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Haevn - Eyes closed

Haevn- Eyes closed

Warner
VÖ: 25.05.2018

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kaffee und Pustekuchen

Verstehen Sie Spaß? Ernsthafte Frage – denn man muss schon ein gerüttelt Maß an schwarzem Humor mitbringen, um der niederländischen Band Haevn nach einem Durchgang ihres Debütalbums "Eyes closed" noch wohlgesonnen zu sein. Schuld daran ist der Opener "The sea", ein herrliches Stück Träumer-Pop, den selbst der grandios talentierte Ben Howard auf "I forget where we were" hätte unterbringen können. Lange lässt der Song seine Richtung offen, erlaubt fast nur widerwillig einen sanften Beat, der sich in den Hintergrund legt. Wie die Person auf dem Cover schwebt der Song der Meeresoberfläche entgegen, begeistert durch einen fulminanten Streichereinsatz und perlt am Ende langsam aus. Ach, Opener, verweile doch. "And all our lives were told", singt Vokalist Marijn van der Meer – super Name auch – und gibt damit einen kleinen Hinweis auf den Rest des Albums. Der verblüfft nämlich dadurch, dass er die soeben erlebte Substanz fast vollständig vermissen lässt. Pustekuchen – und zwar sowohl methodisch als auch musikalisch.

Schon das folgende "Bright lights" verzeichnet einen signifikanten Qualitätsabfall und krankt am repetitiven Refrain, ist jedoch dank seiner hübsch verhallten Gitarre noch eines der besseren Stücke. Der sicher bald fällige EDM-Remix baut sich trotzdem bereits im inneren Ohr auf, man bräuchte lediglich einen fetteren Beat drüberlegen. Von hier an dümpelt "Eyes closed" in einer seltsam ungreifbaren Halbwelt herum: Nie stören die stets zurückhaltend groovenden Songs, nie packen sie aber auch so wie der eingangs erwähnte erste Fingerabdruck. Sei es "City lights", das mit schmalzigem Klavier unschön die bumsschuppigen Coldplay der letzten Jahre ins Gedächtnis ruft oder "Where the heart is", welches als vollkommene Nullnummer überhaupt keine Regung im zerebralen Nervensystem verspüren lässt. Das ist Gebrauchsmusik für Strandbars, Kaffeekränzchen und Raffaello-Werbung – für diesen Zweck sicherlich sogar noch sehr gute. Nach den Maßstäben, die die Truppe selbst gesetzt hat, ist ein solch mittelmäßiges Album aber definitiv eine dicke Enttäuschung.

Was also passieren würde, wenn sich Ben Howard dem Larifari der vollkommenen Entspannung hingäbe, skizzieren Haevn mit beeindruckender Präzision und landen irgendwo zwischen dem Low-Carb-Pop von Alle Farben, Foals ohne ihren Biss und The Script in immerhin weniger nervig. Eine Marktlücke, durchaus. Konsequenterweise haben auch die Texte mit ihren inspirativen, aber letztlich gehaltlosen Zeilen wie "Shaking off your trouble / So the silence seems to grow" Massenpotenzial und ordnen sich der allgemeinen Wohlgefälligkeit unter. Bis auf vereinzelte Ausnahmen wie das etwas flotter auf die Disco schielende "Love is a game" verschmelzen die Songs in ihrer paradiesischen Atmosphäre zu einem Batzen. Das alles wäre halb so schlimm. Nur fühlt man sich eben dank "The sea" beim Rest von "Eyes closed" wie ein Kleinkind, dem man erst ein heiß ersehntes Spielzeug gegeben hat, um es ihm dann wegzunehmen und in sichtbarer, aber unerreichbarer Entfernung baumeln zu lassen. Spaß macht das nicht.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • The sea

Tracklist

  1. The sea
  2. Bright lights
  3. Mind games
  4. City lights
  5. Back in the water
  6. Let love tear me down
  7. Where the heart is
  8. Finding out more
  9. Interlude
  10. Sinner love
  11. We are
  12. Love is a game
  13. Hold on
  14. Fortitude

Gesamtspielzeit: 51:53 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

musie

Postings: 4011

Registriert seit 14.06.2013

2024-10-14 12:42:20 Uhr
Das neue Album Wide Awake ist sehr schön geworden. Aktuell auf Tour, viele Konzerte ausverkauft.
Bri
2019-04-22 20:48:55 Uhr
How could you write something like this? If you think the album from Haevn is bad, definitely you don't understand music at all and you don't deserve to have ears!
Thommy
2018-11-03 21:04:38 Uhr
Was für ein bescheidenes Urteil für solch ein Juwel von Album. Der Mann hat ja null Ahnung von Gefühl.
Allei die Stimme ist schön sagenhaft.Traurig!
Jeanette Dreja
2018-05-19 11:58:20 Uhr
Sehr geehrter Herr Heinecker,

Ich liebe Kaffee & Pusteblumen..eh Kuchen ! Manchmal kann man Rotwein trinken bei "City Lights" & auch absolut Gin Tonic oder lieber Champagner bei "Love is a game". Ich sehe Coldplay, Ben Howard & The Script in ihrem Stück..keine schlechte Namen um damit verglichen zu werden als Band. Danke dafür ;-). Haben Sie ihre Augen geschlossen & einfach mal wirklich gut zugehört ohne zu denken? Die Musik & die Stimme von Marijn passen so gut zusammen & jedes Lied hat eine Geschichte, seine Geschichte, meine Geschichte....was ist übrigens schlecht an Strandbarmusik (alle Menschen lieben Strandbars;-))....ich hoffe, dass man sich durch Ihre Geschichte nicht abhalten lässt dieses wirklich wunderschöne Album zu kaufen & einfach nur zu geniessen...mit geschlossenen Augen...Sollten Sie diese Band mal mit offenen Augen sehen wollen..lade ich sie ein !! Und ja, ich muss die Tickets auch kaufen ! Aber ein Konzert von HAEVN in Paradiso Amsterdam is himmlisch & hoffentlich...ganz bestimmt auch bald irgendwo in Deutschland zu sehen. Ich verspreche Ihnen einen tollen Abend ! ;-)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27875

Registriert seit 08.01.2012

2018-05-17 22:22:50 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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