Parkway Drive - Reverence
Epitaph / Indigo
VÖ: 04.05.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Anders ist besser
Eigentlich haben Parkway Drive ja wirklich alles, was man sich als Band wünschen kann: Sie sind weltweit erfolgreich, eine der beliebtesten Metalcore-Bands überhaupt und werden selbst von der Fachpresse durchweg als renommierte Künstler anerkannt. Kaum einer würde den Australiern wohl ein wenig Stillstand übelnehmen. Immerhin erfreuen sich auch die ähnlich profilierten deutschen Genre-Heroen Heaven Shall Burn mit jeder neuen Platte ungebrochener Gegenliebe, obwohl diese trotz kontinuierlicher Qualität selten wirklich mutig werden. Parkway Drive aber gehen mit ihrem Erfolg anders um, denn sie nutzen ihn als sicheres Polster, um sich ohne große Bedenken völlig neu entfalten zu können. Was die Band mit "Ire" 2015 schon angedeutet hatte, setzt "Reverence" mit noch deutlicherer Konsequenz fort: Parkway Drive kommen auf ihrer neuen Platte nur noch in gelegentlichen Remineszenzen als Metalcore-Pioniere zum Vorschein und stellen sich dafür musikalisch so breit und kreativ wie noch nie auf.
In den allermeisten Fällen gelingt diese Neuausrichtung wirklich exzellent. "The void" lässt Parkway Drive etwa ungeahnt thrashig erklingen, was der Band hervorragend steht, auch weil Frontmann Winston McCall wohl noch nie derart hymnische Gesangspassagen gelungen sind. "I hope you rot" würde mit seinen knüppelnden Melodic-Death-Metal-Riffs stark an die besagte deutsche Referenz-Band Heaven Shall Burn erinnern, wenn die durchgängig stürmische Atmosphäre nicht durch regelmäßig wiederkehrende Background-Chöre durchbrochen würde. Ein besonders gelungenes Experiment vollbringt die Band in "Cemetery bloom", das unter einem Synthie-Streicher-Teppich zwischen erhabenen Choralgesängen und McCalls Sprechgesang changiert und damit ein überraschendes, bedrückendes und im Gesamtkontext stimmiges Konstrukt schafft.
Zu jenem Sprechgesang greift McCall auf "Reverence" fast immer dann, wenn er gerade nicht die Kehle zum Schrei erhebt. Das funktioniert in manchen Fällen gut, stellt an anderen Stellen aber die wohl einzige wirkliche Schwäche der Platte dar. Gerade in "Shadow boxing" versucht sich McCall an einem ambitionierten Stimm-Crescendo, indem er seine Zeilen fast Rap-artig losfeuert, was eher aufgesetzt und deplatziert wirkt. Viel besser macht er es im Closer "The colour of leaving", der unter melancholischen Gitarrenmelodien beinahe ein Art Spoken-Word-Hörspiel inszeniert. Während der Wind im Hintergrund leise rauscht und die Krähen krächzend in der Luft kreisen, treten Parkway Drive in beschwert ausklingender Atmosphäre von der Bühne. Es ist das finale Puzzlestück, mit dem die Band nicht nur sich selbst, sondern auch der Szene eine wichtige Botschaft mit auf den Weg gibt: Veränderung tut gut. Und deswegen darf eine Metal-Platte eben auch mal traurigschön enden.
Highlights
- Cemetery bloom
- The colour of leaving
Tracklist
- Wishing wells
- Prey
- Absolute Power
- Cemetery bloom
- The void
- I hope you rot
- Shadow boxing
- In blood
- Chronos
- The coulour of leaving
Gesamtspielzeit: 42:44 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Affengitarre User und News-Scout Postings: 11094 Registriert seit 23.07.2014 |
2021-01-18 19:58:51 Uhr
Ich denke mal, das ist einfach nur eine Art Gruß an die deutsche Fanbase, die ja recht groß zu sein scheint. Die ersten beiden Alben fand ich noch recht gut, aber die Band hat sich mittlerweile doch in eine Richtung entwickelt, mit der ich nichts anfangen kann. Trotzdem schön, dass sie Erfolg haben. |
Badly Drawn Boy Postings: 45 Registriert seit 22.07.2016 |
2021-01-18 19:50:36 Uhr
Warum die sowas machen? Nun, man darf nicht vergessen, dass Rammstein in der anglophonen Welt nach wie vor ein Riesending sind, weshalb wohl manche dort denken, es wäre cool, deutsch zu singen. Und Hand aufs Herz, das Englisch mancher deutscher Acts ist auch nicht viel besser. |
fakeboy Postings: 5186 Registriert seit 21.08.2019 |
2020-02-24 11:32:52 Uhr
In den Sechzigern mag das ja noch Sinn gemacht haben, weil die Englischkenntnisse in Deutschland geringer waren. In den 60er/70er gab's auch ab und zu deutsche Textübersetzungen als Plattenbeilage (ich hab bspw. eine Tom Waits LP aus den 70ern mit Übersetzungen). Aber heute? Muss nicht sein.. |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 11094 Registriert seit 23.07.2014 |
2020-02-24 11:24:18 Uhr
Die Idee ist jedenfalls nicht neu. :D |
fakeboy Postings: 5186 Registriert seit 21.08.2019 |
2020-02-24 09:58:05 Uhr
Peinlicher als die deutsche Version von Bad Religions Punk Rock Song (das Lied ist ja schon auf Englisch eines der übelsten der Bands) kann es gar nicht sein. Warum nur kommen Bands auf die Idee, es brauche eine deutsche Version ihrer Lieder? |
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Referenzen
Heaven Shall Burn; Metallica; Amon Amarth; Avenged Sevenfold; Boysetsfire; Underoath; Anthrax; Slayer; While She Sleeps; Make Them Suffer; Iron Maiden; Shinedown; Code Orange; In Flames; Napalm Death; Carnifex; Alice Cooper; Municipal Waste; Caliban; Miss May I; Hundredth; Wovenwar; Every Time I Die; Fear Factory; Trivium; Bring Me The Horizon; Alazka; Guns'n'Roses; Slash; Cursed Earth
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