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Salomea - Salomea

Salomea- Salomea

Klaeng
VÖ: 22.06.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Wer kann sich schon entscheiden?

Die Generation Y ist nicht gerade für Entscheidungsfreude bekannt. Fahrig, unkonzentriert, sprunghaft, all diese wenig schmeichelhaften Adjektive werden den in den 80ern und 90ern Geborenen häufig angehängt. Rebbeka Salomea Ziegler, auf die Welt gekommen 1991 bei Lahr im Schwarzwald, ist auf jeden Fall chronisch unentschlossen. Auf dem Studiodebüt der Band, die den Zweitnamen der Sängerin trägt, wechselt sie wild zwischen elegant-schlankem Jazzgesang, souliger Inbrunst und Rap; und als wäre das noch nicht genug, fügt sie noch eine ordentliche Portion elektronischer Sound- und Entfremdungseffekte bei. Schon im Opener "Magnolia tree" reihen sich komplexe und eingänglichere Melodien nahtlos aneinander und werden schließlich von psychedelischen Eskapaden von Keyboard und Schlagzeug abgelöst. Fast scheint es, als wolle das Quartett, das sich beim Musikstudium in Köln kennengelernt hat, den mitunter elitären Habitus zeitgenössischer Jazzmusik mit Einflüssen aus allerlei modernen Genres versöhnen.

Die Bandbreite der Band offenbart sich in Songs wie "Do it all". Die Passagen, die von Zieglers Sprechgesang und Perkussion dominiert sind, klingen irgendwie nach Großstadt, cool und abgebrüht; nach einer elektronischen Brigde rutscht der Song in ein souliges Ambiente, das mit Glamour und Enthusiasmus aufwartet. Oder "Bardabunka": Hier halten Bassdrum, Saxophon und E-Bass die Begleitung am ganz unteren Ende der Tonleiter, worüber Ziegler lässig bis aggressiv ihre Lines spittet; das Gegengewicht dazu bildet eine zerbrechliche kleine Popmelodie, die sich immer wieder dazwischendrängelt.

Laut eigener Aussage tragen Salomea das Attribut "Jazz" nur noch in der Bandbeschreibung, weil sie viel und gerne improvisieren – beim Kompositionsprozess, aber auch auf der Bühne, sodass sich Songs stets weiterentwickeln und die Albumversion als Momentaufnahme zu verstehen ist, als ein Status Quo, der beim nächsten Live-Auftritt wahrscheinlich schon wieder passé ist. Jazztypisch ist allerdings auch die Angewohnheit, melodische Versatzstücke munter durch allerlei Tonarten zu jagen und sich verschiedene Skalen hinauf- und herabzubohren, dass einem schwindelig davon wird. Das allein, gepaart mit Zieglers facettenreicher Stimme, ist schon fesselnd genug, wie sie auf dem hypnotisierenden Song "Baby" demonstriert. Die meisten Songs sind aber zusätzlich geprägt von Leif Berger am Schlagzeug, der unermüdlich neue rhythmische Impulse liefert, die ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen scheinen und doch auf komplizierte Weise mit dem Hauptnarrativ verwoben sind.

Um so behänd zwischen den Stilen hin- und her springen zu können, muss man sie erst mal alle beherrschen und dann auch noch zu einem organischen Ganzen verweben. Dazu bedarf es neben Experimenterfreude auch großer Könnerschaft. Warum sich entscheiden, wenn man alles haben und auch noch meistern kann? Take that, Kulturpessimisten!

(Eva-Maria Walther)

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Highlights

  • Magnolia tree
  • Do it all
  • Baby

Tracklist

  1. Magnolia tree
  2. Shout
  3. Do it all
  4. Baby
  5. Letter No. 1
  6. Letter No. 2
  7. Baby
  8. Bardabunka
  9. Hopscotch
  10. M
  11. Grave-D.

Gesamtspielzeit: 42:46 min.

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Armin

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2018-07-29 20:31:28 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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