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Scarlxrd - DXXM

Scarlxrd- DXXM

Island / Universal
VÖ: 04.05.2018

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 10/10

People = shit

Der vor kurzem noch allgegenwärtige 90ies-Sound-Hype hat nach FKA Twigs, Abra, Ace Tee und Eunique bereits wieder ausgedient, und es ist nur plausibel, dass Retro-Trends historisch chronologisch aufeinander folgen. Inzwischen sind es vor allem Rapmusiker, welche sich nostalgisch an der Soundästhetik von gar nicht allzu weit entfernten Dekaden bedienen – durch das Vermischen der auf dem ersten Blick ambivalentesten Styles. Lil Peep bezog seine Inspiration aus Emopunk, Nothing, Nowhere featuret Dashboard Confessional, XXXTentacion samplet Slipknot, und 6ix9ine erinnert mit seinen eher einfach wirkenden Tracks an frühe Korn. Während also früher weiße Rockmusiker mit Rap kokettierten, ist es heute andersherum. Dank Internet in Form von YouTube und Soundcloud findet jeder noch so abgedrehte Sound seine Vielzahl an Abnehmern. So auch bei Scarlxrd.

Scarlxrd bzw. Marius Listhrop ist ein (Rap)-Musiker aus Wolverhampton, welcher vor einigen Jahren noch eine Karriere als Comedy-YouTuber (ernsthaft) versuchte und zwischenzeitlich in einer Crossover-Band sang. Besagte Videos sind mittlerweile im Internet-Nirwana und die Band mit dem Namen Myth City nicht länger existent. “DXXM" ist sein erstes reguläres Album abseits des Soundcloud-Universums, wo er bereits sechs Mixtapes hochgeladen hat. Das Artwork und die Videooptik der Singles erinnern an Künstler aus dem 88Rising-Umfeld (Keith Ape, Rich Brian). Listhrop schreit, singt, rappt und klingt dabei wie ein wütender Corey Taylor, der seine Band Slipknot durch eine 808-Drummachine ersetzt hat. Die Stärke des Albums liegt weniger in den einzelnen Tracks, schließlich fehlt der zwingende Hit, sondern in den allgegenwärtigen authentischen Emotionen, die durch die oftmals rohe Aggression fühlbar wird. Scarlxrd setzt dabei auf Elemente des Hardcorepunk, New Metal, Trap und Screamo.

Der Opener “BXILING PXINT" beginnt mit stark verzerrter E-Gitarre, welche neben den tiefen 808-Bässen und den harten Drums das prägnanteste Instrument auf dem Album ist. Diese unterstreicht mit ihrem tiefen Tuning die Aggressivität des Protagonisten und ersetzt an vielen Stellen die Melodieführung, welche in modernen Rapalben üblicherweise von Synthesizern ausgeht. “CHXKE" knüpft stilistisch nahtlos an. Die dennoch im Laufe des Albums regelmäßig vorkommenden Synthies kreieren eine düstere Endzeit-Untergrundstimmung, welche am ehesten an alte Blokkmonsta-Tapes und an Bones erinnern. Die Wut wird durch die Lyrics noch verstärkt. Thematisch handeln die Songs von Verzweiflung, Tod, Schmerzen, Depressionen oder Paranoia. “Not everyone that shakes your fucking hand's your friend / Throw your threats I've got nothing to lose / We are the generation of hurt and abused / They follow me like I'm not lost too" aus dem Song “PIECES XF S**T" steht dafür sinnbildlich für das gesamte Album. Marius Listroph wirkt getrieben und wütend, verletzlich und ängstlich und verpackt diese emotionalen Zustände glaubhaft in seine Songs.

Leider täuscht diese Authentizität nicht darüber hinweg, dass das Album nahezu durchweg monoton ist und kein Song signifikant heraussticht. Die Beats unterstreichen zwar die aggressive Attitüde Scarlxrds, wirken aber an vielen Stellen überladen und sind schlichtweg nicht gut gemixt. Eine Ausnahme bietet der düstere Ronny-J-Beat am Ende des Albums, welcher zwar ebenfalls eintönig daherkommt, aber durch seine Ruhe zeigt, dass Scarlxrd keine durchgängig übersteuernden Bassdrums braucht, um seine Wut zu entfalten. Die wenigen Höhepunkte bestehen aus dem kurzen Beatdown-Hardcore-Breakdown in “HELL IS XN EARTH", den gelegentlich eingesetzten Death-Metal-Growls und dem Linkin-Park-artigen Refrain in “PUNCTURE". “DXXM" ist das logische Produkt aus XXXTentacions Soundskizzen, Lil Peeps Emoaffinität, Lil Pumps Beatmonotonie und Bones' Untergrundattitüde. Das macht kurzzeitig Spaß, wird aber langfristig in derselben Nische verschwinden, wo bereits Crunk- und Nintendocore warten.

(Sebastian Schiller)

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Highlights

  • PIECES OF S**T
  • HELL IS XN EARTH
  • PUNCTURE
  • a BRAINDEAD civilisatixn
  • NX ICE

Tracklist

  1. BXILING PXINT
  2. CHXKE
  3. dx dead pexple dream?
  4. PRISXN PLANET earth
  5. we waste time FADED
  6. PIECES XF S**T
  7. HELL IS XN EARTH
  8. angels sleep at FXUR/AM
  9. PUNCTURE
  10. a BRAINDEAD civilisatixn
  11. we came frxm the DIRT
  12. BURNS
  13. NX ICE

Gesamtspielzeit: 38:55 min.

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Armin

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2018-05-24 20:47:14 Uhr - Newsbeitrag
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