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Sons Of Bill - Oh God ma'am

Sons Of Bill- Oh God ma'am

Loose / Rough Trade
VÖ: 29.06.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Ein feuchter Sommernachtstraum

2015, also vor gerade einmal drei Jahren (oder für alle, die momentan einen verzweifelten Fußball-Bezug wünschen: vor weniger als einer WM), schien für Sons Of Bill alles prächtig zu laufen. Völlig zurecht wurde ihr irgendwo zwischen Indie, Folk und Country beheimateter Viertling "Love and logic" über den grünen Klee gelobt, und die Aussichten waren prächtig. 2018, nachdem eben noch nicht allzu viel Zeit verstrichen ist, erinnert sich trotz dieser noch immer sehr schönen Perle kaum jemand mehr an auch nur einen der drei Wilson-Brüder. Auf Tour war die Band schon geschlagene zwei Jahre nicht mehr, dafür hatten die Mitglieder mit Scheidungen, Abhängigkeit und weiteren persönlichen Tragödien zu kämpfen. Viele Bands wären an solchen Umständen zerbrochen, und man hätte es ihnen nicht übel nehmen können. Die wenigen Musiker, die dennoch zusammenbleiben, machen meist alle Widrigkeiten zum Thema des neuen, wesentlich düsteren Albums. Nicht so allerdings Sons Of Bill auf "Oh God ma'am".

Wer nicht schon anhand dieses etwas albernen Wortspiels eine unbekümmert-wohlige Platte erwartet hatte, durfte sich vom wunderbaren Indie-Folk-Hit "Believer / pretender" davon überzeugen lassen, dass Sons Of Bill auf dem nunmehr fünften Album all die Unschuld, die sie in der Realität verloren haben, in der Musik mit ein paar melancholischen Zwischentönen wiederbeleben. "All this time living inside of dreams", heißt es da, und tatsächlich fühlt sich "Oh God ma'am" vom nachdenklichen Lagerfeuer-Opener "Sweeter, sadder, farther away" bis zum abschließenden "Signal fade" an wie eine einzige Hymne der Gebrüder Wilson an ihre jugendlichen Träume von langen, romantischen Sommernächten. Da wären die Spritztour mit dem alten "Firebird '85", der nicht zu bremsende Drive von "Where we stand", das kurz durchatmende "Green to blue" oder das hemmungslos romantische Motive befeuernde "Before the fall". Wenn selbst ein Song wie das vielleicht etwas unbeholfen und simpel wirkende "Old and gray" letztlich einfach nur Spaß macht, darf man daran ohne schlechtes Gewissen seine helle Freude haben.

So kann "Oh God ma'am" natürlich nur die Herzen jener mit Mut zum Pathos höher schlagen lassen und mag für zynischere Zeitgenossen kaum mehr wert sein als die unzähligen nicht gerade für Innovation stehenden Indie-Folk-Kapellen, die ja mittlerweile auch ihren sonnigen Platz im Formatradio gefunden haben, "Spirits" von The Strumbellas, "Brother" von Mighty Oaks oder "Hero" von Family Of The Year sind da nur einige Belege. Sons Of Bill muss man allerdings zugute halten, wie herrlich unpeinlich selbst die in den Händen der meisten Interpreten kitschige Ballade "Easier" daherkommt, wie stimmig die launige Atmosphäre des Albums ist und wie erfrischend offen der gute alte Pathos in Zeiten des dreifachen Augenzwinkerns und ironischen Kommentars gepflegt wird. Auch 2018 gehören Sons Of Bill also zu den besseren ihres Fachs, und man darf nur zu gespannt dabei zusehen, wohin die Reise der Wilson-Brüder jetzt geht, da die Aussichten aufs Neue prächtig sind.

(Marcel Menne)

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Highlights

  • Believer / pretender
  • Where we stand
  • Before the fall

Tracklist

  1. Sweeter, sadder, farther away
  2. Firebird '85
  3. Believer / pretender
  4. Easier feat. Molly Parden
  5. Where we stand
  6. Good Mourning (they can't break you now)
  7. Before the fall
  8. Green to blue
  9. Old and gray
  10. Signal fade

Gesamtspielzeit: 43:13 min.

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User Beitrag

Yersinia

Postings: 598

Registriert seit 27.06.2013

2018-07-30 20:39:30 Uhr
Gefällt mir ausgesprochen gut, wie auch schon die beiden Vorgänger.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-06-21 20:51:26 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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