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At The Gates - To drink from the night itself

At The Gates- To drink from the night itself

Century Media / Sony
VÖ: 18.05.2018

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Ist schon gut

Es war ja auch zu schön, um wirklich wahr zu sein. 2014, nach schlappen 19 Jahren Zwangspause, finden sich mit At The Gates lange vermisste Gründungsmitglieder der so genannten Göteborger Schule des Death Metal zusammen, um mit "At war with reality" ein Album einzutrümmern, das diese Schule direkt wieder in die Neunziger beförderte – so, als hätte es die Alternative-Ausflüge der Weggefährten In Flames, um nur einmal ein Beispiel zu nennen, nie gegeben. Doch Kontinuität war leider nie die herausragende Eigenschaft der Band um den so herrlich authentischen Frontmann Tomas Lindberg, und so blieb der Traum, in der Originalbesetzung weiter zu machen, mit dem Abgang des Gitarristen und neben Lindberg wichtigsten Songwriter Anders Björler im vergangenen Jahr nur von kurzer Dauer. Stehaufmännchen Lindberg ficht so etwas offenbar nur mäßig an, und so überraschen die Schweden natürlich nicht mit dem Umstand, überhaupt eine neue Platte zu veröffentlichen, sondern damit, dass "To drink from the night itself" direkt ein Konzeptalbum sein soll, ein Konzeptalbum über das Werk "Die Ästhetik des Widerstands" des deutsch-schwedischen Schriftstellers Peter Weiss.

Angesichts des Umfangs dieser Roman-Trilogie, die – ganz grob vereinfacht – die Kunst an sich als Mittel zum Widerstand gegen Unterdrückung beschreibt, kann man also zumindest einmal festhalten, dass die Skandinavier nicht vor großen Ambitionen zurückschrecken. Dass aber "To drink from the night itself" nicht eben zu übermäßiger Euphorie hinreißt, liegt jedoch nicht zwangsläufig am Albumkonzept. Bleiben wir jedoch erst einmal auf der Habenseite. Okay, ein orchestral angehauchtes Intro hatten wir unlängst erst bei Kreators "Gods of violence". Geschenkt. Dann jedoch trümmern die Schweden ihren Elchtod, wie man ihn halt so kennt. Und das ist erst einmal positiv zu sehen, kann doch der Titeltrack direkt überzeugen und auf Ohren und Hirne einprügeln, dass es sich eben um eine Platte von At The Gates handelt und von niemand anderem sonst.

In die selbe Kerbe haut "Palace of lepers", dessen bösartige Leads schon nahe an der Virtuosität von Arch Enemy liegen, während im Anschluss "Daggers of black haze" mit einem feinen akustischen Zwischenspiel gekonnt das Tempo verschleppt. Und weil das so gut funktioniert, wird das Hauptriff von "The colours of the beast" gleich mal auf Doom-ähnliches Tempo gedrosselt, was dem Song genau das gewisse Etwas verleiht, das er braucht, um wirklich hängen zu bleiben. Das direkt folgende "A labyrinth of tombs" hingegen arbeitet genau diametral dazu – es reißt schlichtweg alles nieder und dürfte genau deshalb live für kochende Moshpits sorgen.

Doch je länger die Platte läuft, desto mehr drängt sich eine Frage auf: Warum will sich die große Euphorie nicht einstellen, die so einige dieser großartigen Songs zweifelsohne verdient haben? Denn eigentlich machen At The Gates alles richtig, "To drink from the night itself" ist eine gute, eine starke At-The-Gates-Platte. Leider jedoch auch nicht mehr. Und das liegt an zweierlei Gründen. Zum einen – und das ist ein höchst subjektiver Eindruck – scheint Tomas Lindberg mitunter Angst vor der eigenen Courage zu bekommen. Niemand erwartet ein Prog-Album von dieser Band, die sich so verdient gemacht hat. Doch mitunter scheint es, als wichen die Riffideen vor der übermächtigen literarischen Vorlage zurück. Der zweite Grund ist die Produktion, die Lindbergs heiser bellenden Gesang arg weit zurück treten lässt, zudem so dicht gepackt ist, dass es wahnsinnig schwer fällt, der kompositorischen Linie zu folgen. Zu Deutsch: Es ballert zu komprimiert. Nun müssen At The Gates bei einer späteren Platte vielleicht nicht gerade auf Jens Bogren zurückgreifen. Aber ein wenig mehr Herz und etwas weniger Kopf täte dem Sound der Band, die trotz allem immer noch der ungestüme dreckige Bruder von In Flames und Dark Tranquillity ist, schon gut.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • To drink from the night itself
  • Palace of lepers
  • The colours of the beast

Tracklist

  1. Der Widerstand
  2. To drink from the night itself
  3. A stare bound in stone
  4. Palace of lepers
  5. Daggers of black haze
  6. The chasm
  7. In nameless sleep
  8. The colours of the beast
  9. A labyrinth of tombs
  10. Seas of starvation
  11. In death they shall burn
  12. The mirror black

Gesamtspielzeit: 44:46 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-05-17 22:21:19 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Autotomate

Postings: 6174

Registriert seit 25.10.2014

2018-04-19 16:27:42 Uhr
Neues Album "To Drink from the Night Itself" erscheint am 18. Mai 2018. Zwei Songs gibt's schon bei YouTube zu hören (was ich aber noch nicht getan habe):

01. Der Widerstand
02. To Drink from the Night Itself
03. A Stare Bound in Stone
04. Palace of Lepers
05. Daggers of Black Haze
06. The Chasm
07. In Nameless Sleep
08. The Colours of The Beast
09. A Labyrinth of Tombs
10. Seas of Starvation
11. In Death They Shall Burn
12. The Mirror Black
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