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Bruce Dickinson - Scream for me Sarajevo – Music from the motion picture

Bruce Dickinson- Scream for me Sarajevo – Music from the motion picture

BMG / Warner
VÖ: 29.06.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schwerter zu Gitarren

Manchmal ist Musik Nebensache, sinnlos und überflüssig. Wer ums Überleben kämpft, wird sich wohl kaum an Tonarten erfreuen, zu beinharten Riffs die Haare schütteln oder ein fröhliches Liedlein trällern. Musik kann aber auch Kraft geben, kann durch schwere Zeiten tragen. Das begann im Grunde mit dem Blues, der seine Wurzeln in den Gesängen der Sklaven in Nordamerika hat, und hört noch lange nicht auf bei den Protestsongs der späten Sechziger, als Hunderttausende zu "We shall overcome" gegen den Vietnamkrieg protestierten. Manchmal allerdings kann die Liebe zur Musik und dazu, den Menschen in schwieriger Lage diese auch öffentlich präsentieren zu können, durchaus mit Lebensgefahr verbunden sein.

Denn 1994, in den Wirren des Krieges in Bosnien, fasste der damals mit seiner Solo-Band tourende Bruce Dickinson den Entschluss, in Sarajevo aufzutreten. Mitten in der vom Krieg schwer zerstörten Stadt, in einem Land, das noch heute gezeichnet ist von diesem unsäglichen Gemetzel zwischen Menschen, die nur ein paar Jahre zuvor noch Landsleute waren. Die Doku "Scream for me Sarajevo" liefert ein beeindruckendes Beispiel dafür ab, dass der Wille, die Welt vielleicht doch ein kleines Stückchen besser zu machen und den Menschen wenigstens für ein paar Stunden Frieden zu geben, stärker ist als jede Bombe. Unter diesem Eindruck steht dementsprechend der Soundtrack zur Dokumentation, eine Auswahl an Songs zur Untermalung der tief bewegenden Bilder und eben kein plumper Live-Mitschnitt.

Im Grunde genommen also entzieht sich "Scream for me Sarajevo - Music from the motion picture" jeglicher Bewertungs-Schemata. Versuchen wir also, ganz objektiv die Songauswahl zu betrachten. Es dürfte zunächst wenig überraschend sein, dass gerade in der ersten Hälfte der Compilation vergleichsweise ruhige Klänge überwiegen, auch wenn Dickinsons Begleitband – unter anderem der seinerzeit ebenfalls bei Iron Maiden abtrünnige Gitarrist Adrian Smith – bei "Gods of war" wie entfesselt aufspielt. Und wenn Songs wie "Chemical wedding" oder "Tattooed millionaire" nicht enthalten sein mögen – vermisst werden sie auf keinen Fall. Erst recht nicht, wenn sich statt dessen mit "Acoustic song", der Live-Version von "Inertia" und "Eternal" gleich drei Raritäten finden, die bislang nur als Bonustracks zu obskuren Re-Releases zu erhalten waren.

Ja, es ist abgedroschen, ja, die Frage stellt sich immer bei ähnlich gelagerten Platten: Ist diese Veröffentlichung nun sinnvoll oder nicht? Die Antwort: Es kommt darauf an. Als reine Dickinson-Compilation ist "Scream for me Sarajevo" zwar absolut gelungen, doch über weite Strecken von Schwermut geprägt, von balladesken Tönen. Auch wenn natürlich wie durch "Road to hell" ausreichendes Ausrast-Potenzial zur Verfügung steht. Und dankenswerterweise werden alle Soloalben des Multitalents, auch das eher mediokre "Skunkworks", hinreichend gewürdigt. Die Sache, für die dieses Album steht, ist auf der anderen Seite zu ernst, um ignoriert zu werden. Und in dem Zusammenhang, mit dem Fokus auf den Untertitel "Music from the motion picture", ist diese Zusammenstellung schlicht brillant und zeigt im Gesamtpaket, dass der Frontmann einer der wohl einflussreichsten Metalbands dieses Planeten auch vor knapp 25 Jahren als Musiker mehr sein wollte als die Verkörperung von Sex & Drugs & Rock'n'Roll.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Tears of the dragon
  • Gods of war
  • Navigate the seas of the sun
  • Omega
  • Eternal

Tracklist

  1. Change of heart
  2. Tears of the dragon
  3. Gods of war
  4. Darkside of Aquarius
  5. Navigate the seas of the sun
  6. Road to hell
  7. Arc of space
  8. Omega
  9. River of no return
  10. Power of the sun
  11. Strange death in paradise
  12. Inertia (Live)
  13. Acoustic song
  14. Eternal

Gesamtspielzeit: 71:34 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Ali
2018-12-01 12:41:18 Uhr
...eine der besten Stimmen...
Ali
2018-12-01 12:40:22 Uhr
Tolle Scheibe, für mich eine 8/10.
Zur Stimme von Bruce muss man nichts sagen, oder? Einer der besten Stimmen der Rockmusik.

Mir gefallen vor allem die langsameren Titel wie Change of hearts, Navigate....., Omega, Acoustic song, etc.
Aber über allem schwebt der Titel "Tears of Dragon"!
Wie gesagt, eine tolle Platte!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-07-08 21:36:41 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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