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Soulwax - Essential

Soulwax- Essential

Deewee / PIAS / Rough Trade
VÖ: 22.06.2018

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Knopfdrehübungen

Nein, "Essential" ist nicht wirklich ein neues Soulwax-Studioalbum. Aber eigentlich ja doch genau ein solches. Sortieren wir uns kurz. Die Dewaele-Brüder wurden gebeten, für die Serie BBC Radio 1 Essentials einen Mix zusammenzustellen, Vorgaben bestanden recht wenige. Die meisten Künstler nutzten dies in der Vergangenheit, um bereits existierende Tracks kunstvoll aneinander zu weben. Aber Soulwax hatten es noch nie so recht mit Konventionen. Und reichten komplett neues Material für eine ganze Stunde ein, im bandeigenen Deewee-Studio eingespielt. Dort hatten sie bereits "From Deewee" live aufgenommen – für "Essential" wurde nun genau das Equipment eingesetzt, was beim Vorgänger keine Verwendung fand. Heißt konkret: Alle Percussionelemente, die dort noch so hübsch malträtiert wurden, müssen diesmal leider draußen bleiben. Überraschend auch: Die namenlosen zwölf Tracks passen zwar rhythmisch aneinander, ein richtiger Endlosmix mit fließenden Übergängen ist "Essential" jedoch nicht.

Nun hatte die Musik von Soulwax seit jeher eine kühle Unnahbarkeit transportiert. Große Emotionen waren noch nie das Spielfeld der Belgier, mit der Zeit wurden sie stattdessen immer mehr der Inbegriff einer Studionerd-Band. Ein Mischpult ist eine Wiese der endlosen Möglichkeiten, der Laptop eine Fundgrube der schillernden Schätze. Diese Philosophie fand mit "From Deewee" einen verdammt schlüssigen und überaus unterhaltsamen vorläufigen Höhepunkt. Mit "Essential" zeigt sich hingegen leider, dass auch diese Marschrichtung ihre Grenzen hat. Prägten Songs wie "Please... don't be yourself" oder Schnipsel der Marke "Masterplanned" eine Distanz im Sinne von Coolness und Schlagfertigkeit, wandelt sich diese nun in schlichte Egalheit um. Die Stücke des BBC-Mix tuckern meist um die fünf Minuten vor sich her, ohne Interesse an dynamischer Entwicklung oder pfiffigen Gimmicks zu zeigen. Sie verkommen stattdessen viel zu oft zur musikalischen Tapete.

Die Vocals, seien es Samples oder selbst eingesungene, drehen sich stets um das titelgebende Wort "essential", häufig wird es im Loop wiederholt, was über die lange Spielzeit durchaus ermüdend wirken kann. Erfrischend wirkt es dagegen, wenn sich in "Essential four" Labelsprössling Charlotte Adigéry ans Mikro begibt und der Monotonie ein paar hübsche Gesangslinien entgegensetzt. Auch die desorientierten Stimmschwaden und der energisch herumwütende Synth im folgenden Track können was. Generell ist "Essential" nicht komplett ideenlos ausgefallen – hier metallisch klingende Percussion, da ein psychedelischer Klangfluss. Das kurz vor Schluss befindliche "Essential eleven" hat mit seinen abwechselnd sprechenden und singenden Computerstimmen sogar etwas von der Zackigkeit, die "From Deewee" ausgezeichnet hatte. Selbstverständlich ist das Klangbild dank der formidablen Produktion außerdem exzellent, Höhen und Tiefen sitzen dort, wo sie sollen. Leider ist die Dichte an kickenden Momenten enttäuschend gering, vor allem am Anfang braucht "Essential" gefühlt ewig, um aus dem Quark zu kommen und auch nach einem erfreulichen Hoch zwischen Nummer vier und sechs kommt eine lange, weitgehend reizlose Durststrecke.

Am Ende ist "Essential" schwierig einzuordnen. Man möchte es aufgrund der Entstehungsgeschichte und des, nun ja, Konzepts eher als Zwischenstopp abtun. Passabel, gut hörbar, aber letztlich – sorry – inessentiell. Zur ganzen Wahrheit gehört jedoch auch, dass "From Deewee" unter den gleichen Bedingungen aufgenommen wurde und mit seinem inneren Spannungsbogen deutlich impulsiver und launiger geraten ist. Kennt man zudem die faszinierenden, schweißtreibenden Liveshows der letzten Jahre, erscheint es noch unverständlicher, warum Soulwax sich genau davon mit "Essential" wegbewegen. Musste womöglich unbedingt eine Stunde gefüllt werden, obwohl das Material nur für weniger gereicht hätte? Oder sollten David und Stephen Dewaele mal wieder öfter aus ihrem Studio hervorgekrochen kommen, um mal zu checken, was so in der Welt vor sich geht? Vielleicht ist "Essential" ja nur eine Art Aufwärmübung für das nächste große Ding. Hoffen wir's mal.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Essential four
  • Essential five
  • Essential twelve

Tracklist

  1. Essential one
  2. Essential two
  3. Essential three
  4. Essential four
  5. Essential five
  6. Essential six
  7. Essential seven
  8. Essential eight
  9. Essential nine
  10. Essential ten
  11. Essential eleven
  12. Essential twelve

Gesamtspielzeit: 60:44 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2018-06-23 02:08:57 Uhr
"From Deewee" war Hammer. Bin trotz der Rezi gespannt.

Underground

Postings: 1614

Registriert seit 11.03.2015

2018-06-22 10:30:35 Uhr
Die stetige Ent-Emotionalisierung der Werke nach der "Against Everyone's..." trifft ja auch voll und ganz zu.
JBB
2018-06-22 10:27:50 Uhr
Essential begeistert mich leider nicht nach dem ersten Durchgang.
JBB
2018-06-22 10:06:42 Uhr
When Logics Die ist wunderschön. Ansonsten kann ich auch die Sichtweise nachvollziehen, Soulwax sind keine sonderlich emotionale Band. Das Wurde nach Much... aber noch stärker so.

Underground

Postings: 1614

Registriert seit 11.03.2015

2018-06-22 09:14:47 Uhr
Ok, dann ist das so. Aber dann ist da wieder die Crux von der eigenen subjektiven Wahrnehmung eine Objektivierung zu vollziehen, egal.

Einigen wir uns auf unentschieden und ich entschuldige mich dafür, dass dich mein klamaukig gemeinter Kommentar verletzt hat.
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