Cullen Omori - The diet

Sub Pop / Cargo
VÖ: 17.08.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Alle satt?
"Every day's a blessing, every day's a hangover / So they said it was a joke and there's no one else to believe in", sangen Smith Westerns noch auf ihrem 2013er-Album "Soft will" – und das dritte sollte auch das letzte sein. Eineinhalb Jahre später verkündete Leadsänger Cullen Omori zuerst eine Pause auf unbestimmte Zeit, wenige Tage schließlich das Ende der Band. Da war das erste Mitglied längst ausgestiegen. Und, woran lag es? Klar, an persönlichen und musikalischen Differenzen, da braucht es wohl nicht mal einen genau definierten Auslöser für den internen Knatsch. Während sich Julien Ehrlich und Max Kakacek mit ihrem neuen Projekt Whitney auf zu neuen Ufern gemacht haben, sagte sich Omori sogar von seinem Bruder und Ex-Smith-Westerns-Bassist Cameron los, um 2016 sein Solodebüt "New misery" zu veröffentlichen.
Nun steht der Nachfolger "The diet" in den Startlöchern, und abermals bekommt man hier als Liebhaber von Omoris Ex-Kapelle genau das, was man im Vorfeld erwartet hat: Zwölf mal mehr, mal weniger glamouröse Pop-Nummern, die so eindeutig und unverhohlen von den Sechziger- und Siebzigerjahren inspiriert wurden, dass man sich vor lauter Charme glatt ins Schlagerhöschen machen könnte. "The diet" ist als reiner Albumtitel dementsprechend natürlich Quatsch: So satt, wie sich am Ende von Smith Westerns die Bandmitglieder wahrscheinlich selbst hatten, so satt wird man hier auch als Hörer ob der wirklich beeindruckenden Sound-Vielfalt. Dennoch hatte Omori durchaus seine Gründe dafür, seinen Zweitling "The diet" zu nennen: Auch er habe sich von Dingen und Angewohnheiten getrennt oder sie zurückgeschraubt, um einen neuen, frischen, gesünderen Weg einzuschlagen.
Und so ist das Album eine Ansammlung von Liebesliedern geworden, die sich jedoch nicht mal alle an tatsächlich existierende Personen richten, sondern stellenweise sogar an so etwas wie eine gute Idee – oder an Omoris Antidepressiva, die ihm das Leben erleichtern. Alles also etwas anders, aber vielleicht auch deshalb so interessant: Anstatt seiner Liebsten in "Happiness reigns" ein von ihr völlig losgelöstes Ständchen zu trällern, hat er die Gute einfach mitschreiben lassen, um ihre eigene Denkweise ebenso einflechten zu können wie seine. Dabei herausgekommen ist eine ehrliche, so verspielte wie selbstkritische Hymne auf eine Liebe, die nun mal so ihre Höhen und Tiefen hat.
In eine ähnlich erfrischende Kerbe schlägt auch der ehrlicherweise gänzlich nach Smith Westerns klingende Opener "Four years", der noch dazu mit einem astreinen Gitarrensolo im letzten Viertel auftrumpft. Da gibt sich "Black rainbow" zumindest anfangs noch deutlich zurückhaltender, nur um zuerst lyrisch zuzuschlagen mit Zeilen wie "Girl don't fuck me / If it's just because you're lonely", und schließlich mit seinen breiten, hohen, lauten Glam-Rock-Anleihen. Überhaupt greift "The diet" mit beiden Händen ordentlich zu, was Kitsch und Pomp angeht: Ob im ungleich schrammeligen Düster-Rocker "Quiet girl" oder dem im besten Sinne nölig-folkigen "Natural woman", Omori langt zu, genießt und teilt, als handele es sich beim Leben um ein All-you-can-eat-Büffet. Und vielleicht ist das auch so. Bleibt zu hoffen, dass wir alle davon nie genug bekommen können.
Highlights
- Four years
- Happiness reigns
- A real you
Tracklist
- Four years
- Borderline friends
- All by yourself
- Happiness reigns
- Master eyes
- Quiet girl
- Black rainbow
- Natural woman
- Millennial geishas
- Last line
- Queen
- A real you
Gesamtspielzeit: 38:27 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Kurdt |
2018-08-17 12:23:15 Uhr
A real you ist toll. Wurde durch die Rezi auf smith Westerns aufmerksam, danke dafür! |
MasterOfDisaster69 Postings: 887 Registriert seit 19.05.2014 |
2018-08-10 17:15:29 Uhr
kenne nur diesen einen Song, Happiness Reigns.Ein rundum gelungener Song und das Video ist auch nett zum Anschauen... https://www.youtube.com/watch?v=Jzda9D1fbSQ |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24640 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-07-29 20:30:34 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Smith Westerns; Whitney; Unknown Mortal Orchestra; Christopher Owens; Girls; The Beach Boys; Brian Wilson; The Beta Band; The Bees; The Zombies; Love; Super Furry Animals; The Beatles; The Go! Team; Gomez; Ween; The Electric Soft Parade; The Divine Comedy; The Zutons; The Polyphonic Spree; The Reindeer Section; Yo La Tengo; Big Star; The Move; DIIV; The Drums; Surfer Blood; Bombay Bicycle Club; Throw Me The Statue; Lotus Plaza; The War On Drugs; Tanlines; Ducktails; Foxygen; Ariel Pink’s Haunted Graffiti; Gauntlet Hair; Two Door Cinema Club; Tame Impala; The Olivia Tremor Control; Super Furry Animals; Badly Drawn Boy; El Guincho; High Places; The Unicorns; Islands; The Olivia Tremor Control; Magnetic Fields; George Harrison; Oasis; Van Dyke Parks; The Flaming Lips; The Hidden Cameras; Apostle Of Hustle; Guillemots; Yeasayer; The Skygreen Leopards; Bird Show; Maplewood; The Byrds; The Orange Peel; Guster; The Shins; The Flying Burrito Brothers; The Gentle Waves; T. Rex; David Bowie; The Go-Betweens; Pelle Carlberg; Teenage Fanclub; Goldrush; The Magic Numbers; Dodgy; The Sleepy Jackson; The Minus 5
Surftipps
- https://cullenomori.bandcamp.com/
- https://www.subpop.com/artists/cullen_omori
- https://www.cargo-records.de/en/item/126092/artist/omori_cul len/artist_details.124.html
- https://www.discogs.com/de/artist/1589555-Cullen-Omori
- https://www.last.fm/music/Cullen+Omori
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- https://www.facebook.com/CullenOmoriMusic/
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- https://www.allmusic.com/artist/cullen-omori-mn0002622998
- https://www.bbc.co.uk/music/artists/0a6a3255-d45b-456b-836c- 0e3519014129
- https://musicbrainz.org/artist/0a6a3255-d45b-456b-836c-0e351 9014129
- https://www.songkick.com/artists/8637824-cullen-omori
- http://www.undertheradarmag.com/artists/cullen_omori
- https://www.loudandquiet.com/artist/cullen-omori/
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- Cullen Omori - The diet (3 Beiträge / Letzter am 17.08.2018 - 12:23 Uhr)