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Astronauts, Etc. - Living in symbol

Astronauts, Etc.- Living in symbol

Company / Indigo
VÖ: 27.07.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Über den Wolken

Houston, we have no problem: Zwar scheint die gesamte Menschheit auf Erden immer bekloppter zu werden und sich nicht ganz entscheiden zu können, wie sie sich selbst denn nun am liebsten auslöschen möchte. Aber immerhin arbeiten ein paar Leute ja daran, das Leben in gar nicht allzu ferner Zukunft auf dem ebenso gar nicht allzu fernen Mond zu ermöglichen. Harren wir also einfach der Dinge, die da kommen. Oder? Anthony Ferraro alias Astronauts, Etc. sieht das alles womöglich entspannter. Der flüchtet mit seinen grundsätzlich den einen oder anderen Meter über der Erdoberfläche schwebenden Melodien einfach direkt in andere Sphären. Ein Glück: Mit seinem vorzüglichen neuen Album "Living in symbol" nimmt er seine Hörerschaft einfach mit auf die Reise.

Erwähnt sei zunächst aber noch der Werdegang Ferraros, der durchaus ein recht spannender ist: Eine Arthritis-Diagnose im Alter von zehn Jahren schien das Ende seiner klassischen Piano-Ausbildung zu markieren, allerdings spielte der Junge einfach weiter, bis die Gelenkerkrankung ihm endgültig einen Strich durch die Rechnung machte. Dennoch studierte er Musikwissenschaften an der University of California. In seinem Nebenjob als Kellner lernte er einen gewissen Chaz Bundick alias Chaz Bear alias Toro Y Moi kennen, der ihn unter seine Fittiche nahm und auch "Living in symbol" produzierte. Ach ja, und dann verkaufte Ferraro auch noch einen musikalischen Algorithmus am Smithsonian Design Museum, weil er sich nebenher ein bisschen in der Hacker-Szene rumtrieb. What?

Nach einigen selbstveröffentlichten ersten Versuchen kommt nun also das erste richtige Studiowerk des kalifornischen Wunderkindes, das zumindest den Anschein macht, als käme es auf diesem Planeten zwar ganz gut zurecht, aber stets lieber woanders wäre. Wenn der Opener "Symbol land" jedenfalls mit allerlei merkwürdig anmutenden Computer-Geräuschen im Hintergrund den Start des Raumschiffs zu simulieren scheint und Ferraro selbst stellenweise so klingt, als würde er unter einem Astronauten-Helm singen, ist das fast so großes Kino wie Stanley Kubricks "2001: A space odyssey". Hier und da wird's dann auch in der Galaxie sanft-soulig und gar kuschlig, so etwa in der Neo-R'n'B-Nummer "9 fingers", in der sich Ferraro noch dazu als astreiner Weltall-Barde mit ordentlich Sternschnuppensamt in der Kehle beweist.

Überhaupt scheint "Living in symbol" zwar eine Art Realitäts- oder mindestens Erdenflucht zu sein, dennoch haben die elf Songs auch etwas von einer außerirdischen Romanze. Mond-Romeo meets Mars-Julia, sozusagen. Kaum etwas ist auf dem Album jedenfalls so schön wie Ferraros geradezu sehnsüchtig und schmachtend vertonter Blick aus der Raumschiff-Luke in "Who I talk to", oder der regelrecht schwerelose und zaghafte Gang auf unbekanntem Terrain im von Streichern getragenen "The room", das sich am Ende mit einem Theremin zu Bett legt. Abgerundet wird das alles dann kurioserweise von Ferraros unwiderstehlicher Nahbarkeit: Sein Gang über den Wolken wirkt an keiner Stelle affektiert oder aufgesetzt, sondern stets so vertraut wie das Sandmännchen und der Mann im Mond. Spätestens, wenn die Reise mit dem hoffnungsvollen "Idleness" endet und der Hörer ungefragt und ungebremst wieder auf der Erde landet, ist jedenfalls klar: Alles wird gut. Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • The room
  • 9 fingers
  • Who I talk to

Tracklist

  1. Symbol land
  2. Shut my mouth
  3. The border
  4. The room
  5. 9 fingers
  6. Fly over me
  7. Visitor
  8. Who I talk to
  9. Stray observations
  10. Kelly on the moon
  11. Idleness

Gesamtspielzeit: 41:29 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
weh-es
2018-07-18 21:46:50 Uhr
Sehr schöne Aufnahme, übrigens. In den Referenzen fehlt noch Erlend øye, an den mich besonders The Room total erinnert

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2018-07-18 19:03:27 Uhr
Das stimmt natürlich. Hab es angepasst, vielen Dank für den Hinweis!
weh-es
2018-07-17 20:50:17 Uhr
Das ist nicht das Debütalbum, es gibt ein früheres. Bereits im September 2015 erschien "Mind Out Wandering" bei Hit City U.S.A..

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-07-17 16:38:25 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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