City Light Thief - Nothing is simple

Midsummer / Cargo
VÖ: 03.05.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Time is not a remedy
Den Job, die Beziehung, den Nachwuchs, dazu Hobbys und Freunde gleichzeitig unter einen Hut kriegen? Nein, leicht ist das nicht. Und eigentlich unmöglich in die sieben Tage der Woche zu packen, in der man den Montag lautstark beklagt, nur um sich alsbald die Augen zu reiben, dass schon wieder Wochenende ist. Zeit ist eine unerbittliche Konstante. Was also tun musikbesessene Mittdreißiger, die neben all den Alltagsbaustellen ihre durchaus ambitionierte Band am Leben halten wollen? Nun, tatsächlich ist es manchmal fast verwunderlich, dass es City Light Thief gibt. Und dass die sechs Kölner mit "Nothing is simple" trotz unregelmäßiger Proben und häufig eher spontaner Auftritte in zuweilen wechselnder Besetzung ihre bisher wohl beste Platte gemacht haben. Und die kommt quasi spontan und frisch aus dem Studio, ist zunächst digital, im August 2018 auch haptisch zu haben.
Was den aufs erste Ohr nicht unbedingt brandneuen Stilmix von City Light Thief zwischen Emo, Pop und Punk/Hardcore so hörenswert macht? Da wäre zum einen das Songwriting: "To hysteria" eröffnet den Reigen der elf neuen Stücke zunächst als klassischer Emocore-Brecher mit Tempo, Geschrei, Shoutings und mit dem wohl pfundigsten Talent der Band: dem Mut zur Melodie. Denn spätestens dann, wenn der Opener nach 1:55 Minuten das Strophe-Refrain-Schema verlässt und begleitet von dezenten Synthies zum atmosphärischen Chor-Finale ausholt, ist klar, dass sich City Light Thief mit dem Standard-Baukasten des Genres nicht allzu gern gemein machen. Aber wenn Refrain, dann tanzt die Truppe nicht um den heißen Brei herum, sondern lässt den stampfenden Titelsong über seinen relaxten Mittelpart hinweg zum echten Ohrwurm reifen.
Noch besser gerät das luftig-poppige "Infinity loop", welches mit Mehrstimmigkeit und weiblichem Co-Gesang punktet und nach kleiner Shout-Einlage zum Ende hin alle animiert, gemeinsam im Refrain-Meer zu baden. A propos groß: Wo auch immer der Chorus der Auskopplung "Somersault" gereift ist, man möchte ihn bitte endlich pflücken und dann immer wieder verputzen. Doch City Light Thief können auch anders: "Fatigue" ist der Intensität überhaupt nicht müde, erlaubt den Gitarren verzerrte Ausflüchte, baut die Oktaven ein Stück tiefer und erinnert nicht von ungefähr an Title Fights düsteres Meisterstück Hyperview. "No one, nowhere" kommt rabiater daher, passt das Leder geschickt zwischen Hardcore und früheren, vertrackteren Biffy-Clyro-Kompositionen hin und her, während das nachdenkliche "Communion" seine Konzentration auf sehnsüchtige Gitrarrenflächen legt.
Was "Nothing is simple" neben all den gut taktierten Wendungen innerhalb der Songs mehr als bloß zur runden Sache macht, ist das intelligent verzahnte Zusammenwirken von Gitarren, Stimmen und Synthies. City Light Thief transportieren die Energie und ihre Spielfreude dabei über Variation im Gesang, der immer wieder zwei- oder mehrstimmig, mal einfühlsam, mal aufwühlend und wütend, aber immer aus dem Bauch heraus zu überzeugen weiß und für Überraschungsmomente sorgt, wie sie einst Taking Back Sunday so gekonnt zelebrierten. Und so kommt dieses Album bei aller Unerbittlichkeit der Uhr ein wenig zeitlos daher, dazu recht spontan, aber ganz sicher zur rechten Zeit.
Highlights
- To hysteria
- Somersault
- Infinity loop
Tracklist
- To hysteria
- Death trip
- Fatigue
- Somersault
- Infinity loop
- Say yes to everything
- No one, nowhere
- Trickster
- Communion
- Body horror
- Torch song
Gesamtspielzeit: 46:07 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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eric Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 2883 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-05-11 11:54:05 Uhr
Bekommt hier auch nur eine Besprechung, weil aus dem GHvC-UmfeldNö, bekommt hier eine Besprechung, weil tolle Platte. Und eben mehr als Krach, teilweise sogar eher sehr zugänglich und popinfiziert. Die ersten beiden Alben wurden wohl damals wegen niedrigerer Bewertung aussortiert. |
Der Beobachter |
2018-05-11 11:35:01 Uhr
Bekommt hier auch nur eine Besprechung, weil aus dem GHvC-Umfeld, sonst sind die nicht mehr oder weniger der Rede wert als jede beliebige Krachkombo! |
nilsss |
2018-05-11 11:29:35 Uhr
@martins: empfinde ich bei city light thief tatsächlich nie so, im gegenteil. |
MartinS Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 1395 Registriert seit 31.10.2013 |
2018-05-11 10:59:31 Uhr
Gutes Album, wird aber aufgrund schneller Abnutzung eher was für zwischendurch |
nilsss |
2018-05-11 10:30:05 Uhr
richtig stark. gute band! |
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Referenzen
Circa Survive; Taking Back Sunday; Thursday; Title Fight; La Dispute; Brand New; Touché Amoré; Defeater; Modern Life Is War; Thrice; Spanish Love Songs; Alexisonfire; Tiny Moving Parts; The World Is A Beautiful Place And I Am No Longer Afraid To Die; Enter Shikari; New End Original; Gallows; Paper Arms; Pianos Become The Teeth; Boysetsfire; Last Days Of April; mewithoutYou; Donots; The Hotelier; Sorority Noise; Biffy Clyro; Manchester Orchestra; Dredg; Leoniden; Pale; Slut; Blackmail; Abay; Hot Water Music; Make Do And Mend; Jimmy Eat World; Fugazi; Heisskalt; Tiger Lou; Desaparecidos; The Ataris; Rival Schools; Jawbreaker
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- City Light Thief - Nothing is simple (6 Beiträge / Letzter am 11.05.2018 - 11:54 Uhr)