Roo Panes - Quiet man

CRC / Al!ve
VÖ: 20.07.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Zu schön
Wie ernst lässt sich ein Folk-Musiker nehmen, der bereits Gesicht einer Burberry-Kampagne war? Ein so naturverbundenes, ehrliches Genre und das auf oberflächlicher Künstlichkeit gebaute Modelbusiness, das passt ja eigentlich so gar nicht zusammen. Aber gemach: Besagter Herr hat immerhin auch Theologie studiert, seine Lieblingsstadt ist Jerusalem, und er steht auf Dylan und Drake (nicht den Rapper). Ob das den Gesamteindruck wirklich besser macht, ist allerdings in Frage zu stellen – auf den ersten Blick wirkt Roo Panes so wie der attraktive Akustik-Poet aus dem Baukasten, der Intellekt so hoch wie die Wangenknochen, die Musik so deep wie die Falten im Pete-Doherty-Gedächtnis-Hut. Designer-Folk fürs Designer-Volk? Ganz so einfach ist es dann doch wieder nicht.
Wobei Designer-Folk ein gar nicht mal so unpassender Begriff ist. Der Sound auf Panes' drittem Album "Quiet man" ist wie mit dem Lineal gezogen, was aber keineswegs zu charakterloser Glätte, sondern zu wundervoll präzise zusammengeschichteten Arrangements führt. Der Opener "A message to myself" fußt auf einem repetitiven Piano-Motiv und erzeugt eine traumartige Atmosphäre, bis sich seine meditative Intimität in Geigen-Himmel und engelhaftem Falsettgesang auflöst – ziemlich genau so hätte es wohl geklungen, wäre Jeff Buckley zu Lebzeiten Frontmann einer isländischen Postrock-Band gewesen. Wer mit der bisherigen Diskographie des aus Dorset stammenden Briten vertraut ist, wird überrascht sein ob der epischen Weite, die sich in klare Distanz zum klassischen Singer-Songwriter-Gezupfe begibt. Auch das folgende "My sweet refuge" schachtelt allerlei Saiten-, Tasten- und Blasinstrumente mit druckvollen Drums zusammen und versteht sich als respektvolles Nicken in Richtung von The Nationals "Fake empire", ohne zu einer stumpfen Kopie dessen zu verkommen.
Bei all dem musikalischen Können ist es auch zu verschmerzen, dass sich "Ophelia" und "Cub" vielleicht ein bisschen zu sehr in die radiofreundliche Nähe von The Lumineers und Co. wagen – es sind einfach zwei euphorische und mitreißende Pop-Nummern. Seine allergrößten Stärken offenbart Panes aber auf der anderen Seite des Emotionsspektrums, was er vor allem im dreigeteilten Herzen von "Quiet man" unter Beweis stellt: "A year in a garden" ist eine zerbrechlich schöne Jangle-Ballade, die ihre treibende Melodie mit inhaltlicher Introspektion kontrastiert, in "A gift to you" vertonen zitternde Streicher die Unsicherheit über eine vergangene Liebschaft, während eine Frauenstimme im Loop das Halt gebende Fundament bildet. Dazwischen schwebt der Geist von Nick Drake durch den hallenden Raum von "My narrow road", wenn sich Panes' Spiel mit Gitarre und Stimme so eindringlich wie nirgendwo sonst auf dem Album unter die Haut des Hörers gräbt.
Kurz vor Schluss bäumt sich "Warrior" nochmal mit Orgel, Bläsern und wilder Percussion auf, bevor "Peace be with you" den besinnlichen Endpunkt markieren darf. Nur ein Mann, seine Gitarre und Gedanken über Religion und Vergebung, womit wir auch wieder beim Theologiestudium und der elendigen Frage nach der Authentizität wären, die hier wie so oft zur Farce verkommt. Panes kann sich noch so sehr als nachdenklicher Poster-Boy mit Klampfe in der einen und Modelvertrag in der anderen Hand inszenieren, solange die Emotionen beim Rezipienten ankommen, spielt alles andere keine Rolle. Auch wenn noch Nuancen zum ganz großen Wurf fehlen, stellt er sich mit "Quiet man" als äußerst talentierter Songwriter und Arrangeur heraus, der das Skizzenbuch eines Genres mit ein paar frischen Seiten füllt. Designer-Folk fürs Designer-Volk? Bitte mehr davon.
