Jonathan Davis - Black labyrinth

Rykodisc / Warner
VÖ: 25.05.2018
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Worst new artwork
Potzblitz! Da hatte er sich wirklich angestrengt, der Jonathan Davis. Wollte den unfassbar kreativen Titel seines Solodebüts "Black labyrinth" entsprechend visuell bebildern. Mit dem Ergebnis irgendwo zwischen Kitsch, halbkomatösem Schlafwandeln und Photoshop-Fail den Preis für das schlechteste Artwork des Jahres locker im Vorbeigehen mitnehmen. Und dann? Kommen die wiedervereinigten Hanswürste von A Perfect Circle des Weges und schnappen ihm diese Goldene Himbeere mit ihrem Brechreiz-Cover vor der Nase weg! Es ist einfach auf nichts mehr Verlass. Muss der Korn-Frontmann die Preisverleihung halt über die Musik richten. Und die überrascht nicht gerade wenig – im positiven Sinne.
Die Entscheidung, eben nicht mit einem stimmigen Gitarrenbrett der Marke "Your god" in die Platte zu starten, sondern zunächst den klaustrophobischen Schleicher "Underneath my skin" vorzuschicken, ist schon ungewöhnlich. Auch der bereitet jedoch nicht ansatzweise auf das folgende "Final days" vor. Karibische Percussion trifft auf orientalische Klangfarben, weit und breit ist keine dieser heruntergestimmten Gitarren in Sicht, die das unverkennbare Markenzeichen von Davis' Hauptband sind. Umso besser, dass sich der Song nach Eingewöhnung als durchaus atmosphärisch stark entpuppt. Dass direkt danach die am meisten an Korn erinnernden Stücke folgen, mag ein Zugeständnis sein. So flott wie auf der Single "Everyone" oder im wendigen "Walk on by" sind deren Songs jedoch selten.
Doch Davis ist noch lange nicht fertig. Im Anschluss packen das starke "The secret" und das an einem deplatzierten Mittelteil krankende "Basic needs" den großen Pathos aus, um auch für die große Bühne etwas zu bieten. Dann folgen plötzlich elektrolastige Dark-Wave-Tracks, besonders "Please tell me" schafft eine überzeugende Stimmung. "What you believe" leiht sich das Gitarren-Bratzen aus dem Industrial-Genre, "Gender" mag sich als Geschlechteridentitäts-Abrechnung nicht ganz zufällig wieder orientalische Instrumentierung zur Hilfe nehmen. Viel Durcheinander? "Black labyrinth" ist weniger verworren als vielmehr eine konstruierte Reise durch verschiedene Genres, die Davis offenbar als Ventil austesten wollte. Das funktioniert überraschend gut, auch wenn nicht alle Hooks zünden und sein raues Organ nicht überall heimisch ist.
Ganz klar auf der Negativliste stehen hingegen die Texte, die sich seit 1994 gefühlt kein Stück weiterentwickelt haben. "I medicate every day / To make it go away" ist nicht nur ein furchtbares Reimschema, sondern auch ein von Davis zu oft durchgekautes Thema. Bestenfalls gut gemeint ist außerdem die Religionskritik von "What you believe", dessen Fazit "Don't need anyone from above to tell me what to do / I'm gonna do what I'm gonna do" jedoch alles andere als preisverdächtig ist. Da ist die breitgefächerte musikalische Palette in ihrer Experimentierfreudigkeit und Detailverliebtheit der deutlich erfreulichere Aspekt. "Don't judge a book by its cover", heißt ein englisches Sprichwort. Nach A Perfect Circle darf man sich nun auch bei Jonathan Davis dran halten.
Highlights
- Final days
- Your god
- The secret
- Please tell me
Tracklist
- Underneath my skin
- Final days
- Everyone
- Happiness
- Your god
- Walk on by
- The secret
- Basic needs
- Medicate
- Please tell me
- What you believe
- Gender
- What it is
Gesamtspielzeit: 50:24 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Pä#do-Fühler |
2019-01-02 02:42:05 Uhr
"I like young girls." (Jonathan Davis, 1999)https://www.youtube.com/watch?v=MdAQQWtrGe4#t=2m48s |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24572 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-05-17 22:22:29 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Robert G. Blume Postings: 864 Registriert seit 07.06.2015 |
2018-05-14 11:44:21 Uhr
What It Is: Klingt wie eine bonjoviisierte Version von Korn. Everyone: Okay, das hat ein bisschen mehr Bumms. Weiß jemand, wer da trommelt? Basic Needs: Der Anfang erinnerte mich spontan an 'Ava Adore'. Der Refrain ist langweilig. Die Ethno-Ausflüge lassen aber dann doch aufhorchen. Wie erwartet tolle Produktion, aber ich höre eher mit Interesse als mit wirklicher Begeisterung. |
Anon |
2018-05-13 22:39:40 Uhr
Langweilig... Wer das gut findet hat seine Ansprüche ziemlich nach unten geschraubt |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24572 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-05-11 18:16:55 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Korn; Nine Inch Nails; Filter; Deftones; Marilyn Manson; Linkin Park; Stone Sour; Slipknot; Fear Factory; Machine Head; Disturbed; Godsmack; Sevendust; Staind; Anthrax; 4Lyn; Kittie; Mudvayne; Rammstein; Depeche Mode; Dave Gahan; De/Vision; Editors; Moby & The Void Pacific Choir; Kula Shaker; Apoptygma Berzerk; VNV Nation; Placebo; Puscifer
Surftipps
- https://www.jonathandavis.com/
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- https://de.wikipedia.org/wiki/Jonathan_Davis_(Rockmusiker)
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- https://www.allmusic.com/artist/jonathan-davis-mn0000263782
- https://www.last.fm/music/Jonathan+Davis
- https://www.metal-hammer.de/jonathan-davis-korn-verkuendet-n euen-song-solodebuet-und-tournee-2018-1014211/
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