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Lauren Ruth Ward - Well, hell

Lauren Ruth Ward- Well, hell

Weekday
VÖ: 11.05.2018

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Ward-ismus

Lauren Ruth Ward hat geschafft, was vielen hoffnungsvollen, aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern verwehrt bleibt: Sie zog nach Los Angeles – der Dreh- und Angelpunkt der Kreativen und "Irgendwas mit Medien"-Menschen in den USA – und schaffte es innerhalb weniger Jahre, mit ihrem psychedelischen Retro-Pop eine treue Gefolgschaft aufzubauen. Beobachter attestieren etwa den Konzerten der Musikerin religiöse Züge: In den vordersten Reihen seien immer die selben ergebensten Jünger zu sehen, und auch die Selbstinszenierung Wards habe etwas Rituelles an sich – nur dass statt Gottesfurcht und Frömmigkeit eher Liebe und das eigene, authentische Ich gepredigt werden: Der "Summer of love" lässt also nicht nur im musikalischen Sinne grüßen. Passend zur Gottesdienst-ähnlichen Bühnenpräsenz gibt es nun auch die sorgfältig zusammengestellte Bibel dazu, in Form des Debütalbums "Well, hell" – so eine Religion will schließlich weiterverbreitet werden.

So achtsam, wie sich die Künstlerin nach außen gibt, so durchdacht wirkt auch ihr Erstlingswerk: Das Album besteht lediglich aus neun Stücken, die größtenteils im Pop-Bereich von dreieinhalb Minuten bleiben; die Kürze beruht allerdings mehr auf konzentriertem und komplexem Songwriting denn auf Einfallslosigkeit. "Staff only" startet die Rundreise durch die Welt der psychedelischen Musik als düstere, sphärische Country-Nummer – und schon hier ist klar, dass Wards Geheimwaffe ihr Gesang ist: Der giftet frech daher, zittert im nächsten Moment leise und bricht daraufhin wieder kraftvoll aus, was sowohl an die elfenartigen Pop-Vocals einer Ellie Goulding, als auch an die wilde Stimmakrobatik der Hop-Along-Frontfrau Frances Quinlan erinnert. Mit ihrem bemerkenswert ausdrucksstarken Organ hätte Ward genausogut mit Leichtigkeit das nächste große Sternchen am Radio-Pop-Himmel werden können, huldigt allerdings mit Songs wie "Blue collar sex kitten" lieber fuzzigem Psych-Rock der Sechziger und der proto-punkigen Fuck-You-Attitüde derselben Ära.

Den Höhepunkt des Flower-Power-Feelings erreicht "Did I offend you?", in dem eine trocken gespielte E-Gitarre das Fundament für die sonnige Gesangsmelodie und die dezente, atmosphärische Instrumentierung bildet. So fröhlich man dabei auch gerne unter dem Sternenhimmel einer warmen Sommernacht tanzen möchte, so introspektiv gibt sich Ward hier mit der verzweifelten Identitätssuche und der Zerbrechlichkeit des eigenen Seins. Die Thematik ist freilich nicht die neuste, auch abseits vom Pop-Diskurs: Selbstfindungen und Coming-of-age-Geschichten sind in Literatur und Kultur seit jeher fest verankert, begleiteten sie doch zahlreiche junge Generationen, die an sich selbst und der Welt zu wachsen hatten. Im Alleingang ist das zwar schwierig, eine Lauren Ruth Ward gibt dabei allerdings gerne Halt. Dabei hilft es, dass sie sich nicht zum Messias ihrer kleinen musikalischen Kirche gibt, sondern die eigenen Makel und Fehler in handwerklich eindrucksvolle Songs verpackt, die sich wie eine warme Umarmung und ein "Alles wird gut" im Ohr anfühlen.

(Anton Stechonin)

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Highlights

  • Sideways
  • Blue collar sex kitten
  • Did I offend you?

Tracklist

  1. Staff only
  2. Sideways
  3. Those letters
  4. Make love to myself
  5. Blue collar sex kitten
  6. Sheet stains
  7. Did I offend you?
  8. Travel man
  9. Well, hell

Gesamtspielzeit: 30:50 min.

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User Beitrag

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 20091

Registriert seit 10.09.2013

2018-05-21 17:27:36 Uhr
Saustark. Psychedelic-Country mit Wahnsinnsstimme und genau der richtigen Länge.
retro
2018-05-17 22:57:15 Uhr
not bad.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27676

Registriert seit 08.01.2012

2018-05-17 22:25:26 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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