Desert Mountain Tribe - Om Parvat mystery

Membran
VÖ: 01.06.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die Gipfelstürmer
Der Weg bis ganz nach oben ist lang. Das wussten ja auch schon AC/DC. Besonders lang ist er, wenn er von Köln nach London und von dort aus auf die Färöer-Inseln führt. Und wenn der Gipfel, um den es ja eigentlich geht, im Himalaya steht, ist die Verwirrung komplett. Also nochmal von vorne: Desert Mountain Tribe aus London legen ihr zweites Album vor. Der Erstling "Either that or the moon" kam in der Szene recht gut an und wurde von diversen Musikmagazinen hoch gelobt. Die Band besteht aus den Brüdern Felix und Philipp Jaun aus Köln an Bass und Drums und dem Londoner Sänger und Gitarristen Jonty Balls. 2012 verließ das Trio ihre Band Young Men Dead, um fortan als Desert Mountain Tribe die musikalischen Visionen von lärmenden Walls of Sound und psychedelischen Grooves wahr werden zu lassen. Zwei Jahre nach ihrem Debüt verschlug es die Jungs dann auf die Färöer-Inseln, wo in der Abgeschiedenheit "Om Parvat mystery" entstand. Der titelgebende Berg und das Geburtshaus des Albums zieren nun das Cover der Platte – wie klein die Welt doch ist.
Mit "Om Parvat mystery" liefern Desert Mountain Tribe ganz schön ab! Ein Teil der Presse verbucht den Sound der Gruppe als Indie oder Psychedelic-Rock. Woanders heißt es dann Stoner-Rock oder Shoegaze. Über das richtige Label für den Output des Trios ließe sich sicher vortrefflich streiten. Letztlich steckt aber ein derart großer Strauß an Einflüssen im Sound von "Om Parvat mystery", dass kaum jemand seinem Streitpartner widersprechen könnte, wenn dieser mit immer spezifischeren Begriffen um sich werfen sollte. Deutlich wird dieser Umstand bereits zu Beginn: "It's all good" startet fulminant mit einem fetten Rockriff. Wie ein Messer schneidet plötzlich eine Sologitarre durch den Soundteppich, und bevor Gedanken an Referenzen aus dem Garage-Rock-Bereich laut werden, löst sich die Spannung in Wohlgefallen auf und macht Platz für die Shoegaze-Strophe. Über dem Gitarrennebel schwebend wie ein Geist, füllt Balls Stimme die letzten Winkel des Raums. Ein wohliges Gefühl macht sich breit, und wieder greift die Musik den Gedanken vor: "It's all good man!", heißt es im Refrain.
"Wide eyes" verbreitert das Soundpanorama noch ein ganzes Stück weiter und lässt mit lockerem Gitarrenpicking Indie-Einflüsse durchscheinen. Hypnotisch wird es dann in "World". Mehr noch als in den vorausgegangenen Songs steht hier der hintergründige Hall im Vordergrund. Was paradox klingt, äußert sich im ständigen Hervortreten des eigentlich untermalenden Soundscapes, der den grundsätzlich recht straighten Track in einen wabernden Nebel hüllt und so um mindestens eine Dimension erweitert. Dieses Rezept geht auch im folgenden "Spyders" auf, das zu Beginn mit einer Akustikgitarre versucht, den Hörer auf eine falsche Fährte zu locken, sich dann aber bald groovend in Richtung Psychedelic-Rock verabschiedet.
Die zweite Hälfte des Albums wartet mit dem Gute-Laune-Rocker "VII" und dem überraschenden "Himalaya" auf. Letzterer Song entstand in Zusammenarbeit mit der britischen Weltmusikerin Najma Akhtar und führt mit Hilfe ihres Gesangs und Sitar in eine ganz andere Welt. Was zu Beginn etwas befremdlich anmutet (Weltmusik ist sicher nicht jedermanns Sache), funktioniert ausgezeichnet. Der erste Schreck weicht schnell der Erkenntnis, dass hier Musiker ohne Scheuklappen am Werk sind, die ganz genau wissen, wie sie trotz zahlloser Einflüsse ihre eigene Handschrift behalten. Im abschließenden "Chemical genius" kommt dann alles bisher Gehörte zusammen: psychedelische Grooves, Shoegaze-Gitarren, stampfende Beats und Weltmusik. Gut, dass dieser Song den Abschluss bildet, denn ohne den Kontext des zuvor Gehörten wirkt "Chemical genius", vorsichtig ausgedrückt, etwas schräg. Spätestens, wenn sich das Trio zur Mitte des Songs hin richtig in Rage spielt, beinahe in ihrem eigenen Sound zu ertrinken droht und, statt einfach stehen zu bleiben, plötzlich einen Technobeat vom Stapel lässt, hat man wirklich alles gehört.
Highlights
- It's all good
- Wide eyes
- VII
Tracklist
- It's all good
- Way back to you
- Wide eyes
- World
- Spyders
- High drive
- VII
- Himalaya
- Chemical genius
Gesamtspielzeit: 37:53 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34612 Registriert seit 07.06.2013 |
2025-03-02 16:55:10 Uhr
Deutlich besser als in Erinnerung, mag aber trotzdem die Gitarrenmeere des Vorgängers mehr. |
XTRMNTR Postings: 1277 Registriert seit 08.02.2015 |
2018-12-21 17:17:21 Uhr
Finde den Vergleich schwierig. Während das Debut in Richtung "BRMC" ging, erinnert die neue eher an "Kula Shaker".Da ich beide Bands toll finde, gefallen mir beide Alben sehr. "Spyders" und "Chemical Genius" sind meine Highlights. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34612 Registriert seit 07.06.2013 |
2018-12-21 16:30:48 Uhr
Finde das Debut leider deutlich druckvoller und besser. Eher ne Enttäuschnung das neue Album. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34612 Registriert seit 07.06.2013 |
2018-05-28 12:45:22 Uhr
Vorfreude. Mochte das Debut sehr. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28493 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-05-24 20:45:42 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
The Lucid Dream; Electric Eye; Casa Sui; DeWolff; My Bloody Valentine; Slowdive; Ride; Lush; Curve; The Jesus And Mary Chain; Spiritualized; Spacemen 3; Galaxie 500; The Velvet Underground; Lupine Howl; Loop; The Telescopes; Chapterhouse; Astrobrite; Medicine; Drop Nineteens; Cocteau Twins; Kitchens Of Distinction; Moose; Pale Saints; Spectrum; Sonic Youth; The Shining; Beat Happening; Wire; The Microphones; The Electric Prunes; The Teardrop Explodes; Colour Haze; Mother's Cake; Suns Of Thyme; Los Natas; Ahkmed; All Them Witches; Dead Vibrations
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