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SCB - Caibu

SCB- Caibu

Hotflush / Al!ve
VÖ: 13.04.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

The first cut is the deepest

Als sich Paul Rose noch Scuba nannte, war Dubstep – gerne auch mit obskuren Präfixen versehen – gerade der heiße Scheiß. Ähnlich wie Burial hatte sich Rose jedoch nicht der "Wubwubwub"-Variante des Genres verschrieben, sondern suchte sein Heil in der Finsternis. Seine frühen Alben wie "Triangulation" waren karg, abweisend und genau deshalb eine Wohltat. Einige Jahre später hat sich Rose nicht nur von einigen Vokalen, sondern auch von seinem alten Sound verabschiedet. Als SCB veröffentlichte er in den zurückliegenden Monaten einige EPs, die bereits deutlich machten, wohin die Reise gehen würde. Dubstep war für gestern, Techno ist für immer. Nichts kann die Wirkung einer im Viervierteltakt dahinstampfenden Bassdrum ersetzen. Das SCB-Debüt "Caibu" ist eine wummernde Liebeserklärung an Nächte, die auch mal mehrere Tage dauern dürfen.

Rose bleibt dabei seiner Linie treu. Noch immer ist er kein Freund des Offensichtlichen. Seine Tracks atmen die Geschichte des Techno, was sich schon bei der Wahl der Synthies und Drumcomputer zeigt. Die Devise lautet: Was Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger gut war, ist auch heute noch mehr als brauchbar. Deshalb rauscht und zischelt es auf "Caibu" überall. Besonders gerne greift Rose mit SCB auf Klänge zurück, die auf Maschinen aus dem Hause Roland verweisen. Die Ergebnisse seiner Bemühungen klingen nicht nur organisch, sondern auch überaus druckvoll. So schiebt "Manufactured consent" auch ganz ohne chemische Unterstützung formidabel. Immer wieder gesellen sich zu den prägnanten Drums auch ausladende Acid-Loops, die ihren Reiz vor allem aus der gefühlvollen Arbeit an den Filter-Reglern beziehen.

Spannend ist, dass auch Cuts, die sich ein ganzes Stück von der reinen Lehre entfernen, den Weg auf das Album gefunden haben. "Laboratory conditions" und "The cut" kommen etwa ganz ohne Bassdrum aus und weisen eine gewisse Nähe zum Ambient auf, ohne dabei im Fahrstuhl zu landen. Ebenfalls prominent vertreten sind Tracks, die sich am Elektro der Pioniertage orientieren. Der noch immer anhaltende Einfluss eines Afrika Bambaataa tritt beispielsweise in "Freedom for the fifty" deutlich hervor, wobei SCB die klassischen Schlagzeugsounds mit dissonanten Minimalismen aus dem Synthesizer kollidieren lässt. Bei allem Abwechslungsreichtum zeichnet sich "Caibu" jedoch vor allem durch klangästhetische Konsequenz aus.

Selbst härtere Tracks wie "Intelligence fetish" fügen sich nahtlos in den Fluss des Albums ein. Auch im Jahr 2018 fühlt sich Rose vor allem im dunkelsten Bereich des Clubs wohl. Während andere im Rampenlicht die nächste akustische Dämlichkeit vollführen, beschränkt sich der Engländer auf das Kerngeschäft. Ein guter DJ versteht sich darin, Stimmungen aufzubauen und zu steuern, ohne dass der Hörer merkt, wie sehr er eigentlich gerade manipuliert wird. Die Musik von SCB zeichnet sich durch genau dieses Selbstverständnis aus. Es bedarf keiner Effekthascherei, um Spannung zu erzeugen. Manchmal genügt ein kleiner Dreh am Cutoff-Regler, um einen Track ins Gegenteil kippen zu lassen. Präzision lohnt sich.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Manufactured consent
  • Freedom for the fifty
  • Laboratory conditions

Tracklist

  1. Test tubes
  2. Bone
  3. Manufactured consent
  4. The cut
  5. Freedom for the fifty
  6. Extinct
  7. Laboratory conditions
  8. Five degrees
  9. Opposition division
  10. Intelligence fetish
  11. Caibu
  12. Into consciousness

Gesamtspielzeit: 66:51 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2018-05-24 20:47:30 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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