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Toundra - Vortex

Toundra- Vortex

Inside Out / Sony
VÖ: 27.04.2018

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Passgenau

Es gibt diesen Moment in "Tuareg", dem dritten Track auf Toundras fünftem Album "Vortex", in dem alles klar wird. Nach ungefähr dreinhalb Minuten mündet ein sich dramatisch zuspitzender Spannungsaufbau in ein Riff, das jeden Zweifel beiseite räumt und die folgende Erkenntnis erzwingt: Toundra sind derzeit eine der herausragendsten Post-Rock-Bands des Planeten. Derer gibt es 2018 zwar bei weitem nicht mehr so viele wie noch vor einer Dekade, totzukriegen ist das Genre mit den Crescendi und Delay-Gitarren dennoch nicht. Dass Toundra eine außergewöhnliche Band sind, zeigte schon deren Nebenprojekt Exquirla, welches im vergangenen Jahr mit "Para quienes aún viven" gleichermaßen Kritiker und Hörer verzückte. Während Exquirla vom Reiz der unwahrscheinlichen Verbindung aus feisten Riffs und exaltiertem Flamenco-Gesang lebte, funktioniert die Musik Toundras viel direkter. Gesang gibt es nicht, stattdessen reihen die vier Spanier eine grandiose instrumentale Idee an die nächste.

Dabei erfinden sie sicher nicht das Rad neu, sondern greifen all jene losen Enden des Post-Rock auf, die seit geraumer Zeit auf Wiederaufnahme und Neuverdrahtung warten. Auf "Vortex" trifft man sie wieder, die alten Bekannten. Alle: die sägenden Leadgitarren, das entfesselt voranpreschende Schlagzeug, den voluminösen Bass und vor allem die ausschweifenden Arrangements, deren einziges Limit der Himmel zu sein scheint. Obwohl viele der Tracks weit jenseits der Sechs-Minuten-Marke ins Ziel kommen, folgen die Kompositionen stets einem klaren Konzept. Überraschende Wendungen inklusive. So schlägt "Cobra" einige Haken, ehe es den Weg in die Euphorie findet. Auch das eingangs erwähnte "Tuareg" bietet noch weit mehr als diesen einen definierenden Augenblick. Besonders die wundervollen Gitarrenharmonien des Schlussteils verdienen eine Erwähnung.

Die höchsten Höhen erklimmt indessen "Mojave". Was mit einigen spärlichen Akkordfetzen und Elektrobeats beginnt, entwickelt sich zu einer ebenso wechselhaften wie aufregenden Reise in den Klangkosmos der Madrilenen. Während im Mittelteil aufgrund dominanter Ostinato-Figuren Erinnerungen an Maserati wach werden, gehören die letzten beiden Minuten klar in die Kategorie "Machtdemonstration". So ein Stakkato-Riff muss man nicht nur spielen, sondern auch an den Mann bringen können. Und das gelingt Toundra in beeindruckender Manier. "Vortex" ist jedoch weit mehr als eine bloße Leistungsschau. Gerade die kleinen Verschnaufpausen zwischen den Longtracks tragen ungemein zur atmosphärischen Verdichtung bei. "Kingston falls" ist beispielsweise gerade einmal vier Minuten lang, besitzt aber genug Wucht, um weit länger im Gedächtnis zu verweilen.

Die größte Stärke der Spanier ist ohne Zweifel ihr Mut zur Verknappung. Während andere, sogenannte progressive Bands gerne mal das Komponieren mit dem Onanieren verwechseln, lassen Toundra die wichtigsten Dinge gerne einfach sein. Schon als der instrumentale Teil Exquirlas bewies die Band ein außerordentliches Gespür für stimmungshebende Harmonien. Dieses ist ihnen gottlob nicht abhanden gekommen: "Cruce oeste" sei diesbezüglich als Musterbeispiel genannt. Die schlichte und ergreifende Melodie, die den finalen Part einleitet, versucht gar nicht erst, kompliziert zu sein. Ganz simpel und genau deshalb so effektiv ist sie. Die Kunst besteht letzten Endes darin, die passenden Töne zu spielen.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Cobra
  • Tuareg
  • Mojave
  • Cruce oeste

Tracklist

  1. Intro vortex
  2. Cobra
  3. Tuareg
  4. Cartavio
  5. Kingston falls
  6. Mojave
  7. Roy Neary
  8. Cruce oeste

Gesamtspielzeit: 43:18 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Leech85

Postings: 771

Registriert seit 15.03.2021

2021-03-30 10:56:53 Uhr
Tolles Album mit vielen technischen Details. Toundra sind eine Post Rock Band mit einem ganz eigenen Sound. Dieses Album steigert sich von Song zu Song und findet am Schluss bei Cruce Oeste seinen Höhepunkt. Ein wunderschönes Ende zu einem Druckvollen Album.

Huhn vom Hof

Postings: 5736

Registriert seit 14.06.2013

2018-05-04 22:59:19 Uhr
Mich hat das Albumcover neugierig gemacht. Schöne Neuentdeckung.

tjsifi

Postings: 787

Registriert seit 22.09.2015

2018-05-04 10:33:48 Uhr
Kannte die Band nicht und bin durch Zufall drauf gestossen.
Tolles Album aber auch die bisherigen Releases sind klasse. Werde ich mich mal genauer mit der Band beschäftigen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2018-05-03 21:00:59 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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