Powerwolf - The sacrament of sin

Napalm / Universal
VÖ: 20.07.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das Erfolgsrisiko
Na sowas aber auch. Muss man jetzt von einer Misserfolgs-Serie bei Powerwolf sprechen? Denn mit dem letzten Album "Blessed & possessed" blieben die erfolgsverwöhnten Saarländer doch glatt auf dem kümmerlichen dritten Platz der Charts hängen. Und das Live-Album "The metal mass – live" schaffte es gerade mal auf Platz vier. Nein, Freunde, so geht das nicht. Ganz klar, neue Einflüsse müssen her – also Trainer-, ach nee, Produzentenwechsel. Zu niemand geringerem als den momentanen Top-Star der Knöpfchendreher-Szene, nämlich den Schweden Jens Bogren, der von Opeth über Sepultura bis Kreator wohl schon ziemlich alles im Studio begleitet hat, was Rang und Namen hat. Und schon klappt's auch wieder mit der Top-Platzierung in den Charts. Oder? Naja, fast. Nämlich fast völliger Blödsinn. Denn richtig ist zwar, dass Powerwolf bislang von Platte zu Platte eingängiger wurden, mithin das, was in den Achtzigern mit dem bösen Schimpfwort "kommerziell" bezeichnet wurde. Richtig ist aber auch, dass der Erfolg der letzten Jahre seine Schattenseiten zu zeigen beginnt.
Denn das Dilemma ist ja folgendes: Wird die neue Platte eingängig as fuck, schreit jeder sofort nach "Ausverkauf" und "Anbiederung an den Massengeschmack". Und wirft man alle bisherigen Erfolgsrezepte über Bord und spielt stattdessen ein, sagen wir mal, Death-Metal-Album ein, ist's auch nicht recht. Jeder, der sich also auch nur im Ansatz in die Songschreiber Falk Maria Schlegel und Matthew Greywolf hineindenken mag, dürfte also kaum überrascht sein von dem, was in den kommenden 42 Minuten passiert. Es sei denn, die Überraschung besteht darin, dass "The sacrament of sin" quasi wie eine Hitcompilation klingt, aber dazu später mehr. Zunächst jedoch drischt die Truppe um den pseudorumänischen Frontmann Attila Dorn in Form von "Fire & forgive" ein fettes Stück Power Metal in die Spur. Klar, Bombast konnten sie schon immer, und die fäustereckenden Refrains sind eh ein Markenzeichen. Aber dank Jens Bogren klingt das alles noch ein Stückchen adipöser, hart an der Grenze der Überproduktion.
Die Hitmaschine läuft also von Beginn an. Nach Ohrwürmern wie dem pompösen "Demons are a girl's best friend" – ja, hier darf es auch mal ein "Ohoho"-Refrain sein – und dem nicht minder mit Hooks wuchernden "Killers with the cross" wird der Fünfer mit "Where the wild wolves have gone" tatsächlich mutig. Bitte sehr: Die erste veritable Ballade. Und spätestens jetzt ist klar: Das ist alles so dermaßen Achtziger, sowas von Stadion-Rock, das muss genau so sein. Da macht es auch überhaupt nichts aus, dass das deutschsprachige "Stossgebet" eher pubertär wirkt und die russische Melancholie von "Nightside of Siberia" wie eine Fortsetzung von "Armata strigoi" vom letzten Album klingt. Denn am Ende sind Powerwolf für schweißtreibende Liveshows bekannt, und gerade dort dürften Einpeitscher wie der Titeltrack oder das unverschämt poppige "Venom of Venus" ganz hervorragend funktionieren.
Jetzt könnte man sagen, "The sacrament of sin" sei kalkuliert, habe viel mehr Kopf als Bauch. Und im Prinzip stimmt das auch. Nur ist das angesichts der musikalischen Präzision, die die perfekt aufeinander eingespielte Band mittlerweile vorweisen kann, sogar zwingend erforderlich. Risikoarm im Sinne von "durchkalkuliert" ist die Platte allerdings nicht. Denn genau genommen scheinen Powerwolf zum Angriff auf zwei Megaseller zu blasen. Da wären zum einen die stilistisch gar nicht so furchtbar weit entfernten Sabaton, die zwar ein anderes lyrisches Thema abdecken, aber ähnlich durchgestylt agieren. Und zum anderen eine Band, die eigentlich gar keine Band ist, die aber für den Moment als Referenzklasse im Hardrock zu gelten hat: Nämlich Ghost. Und das könnte vielleicht sogar die spannendere Frage als die nach der Hitparaden-Position sein. Denn man wächst bekanntlich an seinen Aufgaben. Ihre Pflicht haben Powerwolf jedenfalls mehr als erfüllt.
Highlights
- Fire & forgive
- Demons are a girl's best friend
- Nightside of Siberia
Tracklist
- Fire & forgive
- Demons are a girl's best friend
- Killers with the cross
- Incense & iron
- Where the wild wolves have gone
- Stossgebet
- Nightside of Siberia
- The sacrament of sin
- Venom of Venus
- Nighttime rebel
- Fist by fist (Sacralize or strike)
Gesamtspielzeit: 42:42 min.
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2018-07-29 20:30:56 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Sabaton; Ghost; Hammerfall; Helloween; Running Wild; Rage; Refuge; Armored Saint; Gamma Ray; Grave Digger; Edguy; Orden Ogan; Iron Savior; Angra; Civil War; Alestorm; Falconer; Astral Doors; Primal Fear; Axxis; Dream Evil; Týr; Dragonforce; Majesty; Masterplan; Firewind; At Vance; 3 Inches Of Blood; Kamelot; Nocturnal Rites; Stratovarius; Sonata Arctica; Savage Circus; Mystic Prophecy; Freedom Call; Metalium; Blind Guardian; Iced Earth; Accept; U.D.O.; Manowar; Judas Priest; Metallica; Iron Maiden
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