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Claptone - Fantast

Claptone- Fantast

Different / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 08.06.2018

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Tanz und Mummenschanz

Fast schon ein alter Hut: Auch DJs sind inzwischen Rockstars. Zum Beispiel David Guetta, der massenwirksam die Fußball-EM in Frankreich eröffnete. Oder Steve Aoki, der Mann mit den bemerkenswert größenwahnsinnigen Rider-Forderungen, der sich für seine Auftritte sogar ein Gummiboot ausbittet. Und kaum hat man sich an rockistischen Hedonismus auch hinter den Decks gewöhnt, kommt als Gegenentwurf Claptone aus Berlin um die Ecke. Mit goldener venezianischer Schnabelmaske und Zylinder – in der Tat nicht gerade Rock'n'Roll – und Äußerungen wie "Dance-Musik braucht keine Authentizität" oder "Claptone ist schon mehrere hundert Jahre auf der Welt". Ein schwerer Fall von Rätsel-Produzent also, der die eigene Identität geheimhält, das Publikum aber gleichzeitig mit seinem offensiven Mummenschanz förmlich überfährt. Und nicht nur damit.

Denn so bedeckt sich der Meister auch hält, umso mehr traten sich schon auf seinem 2015er Debüt "Charmer" unter anderem Jimi Tenor, Clap Your Hands Say Yeah, Peter Bjorn And John, Young Galaxy oder Jay Jay Johanson gegenseitig auf den Feature-Füßen herum. Und da es nach wie vor ein legitimer Kunstgriff ist, die eigenen Tracks um renommierte Vokalisten anzureichern, während Claptone mit weiß behandschuhten Griffeln Deep-House-Klatschpappe und Minimal-Techno zusammenschraubt, bekommt auf "Fantast" nun jedes Stück seinen Gast. Dass es nicht immer die namhaftesten sein müssen, zeigt der Opener "Birdsong", dessen zuckende Bässe die Indietroniker Zola Blood mit weit ausholender Harmonie und reizender Sehnsüchtelei besänftigen. Und natürlich hängt der Himmel voller Synthie-Geigen. Zu jeder Tages- und vor allem Nachtzeit.

Letztere thematisiert "Fantast" nämlich mehrmals – erschöpft sich bei "In the night" und "Stay the night" aber in generischen Piano-Mustern und Streichergezupfe aus der Konserve, denen Fenech Solers Ben Duffy und die Londoner Neo-R'n'B-Elektroniker Tender ebensowenig Substanzielles hinzufügen wie Kele Okereke dem matten Stampfer "Cruising (So they say)". Ältere Rechte hat Nathan Nicholson, schon auf dem Erstling präsenter Sänger von The Boxer Rebellion, der immerhin das hypnotisch geloopte "Under the moon" verpasst kriegt. Ebenfalls kein "Bad thing": ebendieser Song mit Soul-Interpretin Jones, der auch ein Club-Mix von Madonnas "The power of good-bye" sein könnte. Trotzdem hat der Hörer oft den Eindruck, als tue Claptone vorrangig eins: alles, um in seinem preziösen Aufzug nicht zu sehr ins Schwitzen zu geraten.

Und irgendwie liegt es neben dem Protagonisten dann doch an den prominenteren Namen, dass "Fantast" gegen Ende ordentlich Fahrt aufnimmt, nachdem sich alles schon auf relative Ereignislosigkeit eingegroovt hat. So thront Austra-Frontfrau Katie Stelmanis, die mit ihrer klassisch geschulten Stimme auch aus dem durchschnittlichsten Stück noch etwas machen kann, in "La esperanza" souverän über einer Art Dream-Trance-Umdeutung der "Olympia"-Single "Home", und auch Clap Your Hands Say Yeah vertragen sich inklusive Röcheln und Japsen mit dem Bass-Monster "Animal" erneut hervorragend – kein "Satan said dance", aber ein fiebriger Upbeat-Track, der mit den Schwachheiten eines wenn nicht fantastischen, so doch akzeptablen Albums einigermaßen versöhnt. Und jetzt klatscht in die Hände. Aber nur jeder Zweite, bitte.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Birdsong (feat. Zola Blood)
  • La esperanza (feat. Katie Stelmanis)
  • Animal (feat. Clap Your Hands Say Yeah)

Tracklist

  1. Birdsong (feat. Zola Blood)
  2. In the night (feat. Ben Duffy)
  3. Under the moon (feat. Nathan Nicholson)
  4. Stay the night (feat. Tender)
  5. Stronger (feat. Ben Duffy)
  6. Bad thing (feat. Jones)
  7. Wildside (feat. Matt Simons)
  8. Abyss of love (feat. Nathan Nicholson)
  9. La esperanza (feat. Katie Stelmanis)
  10. A waiting game (feat. Nathan Nicholson)
  11. Cruising (So they say) (feat. Kele Okereke)
  12. Animal (feat. Clap Your Hands Say Yeah)
  13. Alone (feat. Blaenavon)

Gesamtspielzeit: 42:20 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-07-01 11:55:37 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

musie

Postings: 3751

Registriert seit 14.06.2013

2018-06-12 20:21:22 Uhr
ich finds sogar noch besser als das erste. zerriss nicht angebracht. mind 7/10.

MM13

Postings: 2354

Registriert seit 13.06.2013

2018-06-12 19:06:45 Uhr
auch sein zweites album funktioniert meiner meinung nach wieder wunderbar zuhause oder im club.wieder mit etlichen gaststars.der me zerreisst es völlig,ich finds mind. 6/10
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