Keziah Jones - Black Orpheus
Delabel / EMI
VÖ: 22.04.2003
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Nachhilfestunde
Was verbinden wir mit Nigeria? Irgendsoein Land in Afrika wohl, wahrscheinlich mit Bürgerkrieg und/oder Militärdiktatur, aus dem merkwürdige E-Mails kommen, die unsere Postfächer verstopfen. Seien wir doch ehrlich: Für die Meisten ist der schwarze Kontinent ein weißer Fleck auf der eigenen Weltkarte. In musikalischer Hinsicht schon mal ganz. Daran hat auch Keziah Jones wenig ändern können, obwohl er es mit seinen bisherigen Blufunk-Alben zu guten Kritiken und einiger Aufmerksamkeit gebracht hat.
Der Sohn eines nigerianischen Stammeshäuptlings lebt seit seinem elften Lebensjahr in England und hat seinen ganz eigenen Stil gefunden: irgendwas zwischen Blues, Funk, Rock und afrikanischer Folklore, zwischen alter und neuer Heimat. Sein inzwischen viertes Album hat er "Black Orpheus" genannt, was den Hörer wohl zu diversen Interpretationen und den Rezensenten zu Querverweisen auf die griechische Sagenwelt verleiten soll.
Ja ja, der Musikus Orpheus, der seiner geliebten Eurydike in die Unterwelt folgt - wir sollten das ja alle aus der Schule kennen. Frauen sind ja sowieso immer ein guter Grund für Unglück und Musik. Wobei Jones wohl ersteres mit letzterem austreiben will - wem die funkensprühenden Grooves, die einem von Anfang an entgegenspringen, nicht sofort in die Füße gehen, der hat wohl sämtliche Sommerurlaube seines Lebens im Odenwald verbracht.
Wer allerdings von den ersten Stücken auf den Rest schließt, führt sich selbst gewaltig in die Iree: Jones macht schließlich nicht nur Musik für Hochsommer-Cocktailparties, sondern auch emotionale Midtempo-Nummern. Die enden auch schon mal in gewaltigen Chorgesängen und würden sich prima eignen, um dazu in New Orleans zu Grabe getragen zu werden. Doch so vielseitig das Album auch klingt, man verliert nie aus den Augen, daß man es mit einem einzigen, dafür hochkreativen Mann zu tun hat.
Afrika und Europa, Blufunk und Traditional, fröhlich und traurig: Zwischen all diesen Polen hat Keziah Jones seinen Platz gefunden und beweist uns, daß die vermeintlichen Kontraste gar nicht so weit voneinander entfernt liegen. Oder wie er selbst diese alltägliche Ambivalenz formuliert: "Sadness is infinite bliss". So kann man's natürlich auch sehen.
Highlights
- Kpafuca
- Sadness is
- Black Orpheus
Tracklist
- Afrosurrealismfortheladies
- Kpafuca
- Femiliarise
- Wet questions
- Neptune
- 72 kilos
- All praises
- Beautiful emilie
- Sadness is
- Autumn moon
- The black Orpheus
- Orin O'Lomi
Gesamtspielzeit: 54:23 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Shawnee |
2017-06-23 08:58:21 Uhr
Der hat den Funk schon mit den Fußnägeln in sich aufgesogen. Talentierter Typ mit Klickeroptik. |
Kardismwngli |
2017-06-22 21:49:23 Uhr
Wäre Orpheus doch nur in der Unterwelt geblieben, dann wäre er wohl glücklich geworden. ^^ |
Stretchlimo |
2003-05-16 21:55:35 Uhr
Das Debüt war tatsächlich klasse. |
ditsch |
2003-05-16 14:09:59 Uhr
Keziah Jones ist auf Tour. Genaue Daten habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, aber nächste Woche ist er in der Schweiz. |
beefy |
2003-05-16 13:33:51 Uhr
von einer Tour weiss ich nixxx - neulich habe ich aber in 3Sat einen Auftritt in Paris gesehen - prima - aber er sah arg mitgenommen aus ... Krank ? too much drugs ? |
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Referenzen
Ben Harper; Mo Solid Gold; Roachford; Soul Brothers; Blues Traveler; Mother Tongue; Jimi Hendrix; James Brown; Sly & The Family Stone; Living Colour; Mother's Finest; Lenny Kravitz; Prince; G. Love & Special Sauce; Eagle-Eye Cherry; Bob Marley; Lucky Dube; Wyclef Jean; Bobby McFerrin; Dionne Farris; D'Influence; Dave Matthews Band; Youssou N'Dour; Lokua Kanza
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