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The National - Boxer – Live in Brussels

The National- Boxer – Live in Brussels

4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 13.07.2018

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Alles Liebe

Herzensalbum. Herzplatte. Mit so Begriffen müsste man 2018 eigentlich vorsichtiger umgehen, weil ja schnell die Chance besteht, dass Andreas Bourani, Adel Tawil oder Mark Forster sie mit Glückskeks-Weisheiten und Wortfetzen-Memory in gefühlsschwangere Quarter-Life-Banalitäten prügeln und dauerhaft negativ konnotieren. Vielleicht sind die Nomen an sich auch nicht so schön, aber sie treffen hier einfach den Aussagenkern. "Boxer" wuchs dem Rezensenten derart ans besagte Herz, das kaum ein anderes Album der Nullerjahre rückblickend so oft rotierte wie das vierte Werk des in Brooklyn beheimateten Quintetts. Und das ganze Album nun live? Am Stück? What's not to love?!

Für Band-Fremde: Warum jetzt? Warum "Boxer"? Böse Zungen würden sagen, The National wurden mit jener Platte zu den hippen Bausparern des Indie-Rock, weil sie endgültig jedwede Rohheit ablegten. Eigentlich aber veredelten sie mit "Boxer" den Vorgänger "Alligator", feilten ihre Arrangements weiter aus und kreierten eine noch homogenere Song-Masse, deren melancholische Grundnote die Band bis ins Jahr 2018 tragen sollte und sie mit jedem weiteren Langspieler größer werden ließ. Kurzum: ein ziemlich perfektes Album. 2017 feierte "Boxer" zehnten Geburtstag; im November spielte die Band die Platte in Gänze im Forest National in Brüssel. Zunächst nur am Record Store Day 2018 als Vinyl-Edition erhältlich, folgt drei Monate später auch der digitale und CD-Release.

Eins noch aus der Rubrik "Gefühlte Wahrheit". In den vergangenen zwei Jahren gingen The National sehr offen mit ihren Live-Auftritten um. Komplettes Konzert hier, ganzes Set dort, kein Ding, alles im Stream. Gern geschehen. Aus gutem Grund: The National sind live eine Bank. Wenn die Dessner-Brüder einen schlechten Tag erwischen sollten, sprechen wir immer noch von einem sehr guten. Auf "Live in Brussels" haben sie einen guten Tag. Alltag. Seit Jahr und Tag setzen die Amerikaner einige ihrer Stücke live dynamischer und rockiger um, und nun gibt es das erstmals auch als gepressten Beleg: "Mistaken for strangers" fährt an zweiter Album-Stelle mit ein paar PS mehr über die Ziellinie als gewöhnlich, und das majestätische "Squalor Victoria" verwüstet die Band im letzten Drittel formidabel wie unglamourös.

Matt Berninger entfesselt darin vorübergehend sein inneres Biest. Seine manische Seite tritt hervor wie sonst nur bei "Mr. November" oder wenn schlechter Wein ausgeschenkt wird. Jener Berninger baritonflötet unvergleichlich in "Slow show" die wohl mit bekanntesten Zeilen der Band "You know I dreamed about you, I missed you for twenty-nine years" – die gab es schon auf dem Debüt – und lässt sich zu gewohnt kurzen Ansagen hinreißen. Er möchte Michelle Obamas "bear hug" gerne mit den 7000 Anwesenden teilen und erklärt mit trockenem Humor in Bob's-Burgers-Manier, es heiße "Racing like a pro now" und nicht, wie teilweise suggeriert, "Racing like a pronoun". Die Grammatikstunde fällt heute aus.

Manchmal setzt das Publikum zum Mitklatschen an, lässt bei Bryan Devendorfs synkopischer Rhythmik aber dann doch schnell wieder von dem Vorhaben und hört und sieht lieber, was auf der Bühne passiert. Der optische Teil entfällt auf "Live in Brussels" logischerweise. Und für ein voll umfängliches Konzerterlebnis der Band braucht es auch jene Stücke der anderen Alben, die allwöchentlich den The-National-Dienstag auf der Facebook-Seite von Plattentests.de schmücken. "This is a sad record", konstatiert Matt Berninger nach neun Songs. Fans von "Boxer" übersetzen dieses Eingeständnis mit "Herzensangelegenheit".

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Mistaken for strangers
  • Squalor Victoria
  • Slow show
  • Racing like a pro

Tracklist

  1. Fake empire
  2. Mistaken for strangers
  3. Brainy
  4. Squalor Victoria
  5. Green gloves
  6. Slow show
  7. Apartment story
  8. Start a war
  9. Guest room
  10. Racing like a pro
  11. Ada
  12. Gospel

Gesamtspielzeit: 48:53 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
MarkusAurelius
2019-04-27 22:12:17 Uhr
Also ich wundere mich nach 6 Stunden Sorrow über keine ungewöhnliche Idee mehr, die von dieser Band präsentiert wird. Und diese hier ist nicht nur für Fans von Boxer eine sehr gute. Ich habe mich ehrlich gesagt nach dem Hören gefragt, warum eigentlich nicht öfters ein komplettes Album im Liveformat vorgetragen wird. Ich gehe davon aus, dass Bands lange daran arbeiten, ein Album stimmig werden zu lassen, inklusive der Reihenfolge. Natürlich ist das für den Fan absoluter Luxus, kommt er doch nur alle paar Jahre überhaupt dazu, National (insbesondere in Europa) zu sehen, und muss dann auch noch auf viele seiner Lieblingsnummern verzichten. Auf der anderen Seite, sind Konzerte, auf denen übermäßig nur den neuesten Kreationen gefrönt wird, oft eher anstrengend. Hier passiert das nicht. Ein sehr gutes Album (in den Wettstreit, festzustellen, welches das beste ist, mische ich mich nicht ein) in einem Guss, aber extrem intensiviert, klanglich grossartig (übrigens auf jedwedem angebotenem Medium) zu erleben, finde ich eine starke Idee, die hier stark umgesetzt ist.

Ich freue mich schon 2023 auf den 10. Geburtstag von Trouble will find me 😀.
Hipster
2018-07-09 16:36:11 Uhr
CD, MP3, tss...
Was seid ihr denn für Loser? Der wahre Musikkenner hört Schallplatte. Natürlich nur auf völlig überteuerten Abspielgeräten und natürlich nur, wenn die Platte eine Sonderpressung in Neongelb oder mit Beilagen ist.
Headphone
2018-07-09 16:27:36 Uhr
mp3 hat gegenüber wav datei deutlich schlechtere qualität, also muss es cd sein bei audiophilen hörgenuss
Horst Priehmelpott
2018-07-09 15:17:26 Uhr
Man kann nicht alles für umme im Netz downloaden, und das ist auch gut so.

Musik auf dem Smartphone hören ist wie einen Fernseher mit ins Kino bringen.
nanana
2018-07-09 15:10:06 Uhr
Alben als CDs zu besorgen ist heutzutage doch eh total unsinnig? Was will man mit der CD, wenn mal heutzutage alles für Umme im Netz runterladen kann. Dutzende von CD's im Auto oder daheim immer wieder zu wechseln...wie 90er ist das denn? Außerdem zahlt man bei den teuren Konzerttickets heutzutage das Album schon mit....
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