermütige deutsche Genre-Generation um Heisskalt oder Fjørt, ist aber trotzdem kaum minder düster. Das famose "Dog in the fog" basiert grundlegend zum Beispiel auf simpler Schrammel- und Tonrepetitionsmechanik, wird aber durch subtile Dissonanz, kontrastierende Stimmungswechsel und progressives Songwriting zur fröstelnden Zombie-Version einer schüttelnden Punk-Orgie. Mit dieser sehr einzigartigen Interpretation eines aktuell breit rezipierten Genres schaffen sich Alias Caylon eine ganz eigene Nische, in der sie sich nach Herzenslust austoben.

Denn auf der Basis dieser Blase ruht sich die Band nicht aus, sondern setzt immer wieder unerwartete Akzente, die "Where there be no land" zu einem kontinuierlich spannden Erlebnis machen. "No air no castle" macht nach mächtiger Hymnen-Arbeit etwa einer kurzen Gitarren-Spielerei Platz, die beinahe Being As An Oceans "This loneliness won't be the death of me" zitieren könnte. "Crossed out" bringt irgendwo unter dem rauen Klanggerüst noch Handclaps und Kopfstimme unter. "Strangle yourself" klingt fast schon urpunkig, zerrt dann aber im C-Teil mitunter harsch an den schiefen Tönen. Und "Sweet caress" zieht schließlich das Melancholie-Register und lässt beiläufig die Menzingers raushängen. Alias Caylon vollbringen sogar das Kunststück, "Ohh ohh"-Passagen nicht nach austauschbarer Einfallslosigkeit, sondern nach Horror-Punk-Gänsehaut klingen zu lassen. "Where there be no land" rechtfertigt die neuneinhalb Jahre in jeder Sekunde und lässt doch schmerzlich hoffen, nicht wieder so lange auf einen Nachfolger warten zu müssen. Immerhin: Bis dahin bietet diese Platte wirklich mehr als genug Stoff, der immer und immer wieder neu entdeckt werden will.

(Jakob Uhlig)

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Highlights

  • Dog in the fog
  • No air no castle

Tracklist

  1. Crossed out
  2. Dog in the fog
  3. Strangle yourself
  4. No air no castle
  5. Most boring case scenario
  6. Lest we forget
  7. A day will come at sea
  8. Secret dealings
  9. Sweet caress

Gesamtspielzeit: 41:59 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-08-06 18:16:12 Uhr
Zur Erklärung: Leider lag uns für die Rezension eine falsche Tracklist vor - also falsche Titel zu den richtigen Songs. Dazu ist kurz vor knapp noch ein Stück vom Album geflogen. Ist jetzt alles korrigiert.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-08-05 19:10:42 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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