Highlights
- A message to myself
- A year in a garden
- My narrow road
- A gift to you
Tracklist
- A message to myself
- My sweet refuge
- Sketches of summer
- Ophelia
- A year in a garden
- My narrow road
- A gift to you
- Cub
- Quiet man
- Warrior
- Peace be with you
Gesamtspielzeit: 49:59 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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musie Postings: 4015 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-10-31 21:08:02 Uhr
ich mag das Album |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27940 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-09-24 19:26:14 Uhr - Newsbeitrag
Roo Panes | 27.03. - 01.04.2019Roo Panes geht es um gefühlvolles, zeitloses Songwriting und in seinen Songs um die Schilderung persönlicher Erfahrungen. Roo zelebriert fast immer das Leben in seinen Stücken, wenn er mehr auf Liebe und Hoffnung als auf deren Gegenparts setzt – und diesen Optimismus mit warmen Klangteppichen aus Akustikgitarre, Klavier, Streichern und Bläsern unterfüttert. Zuletzt tourte er 2017 eine erfolgreiche Clubtournee und einige Festivals, die er mit begeistertem Publikum zurück ließ. Live kann man ihn wieder im Frühjahr 2019 erleben. 27.03.2019 Köln - Luxor 28.03.2019 Hamburg - Molotow 01.04.2019 München - Strom |
Öde |
2018-07-09 08:25:18 Uhr
Wie kann man nur so langweilige Musik machen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27940 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-07-08 21:39:07 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27940 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-05-14 19:22:39 Uhr - Newsbeitrag
Als Sänger und Songwriter operiert Roo Panes in jener Region, in der man sonst auch Ben Howard, Sufjan Stevens oder Bon Iver verorten würde: Auch ihm geht es um gefühlvolles, zeitloses Songwriting, auch er schildert in seinen Songs persönliche Erfahrungen. Was jedoch immer wieder auffällt: Während die genannten Kollegen häufig auf melancholische Stimmungen setzen, basiert Roos Musik auf einer positiven Grundstimmung. Fast immer zelebriert er das Leben in seinen Songs, wenn er mehr auf Liebe und Hoffnung als auf deren Gegenparts setzt – und diesen Optimismus mit warmen Klangteppichen aus Akustikgitarre, Klavier, Streichern und Bläsern unterfüttert.Roo Panes stammt aus Wimborne in Dorset. Neben den drei bis dato veröffentlichten EPs Once (2012), Weight of Your World (2014) und Land of the Living (2013), legte er zuletzt die Alben Little Giant (2014) und Paperweight (2016) vor. Ein Dauergast im Programm sowie auf den Playlisten der britischen Radiosender – u.a. zählen Lauren Laverne (BBC 6 Music), Annie Mac und Phil Taggart (BBC Radio 1), Zane Lowe (Beats 1), Jo Whiley (BBC Radio 2) und Dermot O’Leary (BBC Radio 2) zu seinen Fans und Unterstützern; für letzteren nahm er sogar eine Live-Sesion auf –, verzeichnen seine Songs allein bei Spotify über 160 Millionen Streams. Die dazugehörigen Viewzahlen bei YouTube/VEVO liegen bei weit über 13 Millionen Views. Das neue Album Quiet Man wurde komplett von Roo Panes geschrieben. Aufgenommen hat es der 29-jährige Brite in den Deep Litter Studios in Start Point, Devon. Produziert von Chris Bond, waren Boe Weaver für das Abmischen und Tim Debney für das Mastering (Fluid Mastering) zuständig. Quiet Man erscheint am 20. Juli als CD, LP und Download bei CRC Records. Roo Panes – Live 21. Juni: Shepherd’s Bush Empire, London (Headline) Website: www.roopanes.co.uk | Facebook: www.facebook.com/roopanes/ |
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Referenzen
Passenger; Ben Howard; Jeff Buckley; Rufus Wainwright; Nick Drake; Bon Iver; Sufjan Stevens; The Slow Show; The National; Sigur Rós; Villagers; Nick Mulvey; Stu Larsen; Bill Ryder-Jones; Johnny Flynn; Bonnie "Prince" Billy; Damien Jurado; Ron Sexsmith; James Yorkston; East River Pipe; Sea Oleena; Sons Of The East; Luke Sital-Singh; Matthew And The Atlas; Vance Joy; George Ezra; Charlie Cunningham; Benjamin Francis Leftwich; Gregory Alan Isakov; Mumford & Sons; The Lumineers; Of Monsters And Men; Laura Marling; Lou Doillon; Neko Case; Cat Power; Emma Ruth Rundle; Charlotte Gainsbourg; Cold Specks; James Vincent McMorrow
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