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Mad Caddies - Punk rocksteady

Mad Caddies- Punk rocksteady

Fat Wreck / Edel
VÖ: 15.06.2018

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Multitasking

Gut zehn Lenze nach Erfindung des Smartphones und Beginn des mobilen Internet-Zeitalters wird den ersten Addicts so langsam klar, dass es am Ende ziemlich doof sein kann, wenn man sich seine eigene Informationsblase selbst zusammenbastelt und der persönliche Horizont sich fast unbemerkt hinter den Tellerrand zurückschiebt. Leicht schief, aber dennoch passend ist der Vergleich zur kleinen musikalischen Wende, zum Ausbruch aus dem Gewohnten, den die kalifornische Reggae-Punk-Combo Mad Caddies einst vollzog: Mitte der Nullerjahre hatte man es satt, immer bloß mit Pauken und Trompeten den gut gelaunten Anheizer für Genregrößen wie NOFX und damit für das immergleiche Publikum zu spielen. Denn der Sound der sieben (manchmal auch acht oder neun) aus Santa Barbara war doch eigentlich wie geschnitzt für die ganz großen Bühnen.

"Keep it going" täuschten Chuck Robertson und Co. also vor, schlugen mit ebenjener Platte aber die Kehrtwende ein, traten zwecks Horizonterweiterung auf Reggae-Festivals und bei Jazz-Veranstaltungen auf. "Dirty rice" markierte nach längerer Pause so etwas wie das Nachhausekommen, zurück zu den Wurzeln und den Trademarks, die "Just one more" mit seinen unfassbaren Hits zu einem der besten Alben des Genres gemacht hatte, weil es Transrapid-Punk mit herrlich sehnsüchtigem Reggae, frischem Off-Beat und ein bisschen Stadionrock zu verschmelzen wusste. 2003 ist lange her, und ihren Zenit hat die Band wohl überschritten, für spontane Aktionen und Gefälligkeiten in Richtung alter Freunde wie dieses "Punk rocksteady" allerdings sind Mad Caddies immer zu haben.

Und so geht die Initiative, Punkrock-Songs aus den vergangenen 35 Jahren einer kompromisslosen Reggae-Kur zu unterziehen, auf Labelchef Fat Mike himself zurück. Er half bei der Auswahl der zwölf Stücke, die Orgel und Bläser verbraten bekommen sollten. Denjenigen, die schon ob des Konzeptes gähnen, sei gesagt: Besonders viel verpasst Ihr in der Tat nicht. Wer aber zum Sommer hin frei hat und die eingecremte Wampe öfter mal unters Freilichtsolarium halten mag, wird mit Ghettobla... äh Bluetooth-Box und der Jamaika-Interpretation von Bad Religions "Sorrow", natürlich auf Off-Beat und Hammond-Orgel, einen angenehmen Nachmittag verbringen. Tatsächlich richtig gut kommt Green Days unterschätzte "Dookie"-Perle "She". Toll ebenso, dass auch "AM" vom so tragisch verstorbenen Tony Sly mit von der Cover-Partie ist und Propagandhis "...And we thought that nation-states were a bad idea" gewürdigt wird.

Genauso ungewöhnlich wie passend kommt die Orgel-Orgie im Misfits-Klassiker "Some kinda hate" daher, und man freut sich über die vergessenen Bracket: "2RAK005" dürfte bloß älteren Semestern noch von der allerersten "Fat music for fat people"-Compilation bekannt sein. Der Lagwagon-Hit "Alien 8" beschleunigt auch im Off-Beat-Kleid den frühabendlichen Tanzdrang, "Take me home (Piss off)" von Snuff ist unzerstörbar, auch "Sleep long" bewahrt halbwegs die ungeschliffene DNA von Operation Ivy, doch diese wie auch das Against-Me!-Cover legt man natürlich besser im Original auf. Unterm Strich stempeln Mad Caddies manche ihrer Interpretationen mit nur wenig Tinte und somit etwas halbherzig zu den Akten. "Punk rocksteady" ist Musik fürs Multitasking. Oder eben fürs Vorprogramm von NOFX.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • She (Green Day)
  • ...And we thought that nation-states were a bad idea (Propagandhi)
  • Some kinda hate (Misfits)

Tracklist

  1. Sorrow (Bad Religion)
  2. Sleep long (Operation Ivy)
  3. She (Green Day)
  4. ...And we thought that nation states were a bad idea (Propagandhi)
  5. She's gone(NOFX)
  6. AM (Tony Sly)
  7. Alien 8 (Lagwagon)
  8. Some kinda hate (Misfits)
  9. 2RAK005 (Bracket)
  10. Sink Florida sink (Against Me!)
  11. Jean is dead (Descendents)
  12. Take me home (Piss off) (Snuff)

Gesamtspielzeit: 31:12 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
fakeboy
2018-06-28 15:52:27 Uhr
@eric: wobei Propagandhi bei Epitaph gelandet sind ;-) Die spielen längst in einer eigenen Liga und sind nebst den Descendents die beste Band auf Epitaph.
Drublic
2018-06-28 13:39:42 Uhr
Ich mag zur Zeit die australischen Frenzal Rhomb.
Vor allem die letzten drei Alben.

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2018-06-28 12:31:16 Uhr
War auch bei Punk in Drublic. BR hab ich indoor vom letzten Jahr etwas besser in Erinnerung, NOFX und Boysetsfire waren in Wiesbaden am stärksten. Mad Caddies haben mit „Just one more“ ein richtig starkes Album, die Songauswahl beim Festival letzte Woche war aber eher mau.

Wer die FatWreck-Schiene heutzutags noch spannend und halbwegs innovativ hören will, kann nur bei Propagandhi landen.

XTRMNTR

Postings: 1261

Registriert seit 08.02.2015

2018-06-28 12:20:49 Uhr
Gut, "Strung Out" sind damals schon etwas herausgestochen mit ihrem Metal-Einschlag.
Die "Live In A Dive" von denen war auch ganz gut. "Bracket" und die "Swingin´ Utters" würde ich eventuell auch noch dazu zählen.
Ansonsten gibt mir das alles gar nichts mehr.
Drublic
2018-06-28 10:50:00 Uhr
Richtig fakeboy.
Ich war vor kurzem in Gelsenkirchen bei diesem Punk in Drublic Festival.
Alle hatten ihren Spass. Darum geht's doch hier.
Mad Caddies haben auch gespielt. Hab ich allerdings mehr als Hintergrundmusik wahrgenommen. Hatten wohl mal bessere Alben.
Bad Religion haben das Suffer-Album durchgespielt. War klasse.
Zum kompletten Thread

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