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Ails - The unraveling

Ails- The unraveling

Flenser / Cargo
VÖ: 18.05.2018

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Bis es blutet

Freunde des gepflegten Getöses dürften bei der Erwähnung von Ludicra feuchte Augen bekommen. Die Band aus Oakland stand für kompromisslosen und experimentierfreudigen Black Metal mit Schlagseite. Seitdem Ludicra nicht mehr existieren, ist es um deren Gitarristin Christy Cather und Sängerin Laurie Shanaman ruhig geworden. Zwar gründeten diese bereits im Jahr 2015 Ails, doch erst jetzt erhält das neue Projekt größere mediale Aufmerksamkeit. Aus gutem Grund. Denn "The unraveling" zählt bereits zu den Metal-Alben des Jahres.

Während bei so manchem Vertreter des Genres Aggression mit Kasperletheater verwechselt wird, regiert im Hause Ails der blanke Hass. Shanaman tut nicht so, als ob, sie schreit wirklich. Aus voller Kehle, bis es blutet. Auch die musikalische Begleitung bietet weit mehr als Geschredder und Blastbeats, weshalb Puristen mit "The unraveling" ihre liebe Not haben werden. Alle anderen dürften schon nach dem Genuss des Openers "The echoes waned" beglückt in der Ecke liegen. Klassische Hochgeschwindigkeits-Exzesse wechseln sich mit Passagen ab, die mit einem Bein im Noise-Rock und dem anderen in im fünften Kreis der Hölle stehen. Herausragend ist hierbei das Zusammenspiel der Instrumente. Besonders das, was der Drummer Colby Byrn veranstaltet, besitzt Referenzcharakter. Er versteht es nicht nur, mit aller Gewalt auf seine Töpfe und Becken zu dreschen, sondern weiß genau, wann er sich zurücknehmen und dem Rest der Band Spielraum geben muss.

Und seine Kollegen und Kolleginnen verstehen sich darin, diesen zu nutzen. Dissonante Arpeggios bereiten lupenreine Thrash-Ausbrüche vor, welche wiederum ohne Vorwarnung von Ausflügen in die Dunkelkammer des menschlichen Befindens abgelöst werden. "Mare weighs down" folgt beispielsweise konsequent diesem Schema. "The ruin" macht hingegen seinem Titel alle Ehre. In knapp drei Minuten hauen Ails alles zu Klump, was sich im Radius der bis zum Bersten aufgerissenen Verstärker befindet. Keinen Deut harmloser agiert "Dead metaphors". Auch hier variiert die Band meisterhaft das Tempo. Ein hymnisches Intro, das sich auch auf einem Earth-Album hervorragend machen würde, wird per Abrissbirne aus dem Bewusstsein befördert.

Das Beste kommt jedoch zum Schluss, in Form des neunminütigen Reinigungsrituals "Bitter past". Zunächst steigert sich der Song in völlige Besessenheit hinein, bevor er nach etwas mehr als vier Minuten eine Verschnaufpause einlegt. Was dann folgt, macht im besten Sinne fassungslos. Shanaman und Cather keifen sich die Seelen aus den Leibern, während die Gitarren sich im Wahn verlieren. Gerade als man glaubt, der Song könne nicht mehr intensiver werden, finden Ails den Weg in eine fast schon besänftigende Schlussmelodie. Die Betonung liegt hierbei auf "fast". Was übrig bleibt, sind Gitarrenfeedbacks und die Erkenntnis, soeben Zeuge von etwas verdammt Großem geworden zu sein.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • The echoes waned
  • Bitter past

Tracklist

  1. The echoes waned
  2. Dead metaphors
  3. Any spark of life
  4. Mare weighs down
  5. The ruin
  6. Bitter past

Gesamtspielzeit: 40:39 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2018-05-17 22:20:54 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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