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Yob - Our raw heart

Yob- Our raw heart

Relapse / Rough Trade
VÖ: 08.06.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Das Herz der Finsternis

Was keift und dröhnt so spät im Finsterwald? Es sind Yob, ihres Zeichens Veteranen des Doom-Metal und passionierte Krachmacher. Seit mehr als 20 Jahren veröffentlicht die Band trotz einiger Besetzungswechsel in regelmäßigen Abständen Alben, die Freunden des gepflegten Wummerns die Freudentränen in die Augen treiben. Hierbei arbeiten die Musiker aus Oregon mit simplen, aber effektiven Mitteln. In unerbittlicher Langsamkeit walzen ihre Songs dahin, bis auch der letzte Widerstand gebrochen ist. Nach einer vierjährigen Schaffenspause erscheint mit "Our raw heart" das mittlerweile achte Album der auf ein Trio zusammengeschrumpften Gruppe. Und genau wie sein Vorgänger ist es ein ebenso ausuferndes Stück Weltuntergangsmusik.

Die Grundstruktur der Songs ist dabei relativ simpel. Meist genügen wenige Gitarrenakkorde, um die Richtung vorzugeben. Eine Etage tiefer grummelt ein Bass, mit dessen Saiten man wahrscheinlich eine Kuh erwürgen könnte. Drummer Travis Foster ist ebenfalls kein Mann der großen Gesten: Fills bleiben Mangelware, stattdessen genügen dem Schlagzeuger bewusst eingestreute Beckenschläge und synkopische Spielereien, um den Lavafluss auf Kurs zu halten. Sänger Mike Scheidt tut das, was er schon immer getan hat: Er schreit, singt und grollt um sein Leben. Seine äußerst variable Stimme sorgt dafür, dass bei monotoneren Songs keine Langeweile aufkommen kann. So kreist "In reverie" im Wesentlichen um zwei einfache Akkordfolgen, während Scheidt sich von Minute zu Minute immer tiefer im Wahn verliert.

Wie es sich für ein Yob-Album gehört, sind die Songlängen nichts für Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit. "Beauty in falling leaves" lässt sich beispielsweise über sechzehn Minuten Zeit. Diese ist aber auch nötig, denn erst durch die nicht enden wollenden Wiederholungs-Schleifen entfaltet die Musik von Yob ihre ganze Wirkung. Es gibt kein Entkommen, kein Entrinnen. Nur Finsternis, Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit. Die US-Amerikaner umgehen die Pathosfalle geschickt dadurch, dass sie auf ausschweifende Soli oder Chorpassagen verzichten. Ihr Kerngeschäft ist der Doom in seiner reinsten, unverfälschtesten Form. Nachzuhören in dem umwerfenden Eröffnungstrack "Ablaze", dessen Finale keinen Zweifel an den Absichten des Dreigespanns lässt.

Das, was Yob aus dem Doom-Einheitsbrei heraushebt, ist ihre Bereitschaft, an der richtigen Stelle umwerfende Melodien auszupacken. Neben dem bereits genannten "Beauty in falling leaves" besitzt auch der Titelsong einen Refrain, der mit dem Adjektiv "gewaltig" noch zurückhaltend attribuiert ist. Mit der Unbarmherzigkeit eines Braunkohlebaggers graben sich diese Momente tief ins Bewusstsein des Hörers. Bei aller Zerstörungswut und Krawallbereitschaft sind Yob in erster Linie Meister darin, Melancholie in Musik zu verwandeln. Nur mit geschlossenen Augen eröffnet sich die ganze Urgewalt ihrer Kunst. Was das Herz der Finsternis birgt, ist die Schönheit des Grauens.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Ablaze
  • Beauty in falling leaves
  • Our raw heart

Tracklist

  1. Ablaze
  2. The screen
  3. In reverie
  4. Lungs reach
  5. Beauty in falling leaves
  6. Original face
  7. Our raw heart

Gesamtspielzeit: 73:17 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Leech85

Postings: 767

Registriert seit 15.03.2021

2023-11-21 16:22:54 Uhr
Hab die Band grad entdeckt. Wirklich grossartig. Im Stil von Sumac, gefällt mir wirklich. Nicht ganz so brachial. Dafür teilweise etwas melodischer.
Endlich mal was neues im Post/Metal- Doom Bereich!

whitenoise

Postings: 442

Registriert seit 17.06.2013

2018-06-21 21:24:57 Uhr
Ist ein gutes Album. Mir stellt sich mittlerweile manchmal die Frage, ob diese Art von Doom Metal nicht schon zu Ende erzählt ist. Aber im Großen und Ganzen sehr schöne Platte.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-06-21 20:51:49 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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