Biffy Clyro - MTV Unplugged (Live at Roundhouse, London)

14th Floor / Warner
VÖ: 25.05.2018
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Joy? Discovery? Invention?
Über den katastrophalen Niedergang des ehemals respektablen Formats "MTV Unplugged" haben wir uns an dieser oder jener Stelle bereits mokiert, so dass in diesem Kontext das akustische Konzert von Biffy Clyro – dokumentiert auf "MTV Unplugged (Live at Roundhouse, London)" – ein Aufatmen zur Folge haben sollte. Die Schotten stehen in ihrer Karriere an einer ähnlichen Stelle wie ihre Kollegen von Placebo gut zweieinhalb Jahre früher: Eine ursprünglich in alternativen Kreisen gefeierte Band plusterte ihren Sound auf und fand nach und nach mehr im Mainstream statt. Kanten wurden abgeschliffen, Stadionrefrains ausgepackt, viele der alten Fans flohen ob der zurückgefahrenen Komplexität. Da ist die Teilnahme an dieser renommierten Reihe offenbar Pflicht. Kein Problem an sich: Biffy Clyro schrieben auch nach dem Bruch mit ihrem alten Sound großartige Songs, insbesondere "Puzzle" und "Opposites" waren rundum tolle Alben, vollgepackt mit Hits. Und ein Blick auf die ganz alten Klassiker durch die Unplugged-Brille wäre doch ohnehin reizvoll, oder? Denkste.
Bereits der Blick auf die Tracklist sorgt für lange Gesichter. Kein einziger Song der Band, der vor 2007 veröffentlicht wurde, ist von der Partie. Fast alle enthaltenen Stücke sind zudem schon im Original (Halb-)Balladen – nicht gerade das, was in akustischen Versionen revolutionäre Neuarrangements in Erwartung stellt. Was die Hülle befürchten lässt, verwandelt sich beim Hören leider nicht in positive Überraschung. Kaum ein Song, dessen Umsetzung man nicht hätte vorhersehen können. Biffy Clyro schlafwandeln durch neuere Stücke wie "Re-arrange", lassen den "Ellipsis"-Schwachpunkt "Small wishes" beinahe unverändert und verheben sich stimmlich an der Klimax von "Many of horror". "The captain" – im Original wenigstens angemessen überdreht – braucht ohne seinen Pomp schon ordentlich Mitbeteiligung vom Publikum, um überhaupt Stimmung zu erzeugen. Auf einen Liedwunsch aus diesem entgegnet Simon Neil im Übrigen zwischendrin: "Jaggy Snake will not be on the menu tonight. It's meat free!" Leider ein unfreiwillig treffendes Bild. Die kratzige, höhenlastige Produktion und Neils Gesang, der stellenweise den eigenen Melodiebögen nicht folgen kann, fallen auch nicht auf die Habenseite.
Für den Kenner der regulären Alben bleibt als Anreiz indes nur der hübsche "Puzzle"-UK-Bonustrack "Drop it" und der obligatorische, recht unspektakulär geratene neue Song "Different kind of love", der die Band als Folk-Landstreicher einkleidet. Obendrauf gibt es das nur auf Gitarre und Gesang reduzierte Beach-Boys-Cover "God only knows", das weder schlecht noch gut genug ist, dass es der Rede wert wäre. Zudem erstarkt immerhin die Gewissheit, dass "Bubbles" auch im akustischen Gewand groß bleibt und "Opposite" sowie besonders "Machines" immer noch ergreifen können. Als Mehrwert ist das zu wenig. Beim eigentlichen Gig wurden mit "Diary of always" von "The vertigo of bliss" und der alten B-Seite "Breatheher" tatsächlich noch betagte Songs ausgepackt – das Album enthält diese aber vor. Ein bezeichnender Schritt für dieses rundum abgeklärte, langweilige und mutlose Paket. Neil selbst nennt in einer Ansage Nirvanas "MTV Unplugged in New York" als wichtige Inspiration für dieses Konzert. Bei aller Liebe und Sympathie für Biffy Clyro – zwischen dessen Intensität und diesem Geplänkel liegen leider Welten. Kein Grund zum Aufatmen.
Highlights
- Bubbles
- Machines
Tracklist
- The captain
- Biblical
- Re-arrange
- Drop it
- Black chandelier
- Folding stars
- Different kind of love
- Mountains
- God only knows
- Opposite
- Small wishes
- Bubbles
- Medicine
- Many of horror
- Machines
Gesamtspielzeit: 63:04 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Master |
2018-06-08 22:51:19 Uhr
unnoetig, und wer gibt wirklich Geld fuer Songaufnahmen inkl. Mitklatschen und Fangeschreie, uU die 100 Leute, die dabei waren, ok... |
Jimbo |
2018-06-07 00:21:12 Uhr
Braucht man das im Unplugged Gewand? Diskussionswürdig.Sind die Lieder klasse? Auf jeden Fall und deswegen schon nur aufgrund des Songmaterials 8/10. |
hubschrauberpilot Postings: 6755 Registriert seit 13.06.2013 |
2018-06-06 22:53:13 Uhr
Nur 4/10? Puh. Ok, erstmal reinhören. |
derdiedas Postings: 786 Registriert seit 07.01.2016 |
2018-06-01 09:02:45 Uhr
Und das B-Seiten-Album zu Ellipsis lässt immer noch auf sich warten |
Gomes21 Postings: 5474 Registriert seit 20.06.2013 |
2018-06-01 00:58:39 Uhr
Mutfreiste songauswahl die hätten treffen können |
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Referenzen
Foo Fighters; Muse; Rival Schools; Cave In; Marmaduke Duke; Idlewild; Manchester Orchestra; Queens Of The Stone Age; Billy Talent; Brand New; The Clash; Favez; The Smith Street Band; Thrice; Future Of The Left; Audio Karate; Aereogramme; We Were Promised Jetpacks; Royal Blood; Placebo; Oceansize; Slut; McLusky; ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead; Beatsteaks; Augustines; Further Seems Forever; Japandroids; Funeral For A Friend; Bruce Springsteen; Sparta; Sometree; Frank Turner; The Gaslight Anthem; Red City Radio; Dinosaur Jr.; Sonic Youth; Placebo; Head Automatica; Motörhead; Tears For Fears; U2; Feeder; Pixies; Weezer; Maroon 5
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